US-Konsum: Kauflaune hält an

Kauflaune hält an

Good News is Bad News?

Gewinnmargen unter Druck

 

Autor: Bastian Ernst
Finanzmarkt aktuell per 24. Februar 2023
Bastian Ernst, Portfoliomanager

Bastian Ernst

Die Euphorie zum Jahresstart hat nachgelassen. Insbesondere die Notenbanken bekräftigten erneut, dass ihr Kampf gegen die Inflation noch nicht beendet sei. Was dies aus unserer Sicht für die Lage an den Märkten bedeutet, lesen Sie in der neuen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“.

Kauflaune hält an

Private Konsumenten stemmen mit rund 70 Prozent den Löwenanteil der US-amerikanischen Wirtschaftsleistung. Damit gelten sie als Rückgrat der Wirtschaft. Entsprechend bedeutsam ist die finanzielle Situation der Privathaushalte für die konjunkturelle Entwicklung. Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Einzelhandelsumsätze für Januar zeigen, dass die Verbraucher in den USA trotz der hohen Inflation weiter solide konsumieren. Marktteilnehmer hatten hier einen geringeren Anstieg erwartet. Entscheidender Aspekt für die Verbraucher ist die Lage am Arbeitsmarkt. Dieser zeigt sich weiterhin sehr stark. So wurden im Januar erneut mehr neue Stellen geschaffen, und auch die Löhne stiegen kräftiger als erwartet. Mit 3,4 Prozent liegt die Arbeitslosigkeit in den USA weiter auf historisch niedrigem Niveau. Zudem sind in der Breite bisher keine größeren Entlassungen feststellbar. Einzig die Schwergewichte aus der Technologiebranche fielen hier zuletzt mit Einstellungsstopps und Stellenabbau auf. Während der Corona-Pandemie stellten diese noch eine Vielzahl von zusätzlichen Mitarbeitern ein. Nun wird ein Teil dieser Einstellungen wieder zurückgenommen.

Good News is Bad News?

Dies gilt zumindest aus Sicht der Notenbanker, denn diese betrachten die robusten Konsumausgaben und Arbeitsmarktdaten zwiegespalten: Einerseits versuchen sie, ein Abdriften in die Rezession nach Möglichkeit zu vermeiden. Andererseits beabsichtigen sie bewusst, den Arbeitsmarkt und den Konsum zu bremsen, um die weiterhin hohe Inflation zu bekämpfen. Dafür würde zur Not auch eine Rezession in Kauf genommen. Nachdem die Verbraucherpreise zuvor schneller gesunken sind, zeigten die Daten aus Januar wieder einen langsameren Rückgang der Inflation, als ihn die Marktteilnehmer erwarteten. In Kombination mit dem starken Einzelhandel, einem weiterhin angespannten Arbeitsmarkt und einer verbesserten Lage im verarbeitenden Gewerbe führte dies dazu, dass wieder erste Diskussionen aufkommen, ob die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) auf ihrer Sitzung im März gar eine Leitzinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte ankündigen könnte. Derzeit erwarten die Marktteilnehmer noch mehrheitlich eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte. Zudem ist zuletzt wieder der Anteil derer gesunken, die erwarten, dass die Fed in diesem Jahr bereits wieder erste Senkungen ihrer Leitzinsen vornehmen könnte. In den vergangenen Wochen hatte sich Hoffnung unter den Marktteilnehmern breitgemacht, der Zinserhöhungszyklus der Notenbanken nähere sich dem Ende entgegen. Auch die Fed selbst verschärfte ihre Tonalität bei der Vorlage des letzten Sitzungsprotokolls am Mittwoch. Sie verwies erneut auf den weiterhin „zu starken Arbeitsmarkt“. Der bisherige Rückgang der Inflationsrate ist größtenteils durch die rückläufigen Energiepreise getrieben. So bekräftigte die Fed, dass sie den Fehler der siebziger Jahre nicht wiederholen wolle und den zugrundeliegenden Treiber der Inflation – den Arbeitsmarkt – nicht außer Acht lassen werde.

Gewinnmargen unter Druck

Nach einem fulminanten Jahresstart legten die Aktienmärkte im Februar eine Verschnaufpause ein. Insbesondere Befürchtungen, die Notenbanken könnten ihren Zinserhöhungspfad noch verlängern, belastete die Märkte jüngst. Zudem liefert die Gewinnberichtssaison keine neue Unterstützung. Zwar sind die Unternehmensergebnisse im vierten Quartal leicht besser ausgefallen als von den Analysten erwartet, in den USA schlägt dennoch ein leichter Rückgang der Gewinne im Vergleich zum Vorjahr zu Buche. In Europa konnten die Unternehmen dagegen etwas besser abschneiden und leicht wachsende Gewinne vermelden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Gewinnmargen der Unternehmen. Trotz merklich gestiegener Kosten konnte das Gros der Unternehmen das Niveau seiner Margen im vergangenen Jahr verteidigen bzw. in Teilen sogar steigern, in dem Preise gegenüber Verbrauchern kräftig angehoben wurden. Die Bereitschaft, höhere Preise zu bezahlen, sinkt jedoch zunehmend, was es für Unternehmen in Zukunft schwieriger machen dürfte, steigende Kosten auszugleichen. Unternehmen können insbesondere ihre Fixkosten nicht so schnell senken. Wir erwarten daher, dass die Kosten im Jahr 2023 stärker wachsen werden als die Umsätze, und rechnen für dieses Jahr mit rückläufigen Gewinnmargen. Entsprechend sollten sich Investoren auf Unternehmen mit stabilen und hohen Gewinnmargen konzentrieren. Im Fokus sollten dabei Unternehmen mit geringer Verschuldung und einhergehend geringerer Zinsbelastung stehen. Zudem dürften Unternehmen mit einem hohen Automatisierungsgrad profitieren, welche vergleichsweise geringere Lohnkosten aufweisen.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

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