Gutes Klima im Wertpapierdepot

Gut zu wissen
Juni 2021

 

Autor: Alexander Lukas
Alexander Lukas, Portfoliomanager und Experte für nachhaltig orientierte Geldanalgen

Alexander Lukas

„Alarmstufe Rot für unseren Planeten“
António Guterres findet klare Worte. Der Anfang des Jahres vorgelegte Zwischenbericht des UN-Klimasekretariats bedeute „Alarmstufe Rot für unseren Planeten“, so der UN-Generalsekretär. Was war passiert? Im Pariser Klimaabkommen haben sich fast alle Staaten und die EU verpflichtet, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen. Angestrebt wird mittlerweile eine Erwärmung von nur noch 1,5 Grad. Hierfür wäre bis 2030 eine weltweite Verringerung des CO2-Ausstoßes um 45 Prozent im Vergleich zu 2010 notwendig, so die Berechnungen des Weltklimarats. Experten unter anderem von WWF und Greenpeace verlangen sogar noch höhere Einsparungen. Die Bundesregierung peilt daher mit ihren neuen, verschärften Klimazielen eine Reduzierung bis 2030 von 65 Prozent im Vergleich zu 1990 an.

Die vorliegenden Pläne der Vertragspartner von Paris würden hingegen nur zu einer globalen CO2-Verringerung von einem Prozent führen, de facto also eine Nullnummer, so das Fazit des Berichts. Ohnehin ist nur ein Bruchteil der Staaten rechtzeitig der Verpflichtung nachgekommen, aktualisierte Klimapläne einzureichen. Bis zum Weltklimagipfel im November in Glasgow sollen die später abgegebenen Pläne unter anderem Chinas und der USA zwar noch in die Studie eingearbeitet werden. Aber es ist jetzt schon klar, dass der Zwischenbericht ein alarmierender Weckruf für den Gipfel ist.

Klimaschutz findet Eingang in ­Finanzmärkte
Einen ehrgeizigen Plan legte die EU vor, die sich mit dem europäischen Green Deal das Ziel gesetzt hat, bis 2050 als erster Kontinent klimaneutral zu werden. Sowohl das Pariser Klimaabkommen als auch der Green Deal setzen unter anderem auf Maßnahmen der Finanzmarktregulierung, um die Klimaziele zu erreichen. Die Idee ist simpel: Kapitalmärkte spielen eine wichtige Klimarolle, wenn auch private Kapitalströme in nachhaltige Verwendung gelenkt werden. Dies kann dazu beitragen, den jährlich notwendigen Kapitalbedarf an grünen Investitionen von rund 350 Milliarden Euro zu decken. Kernstück in der EU ist die „Sustainable-Finance-Taxonomie“. Gemäß dieser sollen Wirtschaftsaktivitäten einen wesentlichen Beitrag zu einem der definierten Umweltziele leisten und Mindestanforderungen zum Beispiel bei Menschenrechten erfüllen. Eine einheitliche Klassifikation soll definieren, welche Wirtschaftstätigkeiten als ökologisch nachhaltig angesehen werden. Angesprochen sind hier unter anderem Emittenten von Investmentfonds und anderen Finanzprodukten. Die Bundesregierung strebt zudem eine Nachhaltigkeitsampel für Anlageprodukte an.

Fokus auf Klimawandel
Die UN Principles for Responsible Investment (PRI), deren Unterzeichnerin die Weberbank bereits seit mehr als vier Jahren ist, legen den Schwerpunkt in den kommenden Jahren ebenfalls auf das Thema Klimawandel. Und das Investorennetzwerk PRI hat Gewicht. Mittlerweile rund 4000 Unterzeichner repräsentieren mehr als die Hälfte des weltweit institutionell verwalteten Vermögens. Die Mitglieder sind künftig angehalten, Klimarisiken, aber auch Chancen bei der Zusammenstellung von Portfolios zu berücksichtigen. Der ökologische Fußabdruck eines Wertpapierdepots spielt dabei genauso eine Rolle wie die Beiträge der Investitionen zum 1,5-Grad-Ziel und zur Klimaneutralität. Konkret bedeutet das für die Zukunft, dass immer weniger Investoren Geld in Unternehmen anlegen werden, die diesen Zielen entgegenstehen. Finanzströme werden so tatsächlich umgelenkt.

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