Aktien als Inflationsschutz?

Sanktionen befeuern Energiepreise weiter

Schaffen die Notenbanken eine „weiche Landung“?

Aktien als Inflationsschutz?

 

Autor: Bastian Ernst
Finanzmarkt aktuell per 25. März 2022
Bastian Ernst, Portfoliomanager

Bastian Ernst

Die Nachrichtenlage ist weiterhin durch den Krieg in der Ukraine dominiert. Abseits dessen treten jedoch auch die Notenbanken wieder in den Vordergrund. Wird die straffere Geldpolitik den Aktienmarkt belasten? Lesen Sie unsere Einschätzung in unserem heutigen Finanzmarkt aktuell.

Sanktionen befeuern Energiepreise weiter

Preise für Öl und Gas können derzeit als Barometer der Entwicklungen im Krieg Russlands gegen die Ukraine angesehen werden. Nachdem die Preise von ihren Hochpunkten zwischenzeitlich etwas gesunken waren, kletterten sie ab der Wochenmitte wieder kräftig nach oben. Hintergrund war die Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, dass man künftig für Öl- und Gaslieferungen Zahlungen in russischen Rubel verlangen werde. Am Donnerstag kamen nun die Regierungschefs der G7 sowie Vertreter der NATO in Brüssel zusammen. Hierbei stand insbesondere die Frage nach einem Embargo für russisches Öl und Gas im Raum. Die USA und Großbritannien kündigten bereits zuvor an, kein russisches Öl mehr zu beziehen. Deutschland und viele andere europäische Länder waren dem jedoch nicht gefolgt, zu groß ist Europas Abhängigkeit von russischen Energielieferungen. So konnte man sich vorerst nicht auf ein Embargo für russisches Öl und Gas einigen. Die Unsicherheit darüber, ob die EU doch noch ein Embargo verhängen wird, dürfte den Markt dennoch weiter beschäftigen.

Schaffen die Notenbanken eine „weiche Landung“?

In der vergangenen Woche berichteten wir, dass die US-amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) eine Phase steigender Leitzinsen eingeläutet hat und voraussichtlich auch früher mit der Reduzierung ihrer Bilanz beginnen wird. Am Montag betonte Fed-Präsident Jerome Powell noch einmal, dass angesichts der zu hohen Inflation die Möglichkeit einer noch aggressiveren geldpolitischen Straffung bestünde. In der Folge zogen die Renditen von US-Staatsanleihen weiter an. Insbesondere Anleihen kurzer Laufzeiten, welche in besonderem Maße durch die Geldpolitik beeinflusst sind, stiegen an. Dadurch hat sich die US-Zinskurve, die Differenz zwischen zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleihen, auf zuletzt 0,2 Prozentpunkte verflacht. Zu Jahresbeginn betrug die Differenz noch 0,9 Prozentpunkte. Volkswirte interpretieren auf Basis historischer Daten eine sehr geringe Renditedifferenz zwischen kurz- und lang laufendenden Anleihen als Signal einer wirtschaftlichen Eintrübung. Dies unterstreicht zusätzlich die ohnehin hohe Unsicherheit der Marktteilnehmer. In den vergangenen Jahren wurde der Aktienmarkt von den enormen geldpolitischen Maßnahmen beflügelt. Insofern stellt sich die Frage, wie Aktien auf eine Straffung der Notenbankpolitik reagieren werden. Die Vergangenheit zeigt, dass Aktien in einem Umfeld steigender Zinsen üblicherweise ordentliche Erträge erwirtschaften konnten. So führte der Beginn eines Zinserhöhungszyklus in der Regel nicht zu einem Bärenmarkt. Entscheidend ist stattdessen, dass die Notenbanken eine „weiche Landung“ erreichen, das heißt, dass sie die Zinsen anheben, um die Inflation in den Griff zu bekommen, ohne dabei die Konjunktur abzuwürgen – ein schwieriger Spagat in der aktuellen Gemengelage.

Aktien als Inflationsschutz?

Neben Rohstoffen gelten auch Aktien als Profiteure steigender Inflation, da Unternehmen steigende Kosten meist durch eine Erhöhung ihrer Verkaufspreise und der sogenannten operativen Hebelwirkung, der Relation zwischen fixen und variablen Kosten, kompensieren können. So sind die Gewinnschätzungen der Analysten für den US-amerikanischen Markt in den vergangenen Wochen sogar weiter gestiegen. Insbesondere der Energiesektor dürfte durch die höheren Ölpreise ein deutliches Gewinnwachstum erzielen, aber auch die Gewinnerwartungen für Grundstoffunternehmen und Technologiekonzerne kletterten nach oben. Hingegen sinken die erwarteten Gewinne im Konsumbereich. Auch in Umfragen zeigt sich, dass die Stimmung der Konsumenten derzeit angespannt ist. So ist zu befürchten, dass die steigende Inflation zu geringeren Konsumausgaben führen dürfte, da der Konsument die steigenden Kosten letztendlich schultern muss. Gleichzeitig verfügen die Konsumenten jedoch über hohe Ersparnisse, und der Arbeitsmarkt in den USA ist Jerome Powell zufolge sogar „zu stark“, sodass Lohnerhöhungen durchgesetzt werden können. Wir empfehlen daher weiter in Aktien investiert zu bleiben und dabei einerseits US-Aktien zu bevorzugen und andererseits auf Unternehmen zu setzen, die sich durch eine hohe Preissetzungsmacht und hohe Margen auszeichnen. Diese Unternehmen dürften im Umfeld steigender Kosten besser abschneiden.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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