hellomed

Weniger Fehlmedikationen durch vorsortierte Tabletten

DIE EINE TABLETTE DREIMAL TÄGLICH, die zweite zum Frühstück und die anderen beiden – wie war das noch? Wer mehrere Medikamente über den Tag hinweg einnehmen muss, kann den Überblick verlieren. Dazu kommt die Gefahr von Wechselwirkungen und Kontraindikationen, wenn mehrere Ärzte an der Versorgung einer Patientin beteiligt sind und keinen Überblick der Gesamtmedikation haben. Studien zufolge sind 250 000 Krankenhauseinweisungen und bis zu 25 000 Todesfälle pro Jahr auf Fehlmedikation zurückzuführen. Diese Zahlen will das Ende 2022 gegründete Digital-Health-Start-up hellomed drastisch reduzieren: mit bereits vorsortierten, kostenfrei gelieferten Pillen und einem appbasierten Medikations- und Rezeptmanagement.

IN DEN USA, IN DER SCHWEIZ und in den Niederlanden ist es bereits selbstverständlich, dass Patienten mit sogenannter patientenindividuellen Verblisterung versorgt werden, um das Risiko von Fehlmedikationen zu senken“, sagt CEO Enrico Bernardo, der bei hellomed für die Digitalsparte verantwortlich ist. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Felix Morawski, Inhaber einer Apotheke im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, und dem gemeinsamen Weggefährten Tim Bogdan will er das junge Unternehmen zu einem der wichtigsten Player im Markt für chronische Patientenversorgung machen. Hauptzielgruppe sind neben privaten Haushalten die bis zu 17 000 ambulanten Pflegedienste hierzulande, denn laut Bernardo entfallen rund 20 Prozent der Zeit, die für die Patientenbetreuung zur Verfügung steht, auf das Pillensortieren sowie das Abholen und Einlösen von Rezepten.

MIT DER HELLOMED-OS-APP lassen sich die Rezepte bequem online übermitteln oder beim Arzt anfordern. Dann folgt das vollautomatische Blistern der Tabletten im Reinraum. Zum Schluss werden die Blistertüten dreifach geprüft – per Medikationscheck mittels einer Fotooptik sowie durch Apothekerinnen. Im monatlichen oder zweiwöchentlichen Rhythmus gehen die vorsortierten Pillen direkt an die Patienten. Die App gibt den Pflegeunternehmen dabei Auskunft über den aktuellen Medikamentenstatus, die sogenannte Reichweite sowie automatische Folgerezept-Anforderungen. „Wir sind die Einzigen in Deutschland, die diesen Service für Pflegedienste anbieten“, sagt Enrico Bernardo. Neben der Zeitersparnis gebe es einen weiteren wichtigen Vorteil: Die volle Abrechnungsfähigkeit der Pflegedienstleister mit den Krankenversicherungen bleibt rechtssicher gewährleistet. Die Monetarisierung von hellomed erfolgt über eine monatliche Lizenzgebühr für die App und die Vorsortierung der Tabletten. Im Gegenzug öffnet dieser Service den Pflegedienstleistern ein neues Zeitfenster für das persönliche Gespräch mit den Patientinnen – eine Win-win-Situation.

Fotos: © Christopher Schmidt
Datum: März 2024

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