Der stationäre Einzelhandel braucht neue Konzepte, um Kundinnen für den Einkauf vor Ort zu begeistern. Welche das sein könnten, dazu melden sich Vertreter der Berliner Wirtschaft zu Wort.
Romy Schubert,
Geschäftsführerin der Business Improvement District Ku’damm Tauentzien GmbH
© Urbschat Berlin
„Standortgemeinschaften leisten einen wichtigen Beitrag zur Aufwertung von Geschäftsstraßen und somit auch zur Stärkung des stationären Einzelhandels. Ein mögliches Instrument zur Finanzierung von unterstützenden Maßnahmen ist das Business Improvement District (BID). Weltweit als pragmatisches und funktionales Instrument in der Stadtentwicklung zum Erhalt oder zur Verbesserung der Standortqualität etabliert, steht bei einem BID das private Engagement im Fokus. Immobilieneigentümer einer Geschäftsstraße vereinen sich in einer Standortgemeinschaft und investieren in Maßnahmen im öffentlichen Raum. Ihr Wirken wird von der öffentlichen Hand begleitet und kontrolliert. Es werden zu 100 Prozent private Gelder investiert, um über die Maßnahmen der Stadt hinaus zusätzliche Projekte umzusetzen – vergleichbar mit einem Sahnehäubchen auf dem Cappuccino. BIDs können keine toten Innenstädte wiederbeleben, jedoch Zentren, die in ihrer Struktur funktionsfähig sind, in ihrer Qualität so aufwerten, dass die Lebendigkeit erhöht und Frequenzen und Umsätze der Gewerbetreibenden gesteigert werden. Ein BID sichert für einen gesetzlich festgelegten Zeitraum die finanzielle Grundlage, um Maßnahmen im öffentlichen Raum, die mit ansässigen Stakeholdern abgestimmt sind, umsetzen zu können. Es dient der Netzwerkbildung und der gemeinsamen Zielentwicklung von Eigentümern, Gewerbetreibenden, Kreativwirtschaft und der öffentlichen Hand.“
„Das KaDeWe ist in erster Linie ein Ort der Inspiration und der Zusammenkunft in der Innenstadt. Wir wollen individuelle Luxusmomente für unsere Besucher erschaffen, die die Sinne ansprechen und mit einem physischen Erlebnis verbunden sind, das lange nachwirkt. Diese Momente gestalten wir über unser kuratiertes Angebot, bei dem internationale Player neben jungen Nischenlabels und lokalen Marken zu finden sind. Aber auch über Schaufenstergestaltungen, Interieur-Architektur, Pop-up-Flächen und Kampagnen, die dem Zeitgeist entsprechen. Wir bieten Services, die von Beauty-Treatments bis zu Personal Shopping reichen, und auf der weltbekannten ‚Sechsten‘ können Gäste Kulinarik in allen Facetten genießen, in unseren Restaurants sogar bis Mitternacht. Für die einmaligen Erlebnisse unserer Kundinnen sind unsere vielfältigen Eventformate entscheidend: Auf Afterwork-Specials an der Champagnerbar oder bei Weintastings erleben wir eine hohe Resonanz. Ebenso bei unserer legendären Halloween Party oder der Kitchen Party, für die wir in diesem Jahr erstmals unsere hauseigene Küche und Food-Produktion öffnen. Das KaDeWe ist Anspruch und Versprechen zugleich, sowohl am Puls der Zeit als auch Pulsgeber zu sein. Was uns und den gesamten Handel stärken würde, sind die Flexibilisierung und Erweiterung der Sonntagsöffnungen.“
Timo Weber,
Retail Director The KaDeWe Group
© KaDeWe Group
Antje Leinemann ,
Geschäftsführerin BIKINI BERLIN
© Pascal Rohe
„Um den stationären Einzelhandel zu stärken, müssen wir auf ein ganzheitliches Konzept setzen, das die sich verändernden Bedürfnisse der Kundinnen sowie deren nach wie vor wachsende Online-Affinität berücksichtigt. Darum müssen wir Anreize schaffen, die Shopper weg vom Smartphone oder PC in die Läden zu bewegen. Bei BIKINI BERLIN laden wir unsere Besucher darum nicht nur zum Einkaufsbummel durch die Geschäfte und Pop-up-Boxen ein, sondern auch zum Schnabulieren in unserem Foodmarket Kantini. Darüber hinaus inszenieren wir auf unserer Eventfläche regelmäßig Installationen oder interaktive Projekte und Aktionen, um unsere Besucher (zum Mitmachen) zu inspirieren. So positioniert sich BIKINI BERLIN nicht nur als Shopping-, sondern als Freizeit- und Erlebnisdestination – ein Vorteil, den wir und der gesamte Einzelhandel in Zukunft verstärkt ausspielen sollten. Apropos ‚gesamter Einzelhandel‘: Das Zusammenwirken vieler Akteure und das Stärken eines Standorts als Shopping- und Erlebnisdestination wird zukünftig mehr denn je zum Erfolg auch der einzelnen Einzelhändler beitragen.“
„Hilfen sind Händler nicht gewohnt. Bessere, stabile Rahmenbedingungen braucht der Handel. Handeln können die Kaufleute dann selbst am besten. Rahmenbedingungen meint die von uns im Rahmen des Neustart-Programms des Senats durchgesetzte Gebührenfreiheit der Sondernutzung öffentlichen Straßenlandes ebenso wie eine gute, ausgewogene Verkehrspolitik, welche die Erreichbarkeit der Läden mit den Verkehrsmitteln der Wahl unserer Kunden sichert. Vor allen Dingen aber muss sich die Politik endlich dazu überwinden, den stationären Handel nicht länger hinsichtlich seiner Bewegungsräume zu diskriminieren. In einer Welt, in der ich online an jedem Ort zu jeder Zeit jede Ware erwerben und auch entgegennehmen kann, sind Ladenschlussregelungen ein Anachronismus. Wir wollen nicht länger über einzelne Sonntage verhandeln und die Entscheidungen anschließend von den Verwaltungsgerichten durch den Wolf drehen lassen. Wir wollen schlicht behandelt werden wie unsere Kollegen zum Beispiel aus der Gastronomie: im Dreiklang von Kunde, Kaufmann und Mitarbeitern entscheiden, wann unsere Läden an sieben Tage in der Woche geöffnet sind!“
Nils Busch-Petersen,
Hauptgeschäftsführer Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V.
© Peter Adamik
Lisa Döhl,
Influencerin und Model
„Berlin ist eine Metropole, die von Vielfalt und Kreativität geprägt ist. Daher ist es entscheidend, zeitgemäße Maßnahmen auch im traditionellen Einzelhandel einzusetzen. Eine starke Onlinepräsenz ist zentral. Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok bieten die Möglichkeit, zielgruppenspezifisch Kunden zu erreichen. Durch kreative Inhalte und gezieltes Onlinemarketing wird auch die Bekanntheit des Ladens gesteigert. Um Kundinnen anzusprechen und langfristig zu binden, ist die Erlebnisorientierung eine spannende Möglichkeit. Individuell gestaltete Geschäfte, temporäre Pop-up-Stores und Live-Events schaffen einzigartige Einkaufserlebnisse und können eine loyale Kundencommunity aufbauen. Auch die Zusammenarbeit benachbarter Geschäfte, um Veranstaltungen wie Workshops, Lesungen oder Flohmärkte zu organisieren, stärkt die lokale Gemeinschaft. Mit den neuen Generationen wächst die Zahl umweltbewusster Kunden. Nachhaltige Produkte, umweltfreundliche Verpackungen, Recycling und Secondhand-Optionen sowie die Unterstützung von Umweltschutzprogrammen können auch im Einzelhandel umgesetzt werden. Insgesamt sind die Herausforderungen vielfältig, aber durch kreative und innovative Ansätze und eine starke Bindung zur Gemeinschaft können wir den stationären Einzelhandel in Berlin mit großer Zuversicht wieder stärken und zukunftsfähig machen.“
Das Berliner Unternehmen Incari hat eine Technologie entwickelt, die mithilfe künstlicher Intelligenz die Gestaltung komplexer Oberflächen ohne Programmierkenntnisse erlaubt. Für Gründer und CEO Osman Dumbuya ist dies der erste Schritt, um mehr Menschen die Teilhabe am Wirtschaftsfaktor Digitalisierung zu ermöglichen.
Der Fotovoltaikmarkt boomt. Doch welche Unternehmen, welche Branchen oder welche Regionen sich dauerhaft im Erfolg sonnen können, ist noch unklar. Denn die Politik sorgt immer wieder für Schatten – das macht es für Unternehmen und Verbraucher kompliziert.
Selbstoptimierung ist das Thema der Stunde. Kein Wunder also, dass die Branche der Life Coaches boomt. Mit ihrer Unterstützung sollen die Klientinnen und Klienten mögliche Krisen erkennen und abwenden. Doch den „richtigen“ Coach zu finden ist alles andere als einfach.
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