Rückblick 2020 und optimistischer Blick auf das neue Jahr

Leben ist das was passiert, während Du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen (John Lennon)

In Zukunft wird man den Käse mit der Maus kaufen (Hary Raithofer – österreichischer Moderator)

Der Mensch strebt stets nach dem, was er nicht hat

 

Autor: Jens Herdack
Finanzmarkt aktuell per 18. Dezember 2020
Jens Herdack,  CEFA, CIIA, Portfoliomanager

Foto Jens Herdack

Das letzte Finanzmarkt aktuell eines turbulenten Jahres lässt noch einmal die Ereignisse der vergangenen 12 Monate Revue passieren. Darüber hinaus wagen wir einen Blick auf das Jahr 2021 und auf die möglichen weiteren Entwicklungen an den weltweiten Finanzmärkten. Wir wünschen eine angenehme Lektüre.

Leben ist das was passiert, während Du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen (John Lennon)

Wir alle hatten wohl andere Pläne für das Jahr 2020. Und doch kam es völlig anders. Dabei hatte es noch am Jahresanfang gar nicht so schlecht ausgesehen. So hatte es eine erste Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China gegeben, die im sogenannten Phase1-Abkommen mündete. Das Weltwirtschaftsforum in Davos hatte die Zeichen der Zeit erkannt und den Klimawandel als Kernthema aufgegriffen. Doch bereits im Februar wurden an den Finanzmärkten immer häufiger Berichte über eine Lungenkrankheit in China thematisiert. Dabei waren sich die Bewerter der Situation aber einig, dass China im Vergleich mit der SARS-Epidemie 2002 ein deutlich konsequenteres Handeln an den Tag legte und die Ausbreitung der Krankheit dadurch mit großer Wahrscheinlichkeit gestoppt werden könnte. Wie sehr sie sich mit dieser Einschätzung irren sollten. Noch dominierte Covid-19 die Berichterstattung aber nicht vollständig. Zunächst gab es da noch ein Ereignis von geschichtsträchtiger Bedeutung. Am 31. Januar 2020 verließ mit Großbritannien zum ersten Mal ein Mitgliedstaat die EU. Nach 16 Jahren der kontinuierlichen EU-Osterweiterung nun also die abrupte „West-Verkleinerung“ – ein Paradigmenwechsel. Trotzdem markierte der deutsche Leitindex DAX am 17.2.2020 ein neues Allzeithoch bei 13.795,24 Punkten. Aus Sorglosigkeit wurde innerhalb kürzester Zeit aber Panik. Mit der Ankunft des Corona-Virus in Italien und dem Auftreten weiterer Fälle außerhalb Chinas verließ die Investoren der Mut. Es kam zu crashartigen Abverkäufen, die das deutsche Kursbarometer bis auf 8255 Punkte bzw. um 40 Prozent einbrechen ließ. Zwei der fünf negativsten Tagesbewegungen im US-Aktienmarkt der letzten 100 Jahre fanden im Laufe des März statt. In der Folge begannen die Notenbanken und Regierungen rund um den Globus Stützungsmaßnahmen in bisher nie dagewesenem Umfang. Nicht nur die Stützungsmaßnahmen verzeichneten Rekorde. Auch die auf den Crash folgenden Kursbewegungen waren rekordverdächtig. Unter anderem stieg der amerikanische Dow-Jones-Index an einem Tag um 11,4 Prozent und damit so stark wie zuletzt 1933. Im Zusammenhang mit der ersten Shut-down-Welle schossen die US-Arbeitslosenzahlen von einem Rekordtief auf ein ebensolches Rekordhoch. Zum Glück konnte die Arbeitslosenquote in Deutschland durch das Instrument der Kurzarbeit besser abgepuffert werden. Bereits im April hatten die USA dann im Zusammenspiel zwischen Notenbank und Regierung Hilfspakete im Gegenwert von über 4 Billionen US-Dollar bzw. 30 Prozent des amerikanischen Bruttosozialproduktes geschnürt. Die Besucherzahlen im wichtigen US-Einzelhandel gingen um die Hälfte zurück, ähnlich sah es bei den öffentlichen Verkehrsmitteln aus und den Weg zur Arbeit traten nur noch knapp 60 Prozent an. Dieser deutliche Rückgang der Mobilität führte zu einem Nachfrageeinbruch von Ölprodukten, wie beispielsweise Benzin. Durch die wegbrechende Ölnachfrage bei gleichzeitig übervollen Lagern kam es zu einem weiteren weltgeschichtlich einmaligen Ereignis: So notierte ein Fass amerikanisches WTI-Rohöl zeitweise zu einem negativen Preis. Wer also ein solches noch abnahm, erhielt dafür sogar 40 US-Dollar. Die Sommermonate waren dann von einer sukzessiven Normalisierung des sozialen Lebens geprägt. Chinas Wirtschaft zeigte sich besonders stark und konnte schnell wieder an die Vor-Corona-Erfolge anknüpfen. Die Volkswirtschaften Europas und Amerikas ächzten hingegen weiter unter den Covid-Folgen. Dank massiv zur Verfügung gestellter Liquidität der Regierungen und Notenbanken zeigten sich die Aktienmärkte in den Sommermonaten stark. Selbst von der sich im Winter wieder verschärfenden Corona-Situation ließen sich die Aktienmärkte kaum beeindrucken und bewiesen einmal mehr, dass sie nicht die Gegenwart, sondern die Zukunft in den Aktienkursen einpreisen. Inmitten des jüngsten katastrophalen Anstiegs der Corona-Fallzahlen und damit einhergehender Lockdowns, notieren die Leitbörsen der Welt bereits wieder an ihren Allzeithochs.

In Zukunft wird man den Käse mit der Maus kaufen (Hary Raithofer – österreichischer Moderator)

Wagen wir aber einen Ausblick in das Jahr 2021. Die Impfungen haben begonnen. Gleichzeitig werden die Länder mit rekordhohen Infektionszahlen kämpfen, auf die sie zunehmend nur noch mit verschärften Einschränkungen der Bewegungsfreiheit reagieren können, wenn sie nicht den Zusammenbruch ihrer Gesundheitssysteme riskieren wollen. Das bedeutet auch, dass die Regierungen weiter Gelder investieren müssen, um ihre Volkswirtschaften durch die Krise zu bringen. Auch die Notenbanken werden weiter eine Politik des leichten Geldes verfolgen. So hat die europäische Zentralbank EZB in dieser Woche bereits eine Ausweitung und Verlängerung ihrer Anleihekaufprogramme bekanntgegeben. Die US-Notenbank Fed signalisierte am Mittwoch ebenfalls ihre anhaltende Bereitschaft, die gesamte Bandbreite ihrer Instrumente zur Unterstützung der Wirtschaft nutzen zu wollen. Damit werden die Renditen sowohl von Staatsanleihen als auch von Unternehmensanleihen auch im Jahr 2021 extrem niedrig bzw. negativ bleiben. Reale Werte, wie zum Beispiel Aktien oder Immobilien, werden weiter deutliche Teile der Liquidität am Markt aufnehmen und im Wert steigen. Mit der Aussicht auf ein Überwinden der Coronakrise durch flächendeckende Impfungen werden an den Aktienmärkten wohl zunächst gerade auch die Hauptverlierer der Lockdowns Kursgewinne verzeichnen können. Langfristig werden sich aber diejenigen Unternehmen durchsetzen, die zu den Anführern des disruptiven Wandels hin zu Onlinehandel (bestimmt auch für Käse) und Technologie gehören. Durch die niedrigen Basiswerte, mit denen die Gewinnerwartungen 2021 verglichen werden, sollten die Unternehmen optisch sehr hohe Gewinnwachstumsraten ausweisen können und damit die Investoren zu weiteren Investitionen verleiten. Erst im späteren Jahresverlauf halten wir dann eine Diskussion über den Ausstieg aus den Anleihekäufen der Notenbanken, insbesondere in den USA, für möglich, was dann die Hausse der Realwerte ins Stocken bringen könnte.

Der Mensch strebt stets nach dem, was er nicht hat

Viele Investoren machen bei ihren Investitionen immer wieder den gleichen Fehler. Sie laufen Aktien nach, die schon stark gestiegen sind, in dem Gefühl bloß nichts verpassen zu wollen. Wahrscheinlich haben auch Sie, liebe Leser, in der Vergangenheit durchaus das eine oder andere Mal über den Stress der Weihnachtszeit mit dem Kaufen der Geschenke und den nicht enden wollenden Weihnachtsessen und Besuchen geklagt. Was hat diese Aussage mit dem Satz zuvor zu tun, werden Sie sich fragen. Nun durchaus viel. Denn horchen wir jetzt in uns hinein, dann empfinden wir ein deutliches Unbehagen, dass uns genau der Stress der Feiertage nun aufgrund der Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie verwehrt bleibt. Der Mensch strebt nun einmal immer nach dem, was er nicht hat. So ist das sowohl an der Börse, als auch im Alltag. Aber so wie man am Aktienmarkt langfristigen Erfolg nur durch diszipliniertes Umschiffen solcher psychologischen Fallen erreichen kann und damit deutlich ruhiger schläft, als mit ständigen Kauf- und Verkaufsentscheidungen, so hilft uns vielleicht auch etwas Gelassenheit durch die vor uns liegende kontaktbeschränkte Weihnachtszeit. Tun wir doch einfach so, als könnten wir uns in den Einkaufsstress und die vielen Besuche stürzen und erfreuen uns dann daran, dass wir diesmal dem ganzen Trubel entkommen sind. Das ist wahrscheinlich das Beste für all unsere Corona-geplagten Seelen. In diesem Sinne wünschen wir ihnen eine gesegnete Weihnacht und die Gelassenheit, die vor uns liegenden Feiertage trotz Pandemie zumindest ein wenig genießen zu können. Wir bedanken uns herzlich für Ihre Treue. Bleiben Sie gesund!

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

i