Die Zeichen stehen weiter auf Wachstum.

Konjunktur: Stabiles Wachstum

Aktien: Steigende Verunsicherung

Renten: Höhere Risikoprämien in Frankreich

 

Autor: Alexander Lukas
Finanzmarkt aktuell per 21. April 2017
Alexander Lukas, CFA, Portfoliomanager

Alexander Lukas

 Die Zeichen stehen in den USA, Europa, aber auch in anderen Teilen der Welt weiter auf Wachstum. Die USA befinden sich sogar schon im achten Wachstumsjahr in Folge. Daran ändert auch nicht, dass der eine oder andere Frühindikator zuletzt leichte Schwächeanzeichen zeigte. Zum Beispiel ergab die viel beachtete Umfrage unter Einkaufmanagern im verarbeitenden Gewerbe (ISM-Index) im März einen Wert von 57,2 nach zuvor 57,7. Nachdem dieser Index sechs Monate nacheinander angestiegen ist und ein sehr optimistisches Niveau erreicht hat, ist dieser leichte Rückgang keinesfalls als Vorbote einer Wachstumsverlangsamung zu werten. Er deutet immer noch auf eine hohe Dynamik hin. Der Sub-Index für die Lage am Arbeitsmarkt – ein Indikator, von dem man nicht mehr so häufig in der Zeitung liest – stieg hingegen deutlich auf ein neues 6-Jahres-Hoch. In der Tat ist die Arbeitslosigkeit in den USA weiter gefallen und mit 4,5 Prozent äußerst gering, so dass einige Volkswirte bereits von Vollbeschäftigung sprechen. In Europa befinden wir uns nach den Rezessionsjahren 2012 und 2013 erst im vierten Wachstumsjahr. Hierzulande sehen wir aktuell das höhere Aufholpotential, denn von Vollbeschäftigung sind wir – gerade in Südeuropa – noch weit entfernt. Die Arbeitslosigkeit fällt aber erfreulicherweise kontinuierlich. Gleichzeitig bleiben die Frühindikatoren auf expansiven, fast schon euphorischen Niveaus.

Und dennoch will in den letzten Wochen an den Kapitalmärkten keine richtige Freude mehr aufkommen. Da sind zum einem die geopolitischen Sorgen nach den jüngsten US-Militärschlägen in Syrien und Afghanistan, aber auch zunehmende Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Zum anderen verfliegt – vor allem in den USA – die erste Euphorie um Donald Trump. Die Börsenhausse nach seiner Wahl war ja ein Phänomen, das bereits im letzten Jahr zu ungläubigem Augenreiben führte. Aber nach mehreren innenpolitischen Rückschlägen drängt sich nun tatsächlich die Frage auf: Wird dieser Präsident in absehbarer Zeit wirklich noch wirtschaftsfreundliche und -fördernde Maßnahmen auf den Weg bringen können? Man darf an dieser Stelle Zweifel haben. Der Heilsbringer Trump ist zu einem Unsicherheitsfaktor geworden. Hierzu passen auch die ständigen Richtungswechsel seiner außenpolitischen Meinungen, zum Beispiel in Bezug auf China.

Unsicherheiten kommen an der Börse nicht gut an, so dass die US-Leitindizes seit einigen Wochen ihren Aufwärtsschwung verloren haben. Auch in Europa lässt das positive Momentum nach, wobei die anstehende Präsidentenwahl in Frankreich eine wichtige Rolle spielt. Prognosen sind bekanntlich unsicher, und alles scheint mittlerweile möglich, im ungünstigsten Fall sogar eine Stichwahl zwischen der Rechtsradikalen Le Pen und dem Linksradikalen Mélenchon. Beide sind erklärte Europagegner, könnten aber im Falle eines Wahlsieges nicht einfach aus der EU oder dem Euro austreten. Wahrscheinlicher wäre dann ein umfassendes Neuverhandeln der europäischen Verträge. Die leichten Kursrückgänge der letzten Wochen stellen aus unserer Sicht noch keinen Grund zu größerer Besorgnis dar und könnten sogar für strategische Käufe europäischer Aktien genutzt werden. Den Wahlausgang erst einmal abzuwarten, erscheint aber ratsam. Da europäische Aktien günstiger bewertet sind als amerikanische, sehen wir hierzulande größeres Aufholpotential. Die fundamentalen Rahmendaten sind nämlich ansonsten gut. Parallel zu der bereits erwähnten Wirtschaftsentwicklung erholt sich aktuell auch die Gewinnentwicklung der Unternehmen, insbesondere auch in den südeuropäischen Ländern.

Die Rentenmärkte bewegten sich in diesem Jahr hin und her, seit gut einem Monat fällt aber die Rendite von als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen. Papiere mit 10-jähriger Laufzeit rentieren zum Beispiel bei ungefähr 0,2 Prozent. Gleichzeitig stieg die Risikoprämie französischer Staatsanleihen, aber auch die italienischer und spanischer Papiere an. Diese Entwicklungen sind ebenfalls Ausdruck steigender Sorge, dass Frankreich bald von einem Europagegner regiert werden könnte. Sie bergen aber auch Chancen, das höhere Renditeniveau in zum Beispiel Frankreich für den Aufbau einer kleineren langlaufenden Position zu nutzen. Übergeordnet bleiben die europäischen Anleihenmärkte durch die Geldpolitik und das Kaufprogramm der EZB auf einem unnatürlich niedrigen Niveau. Wir gehen zusätzlich davon aus, dass die Inflationserwartungen aufgrund stagnierender Rohstoffpreise in den kommenden Monaten tendenziell rückläufig sein werden und somit ebenso die Rentenmärkte unterstützen sollten.

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