GIFTD

Mit Schenk-Ökonomie den Modekonsum verändern

DER JEANS AUF DEM FOTO IST ANZUSEHEN, dass sie gern getragen wurde. Das T-Shirt direkt daneben steckt noch in der Originalverpackung. Nun suchen beide eine neue Trägerin. „Wir glauben an die Kraft des Schenkens“, sagt Hannah Kromminga, „und unsere App zeigt: Die Schenk-Ökonomie ist bereit für den Mainstream.“ Im März 2021 fiel der Startschuss für das Projekt: Nach zwei Jahren Produktentwicklung baute GIFTD in Berlin eine Community auf. Bis jetzt wurde die App 10 000-mal downgeloadet, pro Monat verzeichnet die Plattform rund 1000 Nutzerinnen.

DIE BEDIENUNG DER APP wurde von Krommingas Mitstreiter Michael Gegg entwickelt. Sie ist bewusst einfach gehalten: Sobald ein Foto des Kleidungsstücks hochgeladen worden ist, wird es den Mitgliedern der Community in einem bestimmten Kilometerradius angezeigt. Wer das Teil haben möchte, nimmt Kontakt auf und holt es ab. Das ist alles. „Oft ist es neue Kleidung, die im Resale nicht viel Umsatz bringen würde“, sagt Kromminga, „aber verschenken lässt sie sich noch sehr gut.“

DASS SICH DIE GRÜNDERIN auf die Modeindustrie konzentriert, hat seinen Grund: „Dieses Konsumsegment bietet ein riesengroßes Potenzial. Außerdem ist Mode etwas sehr Emotionales, vielen fällt es schwer, sich von einem Kleidungsstück zu trennen – auch wenn es nie getragen wurde.“ Gerade solche Modeartikel will Kromminga im Kreislauf halten: Das Schicksal, in der hintersten Ecke des Kleiderschranks vergessen zu werden, teilen laut einer aktuellen Greenpeace-Studie 40 Prozent aller Kleidungsstücke in Deutschland; 2022 belief sich ihre Anzahl auf 1,8 Milliarden. Beim Roll-out der App sei sie auf Berlin fokussiert, sagt die Gründerin: „Wir wollen die Dynamik so einstellen, dass die Community organisch, aus sich heraus, wächst.“

FÜR DIE FINANZIERUNG VON GIFTD konnte Hannah Kromminga private Kapitalgeber mobilisieren, die sich bis heute engagieren. Langfristig sei allerdings ein internationaler Markteintritt geplant. Erste Communitys in Lissabon und Zürich zeigten, dass die Idee der Schenk-Ökonomie auch in anderen Ländern auf Interesse stößt. „Das ist gut“, sagt Hannah Kromminga. Denn noch landen weltweit rund 30 Milliarden neue, nie getragene Kleidungsstücke pro Jahr auf dem Müll. GIFTD hat also durchaus das Zeug zum „Global Player“.

Foto: © GIFTD
Datum: November 2023

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