Werner Ettel

Braun-Sammlung Ettel – Zeitkapsel für ikonisches Design

In einer ehemaligen Galerie in Moabit präsentiert Sammler Werner Ettel die meisten der von Braun entwickelten Produkte aus den Jahren 1950 bis 2000. Im Fokus stehen die Arbeiten des langjährigen und stilbestimmenden Braun-Designers Dieter Rams.

Wenn es ein Schatzkästchen für Design­ikonen gibt, so ist es wohl dieser Ausstellungsort in Berlin-Moabit. Besucherinnen und Besuchern aus den Babyboomer-Jahrgängen entfährt das ein oder andere „Kenne ich, hatten wir auch zu Hause“, wenn sie Alltagsgegenstände wie Wecker und Mixer, Kameras und Feuerzeuge bestaunen. Und natürlich die berühmten Kaffeeautomaten, wie fast alle Geräte voll funktionsfähig. Dass die Sammlung ein Ort zum „Anfassen“ ist, zeigt sich auch daran, dass Gäste immer wieder alte Schallplatten mitbringen, um sie auf einem der Phonogeräte abzuspielen. Werner Ettel sieht dieses Interesse mit Freude, mehr als das: Dem früheren Kunsterzieher ist es wichtig, die Aktualität der bahnbrechenden Entwürfe von Dieter Rams – den er persönlich kennt – und deren Bedeutung für das internationale Design aufzuzeigen. Wie der Phonosuper SK 4 von 1956, aufgrund seiner Plexiglashaube rüde „Schnee­wittchensarg“ genannt. Das von Wilhelm Wagenfeld, Hans Gugelot und Dieter Rams entworfene Phonogerät war das erste seiner Art, das sich nicht hinter Schranktüren versteckte, sondern seine Funktionen sichtbar machte – ein Meilenstein der Ästhetik. Inspiriert wurden solche Innovationen häufig von Dieter Rams’ in den Achtzigerjahren auf Kurzform gebrachten „10 Thesen für gutes Design“.

„Design war für ihn nicht nur die Optik. Haltbarkeit und die Möglichkeit, ein Gerät zu reparieren, zählten für ihn ebenso dazu.“ Die Ära von Rams endete 1995, nach 40 Jahren bei Braun, das läutete den Niedergang der Marke an, sagt der Sammler. Nicht ohne Grund stammen die jüngsten Exponate aus dem Jahr 2000. Anstatt sich zu spezialisieren, wollte Braun überall führend sein – bei Küchengeräten ebenso wie bei Kameratechnik oder Hi-Fi-Elektronik. Es ist dem Sammler anzumerken, dass ihn diese Entwicklung schmerzt, denn das Potenzial der Marke sei gewaltig gewesen: „Geräte von Braun waren immer etwas teurer als die Mitbewerber-­Produkte, doch die Internationale Bauausstellung 1957 in Berlin bescherte Braun den Durchbruch, da die Musterwohnungen damit ausgestattet waren.“ Und nur wenige Jahre später sollte Unterhaltungselektronik von Braun zum Statussymbol werden: „1965 lag der Preis für das sehr seltene Boxenpaar L1000 bei 7000 Mark. Ein VW Käfer kostete 2000 Mark weniger.“ Doch auch wenn die Geräte der Hi-Fi-Abteilung ihren Preis hatten, die Technik dahinter war äußerst innovativ und hochwertig. Überhaupt gibt es kein Gerät in Werner Ettels Museum, zu dem der Sammler und Vorsitzende des Braun Design Freunde e. V. keine Geschichte zu erzählen hätte. Und so ist der Besuch der Sammlung nicht nur eine Zeitreise durch die Historie des Unternehmens Braun, sondern ein ebenso unterhaltsamer wie interessanter Streifzug durch die Geschichte des deutschen Designs und ihrer kreativen Köpfe. Einer davon ist ein Weggefährte Rams’, Gerd Alfred Müller. Dem Designer ist eine Sonderausstellung mit Arbeiten für Braun und den Schreibgerätehersteller Lamy gewidmet. Sie ist in der Braun-Sammlung Ettel seit dem 30. Oktober 2022 zu sehen.

Text: Katharina Hummert
Foto: © Sophie Kirchner
Datum: Oktober 2022

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