Alle Jahre wieder....?

Konjunktur: Notenbanken nicht im Gleichschritt

Renten: Schwächephase setzt sich fort

Aktien: Positiver Jahresausklang

 

Autor: Daniel Schär
Finanzmarkt aktuell per 16. Dezember 2016
Daniel Schär, Direktor Leiter Portfoliomanagement

Daniel Schär

Alle Jahre wieder....? Vor genau einem Jahr beendete die US-Notenbank (FED) die Nullzinspolitik in den USA und erhöhte den Leitzins das erste Mal seit fast zehn Jahren. Der Schritt war mit 0,25 Prozent sehr zaghaft, galt es doch das zarte Pflänzchen Konjunktur nicht im Keim zu ersticken. Weitere Zinsanhebungen wurden aber für den Jahresverlauf 2016 in Aussicht gestellt. Das Jahr entwickelte sich jedoch anders als gedacht. Schon zu Jahresbeginn stellten Währungsturbulenzen der chinesischen Währung Yuan und ein drastischer Rohstoffpreisverfall weitere Schritte in Frage. Brexit und US-Wahl sorgten für genug weiteren Bedarf, von weiteren Zinsanhebungen abzusehen. Nachdem sich nun die Aufregung um die Wahl gelegt hat, die Wirtschaft robust wächst und sogar die fast schon vollkommen abgeschriebene, gute alte Inflation dank Ölpreisentwicklung und den Wirtschaftsplänen von Donald Trump wieder anzieht, war Zeit zu handeln. In einem zweiten Schritt wurde der Leitzins nun um weitere 0,25% Prozent auf 0,75 Prozent erhöht. Weitere drei Schritte sind für das kommende Jahr angekündigt und deuten eine klar restriktivere Gangart an. Neben der Inflation verwiesen die Notenbanker auf die angespannte Lage am Arbeitsmarkt, die für wachsenden Lohndruck in den USA sorgen könnte. Es bleibt abzuwarten, ob die Notenbank im Jahr 2017 ihren Plänen treu bleiben wird oder ob wir wieder erst zum Jahresende vom dritten Zinsschritt berichten können. Von so einem Umfeld sind wir in Europa noch sehr weit entfernt: Mario Draghi verkündete hier in der Vorwoche eine Beibehaltung des Negativzinses und sogar eine Verlängerung des bestehenden Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) bis mindestens Ende 2017. Anders als in den USA braucht unsere europäische Wirtschaft noch tatkräftige Unterstützung durch die Notenbank. Der Arbeitsmarkt ist in weiten Teilen Europas deutlich von der Vollbeschäftigung entfernt, und etliche Wahltermine im kommenden Jahr haben das Potential, das Konstrukt Europäische Union weiter zu schwächen.

Vor allem in den USA und in Großbritannien haben veränderte Inflationserwartungen zu deutlichen Anstiegen der langfristigen Zinssätze und somit zu Kursverlusten für Anleiheinvestoren geführt. Anleger, die beispielsweise in 10- jährigen US-Staatsanleihen investiert waren, haben seit Anfang November ca. 5 Prozent Kursverlust hinnehmen müssen. Ganz so schlimm sieht es für Investoren in deutschen Staatspapieren auch dank des EZBAnleihekaufprogramms nicht aus. Trotzdem kann an dieser Stelle keine Entwarnung gegeben werden. Das erhöhte Ölpreisniveau sollte, durch Basiseffekte bedingt, bis weit in das kommende Jahr hinein zu einer anziehenden Inflationsrate führen. Weitere Renditeanstiege können wir dadurch nicht ausschließen. Für Renteninvestoren gilt somit mehr den je, das Depot vor Verlusten durch steigende Renditen zu schützen und Chancen abseits der üblichen Pfade zu nutzen.

Die europäischen Aktienmärkte haben angetrieben durch die EZB deutlich zulegen können. Dem DAX gelang es sogar, ein neues Jahreshoch zu markieren und sich somit klar in den positiven Bereich seit Jahresbeginn zu entwickeln. Europäische Aktien notieren trotz des Kursschubes an den Börsen immer noch seit Jahresanfang im Minus. Vor allem italienische und schweizerische Unternehmen haben sich in diesem Jahr schwach entwickelt. In den letzten Wochen hat sich eine starke Branchenrotation am Aktienmarkt vollzogen. Die allseits unbeliebten Bankwerte haben erheblich an Wert zulegen können. Ebenso stark entwickelten sich zyklische Industrie- und Rohstoffunternehmen. Pharmatitel und Konsumwerte, die gerade in unsicheren Börsenphasen Stabilität in ein Aktienportfolio gebracht haben, sind hingegen derzeit unbeliebt. Amerikanische Aktien gehören weiter zu den größten Gewinnern in diesem Jahr. Hier haben Euro- Investoren durch die Dollaraufwertung sogar attraktive Zusatzgewinne erzielen können. Insgesamt betrachtet war 2016 für europäische Anleger ein mäßiges Aktienjahr, das von starken Schwankungen und Favoritenwechseln geprägt war.

Gold, der Shootingstar des ersten Halbjahres, wird durch die veränderten Inflationserwartungen, steigende US-Zinsen und einen festeren US-Dollar zunehmend unter Druck gesetzt. Ein Großteil der Jahresgewinne hat das Edelmetall somit wieder abgeben müssen. Kurzfristig wird sich das Umfeld sehr wahrscheinlich nicht merklich aufhellen. Strategische Langfristinvestoren, die großen Schwankungen des Edelmetalls bereits aus den Vorjahren gewöhnt sind, werden die aktuelle Schwäche allerdings aussitzen können.

Wir wünschen allen unseren Lesern ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches, gesundes neues Jahr!

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