Autor: Andreas Köhler
ist Direktor und Leiter Private Kunden der Weberbank. Der gelernte Bankkaufmann verfügt über 35 Jahre Berufserfahrung in der Beratung vermögender Privatkunden. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind dabei die Wertpapierberatung, die Finanz- und Vermögensplanung sowie Fragen der Nachfolgeplanung.
Größere Vermögen sind meist komplex strukturiert: Guthaben auf Tagesgeld- und Sparkonten, selbst genutzte oder vermietete Immobilien im In- und Ausland, festverzinsliche Wertpapiere, Aktien, Versicherungen und Kunstgegenstände. Im vergangenen Jahr haben deutsche Vermögensinhaber im Durchschnitt wie folgt investiert: zu 25 Prozent in Immobilien, 19 Prozent Aktien, 17 Prozent Anleihen und rund 30 Prozent liquide Kontoguthaben. Der Rest verteilte sich auf Versicherungslösungen und alternative Investments (Quelle: Capgemini). Jeder Vermögensinhaber hat seine persönlichen Ziele und Wünsche und erwartet mit Recht individuelle Lösungen. Aber ist die obige Vermögensaufteilung im gegenwärtig niedrigen Zinsumfeld noch richtig? Kontoguthaben und Anleihen werden wohl bis auf Weiteres keine nennenswerten Erträge liefern. Der Vermögensinhaber sollte sich daher fragen, ob er bereit ist, Alternativen zuzulassen, und sich mit seiner Risikobereitschaft befassen. Eine professionelle Vermögensverwaltung berücksichtigt je nach Situation an den Kapitalmärkten eine maximal festgelegte Aktienquote, ohne dabei die Schwankungsbreite und damit das Verlustrisiko aus den Augen zu verlieren.
Am Anfang eines persönlichen Beratungsgesprächs sollte deshalb die genaue Analyse der Kundenwünsche stehen. Ausgehend von Verfügungswünschen über die Risikotoleranz bis hin zu familiären und finanziellen Hintergründen. Daran anknüpfend sind gute Vermögensverwalter in der Lage, die Liquiditätssituation des Kunden genau zu analysieren. Entstehen für einzelne Jahre Liquiditätsüberschüsse, oder muss auf das vorhandene Vermögen zugegriffen werden, und welche Anlagestrategie ergibt sich daraus? Was passiert, wenn der Familienhauptverdiener ausfällt oder der Wechsel in den Ruhestand ansteht? Welche Folgen können für das bestehende Vermögen entstehen, wenn ein Pflegefall eintritt?
Das Immobilienvermögen als wichtiger Bestandteil des Gesamtvermögens ist ebenfalls zu betrachten. Hier ergeben sich häufig Optimierungsmöglichkeiten bei der Höhe des einzusetzenden Fremdkapitals einerseits und andererseits bei der gewünschten Rendite oder der aktuellen Finanzierungsstruktur (Kreditlaufzeiten, Höhe der Tilgung et cetera). Diese Fragen sind regelmäßig zu stellen. Auch der richtigen Verwaltung der Immobilien kommt eine besondere Bedeutung zu. Ähnliches gilt für bestehende Versicherungslösungen, die laufend an die persönlichen Umstände anzupassen sind.
Ein weiteres anspruchsvolles Vorhaben ist es, die Vermögensnachfolge zu regeln. Hierbei geht es nicht nur um finanzielle Aspekte. Werte, Tradition und Freiräume sind mindestens ebenso wichtig. In Deutschland werden jährlich Milliardenwerte vererbt. Mit deutlich steigender Tendenz. Nicht immer gerät dieses Vermögen in wohlüberlegter Art und Weise in die dafür vorgesehenen Hände. Nur ein Viertel aller Deutschen hat ein Testament, und lediglich drei Prozent aller Testamente sind im Sinne des Erblassers steuerlich und rechtlich optimiert. Wem seine Kinder nachfolgen sollen, der muss ihnen den Weg ebnen. Auch Schenkungen unter Ausnutzung der steuerlichen Freibeträge bieten vielfältige Gestaltungsspielräume.
Ihre Vermögenswerte sollten zukunftsfähig gestaltet werden, denn wie der römische Dichter Horaz schon erkannte: „Dem wachsenden Reichtum folgt [sonst] die Sorge.“
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