Kunst als Inspiration: Die Sammlung Schwarm

In seinem Heim am Wannsee sammelt Christian Kaspar Schwarm Kunst. Der Großteil der Werke stellt zeitgenössische politische und kulturelle Themen in den Mittelpunkt – und die Auseinandersetzung mit ihnen.

EINE SEINER ERSTEN PRÄGENDEN Begegnungen mit Kunst, erinnert sich Christian Kaspar Schwarm, war eine Postkarte des wohl bekanntesten Werks von Sigmar Polke: „Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!“ Als er Jahrzehnte später ein Gemälde des Schweizer Künstlers Beni Bischof mit dem Spruch „Höhere Wesen befehlen: In linker unterer Ecke Sigmar Polke hinmalen“ sah, musste es natürlich direkt in sein Heim einziehen.

IN KLADOW BEFINDET SICH die Sammlung Schwarm, in einem Haus mit Blick auf den Wannsee. Für Schwarm und seine Lebensgefährtin Lea Irmisch ist dieser Ort Zuhause und Arbeitsplatz zugleich. Die Grenzen zwischen beiden Welten werden bewusst fließend gehalten. „Wer wie wir mit Kunst lebt, setzt sich tagtäglich mit ihr und ihren Botschaften auseinander – oft unmerklich, häufig aber auch ganz bewusst und absichtlich“, stellt Schwarm fest. Als strategischer Impulsgeber begleitet er Unternehmen in die Zukunft. Empfindet er sich auch beim Kuratieren der Sammlung als Berater? Schwarm verneint – die Auseinandersetzung mit Kunst rege ihn vielmehr bei seiner beruflichen Tätigkeit an. In divergenten Künstlern sieht er Richtungsweisende, durch die neue gesellschaftliche Strömungen ausgelöst werden.

FÜR CHRISTIAN KASPAR SCHWARM ist das Sammeln von Kunst also Inspiration und nicht Mittel zur Selbstdarstellung. Dennoch dürfe Kunst auch eine gewisse Exklusivität besitzen – nämlich inhaltlich. Gern solle sie fordern, gern den Horizont erweitern. Die Zugänglichkeit vor allem zeitgenössischer Kunst hat für Schwarm einen hohen Stellenwert. Die soziale Öffnung mit einer inhaltlichen Exklusivität auszubalancieren nennt er ein wichtiges Bestreben. „Allerdings ohne dass dabei der Anspruch heruntergefahren wird.“ Dafür setzt sich Schwarm leidenschaftlich ein: über die 2008 von ihm gegründete digitale Plattform „Independent Collectors“ und bei den Freunden der Nationalgalerie, in deren Kuratorium er sich ehrenamtlich engagiert.

WAS DIE EIGENE SAMMLUNG BETRIFFT, befasst sich ein Großteil der Werke mit zeitgenössischen politischen und kulturellen Ideen und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit ihnen. Besondere Begeisterung hegt Schwarm für die Werke der kanadischen Malerin Ambera Wellmann. Vor einem ihrer Gemälde lassen sich Schwarm und Irmisch für diskurs fotografieren.

VIELE WEITERE PERSÖNLICHE FAVORITEN kann der Sammler aufzählen. Er liebe „die feinen Beobachtungen des Fotografen und Archivkünstlers Peter Piller, der mit seinem besonderen Blick unsichtbare Funktionsmechanismen unseres menschlichen Zusammenlebens offenlegt. Die fast schon alchemistischen Konstruktionen der schwedischen Künstlerin Nina Canell, die in ihrer Arbeit die Grenzen zwischen Natur und Technik verflüssigt. Die Textarbeiten, Zeichnungen und Objekte der Britin Fiona Banner, die seit Jahrzehnten zwischen Härte und Romantik hin- und herpendeln.“ Wenn er über Kunst spricht, gerät Christian Kaspar Schwarm ins Schwärmen.

Text: Clara Espe
Foto: © Franz Grünewald
Datum: März 2024

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