Eine starke Korrektur am Gasmarkt 

Der Gaspreis bricht um 70% ein!

Reduzieren die Notenbanken das Tempo?

Bärenmarktrallye oder Trendwende am Aktienmarkt?

 

Autor: Sascha Rehbein
Finanzmarkt aktuell per 28. Oktober 2022
Sascha Rehbein, CFA, Portfoliomanager

Sascha Rehbein

Wir richten unseren Blick ausnahmsweise mal nicht gleich auf die Finanzmärkte, sondern auf den Wetterbericht! Am Sonntag werden 22 Grad erwartet…in Berlin?...Ende Oktober? Was diese frühsommerlichen Temperaturen dann doch mit dem Finanzmarkt zu tun haben, und wie wir die weiteren Marktentwicklungen einschätzen, erfahren Sie im heutigen Finanzmarkt aktuell.

Der Gaspreis bricht um 70% ein!

Der ungewöhnlich warme Start in den Herbst sowie gut gefüllte Gastanks haben am Gasmarkt zu einer starken Korrektur geführt. Entwarnung für die deutsche Wirtschaft? Wird alles doch nicht so schlimm? Leider ist es für diese Aussagen noch zu früh. Die Temperaturen der kommenden Monate sowie Gaslieferungen aus alternativen Quellen werden entscheidend sein, ob wir in Deutschland um die gefürchtete Gas-Rationierung herumkommen werden. Da die deutsche Wirtschaft bereits jetzt schon mit hohen Energiekosten und einer sich abschwächenden globalen Nachfrage zu kämpfen hat, gehen wir weiterhin von einem schwachen Konjunkturausblick aus. Unser größter Handelspartner, China, hat auf dem 20. Parteitag wie erwartet eine weitere Amtsperiode für Generalsekretär Xi bestätigt. Interessanter war allerdings die Besetzung der zweiten Führungsriege, welche sich von nun an ausschließlich aus Loyalisten des Generalsekretärs zusammensetzt. Somit ist zu befürchten, dass regulatorische Eingriffe in die Wirtschaft analog der letzten beiden Jahre (primär im Technologie- und Bausektor), nicht die Ausnahme sein sollten und dass das Damoklesschwert einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Taiwan an Wahrscheinlichkeit gewonnen hat. In Summe keine positiven Aussichten für die Weltwirtschaft. Auch in den USA könnte sich das Machtverhältnis in Kürze verändern. Die Demokraten laufen Gefahr, bei den anstehenden Kongresswahlen mindestens das Repräsentantenhaus an die republikanische Partei zu verlieren. Aber auch der Senat wackelt, da die aktuellen Umfragen nur einen knappen Vorsprung für die demokratischen Kandidaten prognostiziert. In Summe ist zu erwarten, dass Präsident Biden in den letzten zwei Amtsjahren mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich schwieriger innenpolitische Entscheidungen durchsetzen kann und die politischen Grabenkämpfe zunehmen sollten.

Reduzieren die Notenbanken das Tempo?

Die hohe Inflation hat die US-Notenbank Fed und etwas zeitverzögert auch die EZB zu deutlichen Zinserhöhungen gezwungen. Auf der gestrigen Sitzung der europäischen Notenbank wurde ein weiterer ungewöhnlich hoher 75-Basispunkte-Schritt verkündet. EZB-Präsidentin Lagarde hat auf der Pressekonferenz klargestellt, dass ein Ende der geldpolitischen Normalisierung noch nicht erreicht wurde. Mit Blick auf den schwachen Konjunkturausblick können wir uns allerdings eine Verlangsamung des Zinspfads sehr gut vorstellen. Kommende Woche wird auch von Seiten der US-Notenbank (Fed) ein weiterer 75-Basispunkte-Schritt erwartet. Anders als in Europa verliert die Inflation in den USA an Dynamik, und es werden verstärkt die Rufe lauter, die Wirtschaft durch weitere Zinsschritte nicht unnötig zu belasten. Somit ist es gut möglich, dass wir kommende Woche auch in den USA den vorerst letzten 75-Basispunkte-Schritt sehen und die folgenden Schritte moderater ausfallen sollten. An den Rentenmärkten ist die tägliche Schwankungsintensität unverändert hoch. Kurzlaufende Bundesanleihen haben zwischenzeitlich Renditeniveaus erreicht, die wir zuletzt im Jahr 2008 gesehen haben. Somit empfehlen wir weiterhin, die relativ hohe Attraktivität von kurzlaufenden Anleihen von hoher Bonität zu nutzen. Zögerlich sind wir weiterhin bei schwachen Bonitäten, da die Konjunkturschwäche zu einem weiteren Anstieg der Risikoprämien führen sollte.

Bärenmarktrallye oder Trendwende am Aktienmarkt?

Am Aktienmarkt wurde die Diskussion über einen abgeschwächten Leitzinspfad, insbesondere der Fed, positiv aufgenommen. Aber auch die aktuelle Bilanzsaison ist mit Ausnahme einiger großer Technologieunternehmen bisher in Summe besser ausgefallen als befürchtet. Die Umsatzentwicklung sticht dabei besonders positiv hervor, während die Unternehmensgewinne wie erwartet lediglich geringfügig anwuchsen. Wie bereits antizipiert, können einige Unternehmen die hohen Preise nicht mehr ohne Weiteres an den Endkunden weitergeben, was somit die Margen belastet. Bei den Ausblicken wird zunehmend vor einer Abkühlung der Wirtschaftsaktivität gewarnt. Besonders auffällig ist hier das Software- und Chip-Segment. Wir erwarten, dass die Marktteilnehmer ihre Prognosen für die künftigen Unternehmensgewinne reduzieren werden. Somit bleiben wir weiterhin vorsichtig positioniert und fokussieren uns auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit starker Marktstellung.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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