Irene Selvanathan
Die Ingenieurin Irene Selvanathan will es Unternehmen leichter machen, sich an Expeditionen ins All zu beteiligen. Dazu haben sie und ihr Team eine innovative Hardware entwickelt.
Die Raumfahrt ist ein teures Unterfangen, doch in einem Punkt könnte schon bald Abhilfe geschaffen werden: Das Berliner Start-up Neurospace entwickelt Hardware, die es mehr Unternehmen ermöglichen soll, sich an Expeditionen ins Weltall zu beteiligen – Stichwort Rover. Hinter der Idee steht Irene Selvanathan. Die Ingenieurin gründete mitten in der Pandemie, im Mai 2020. Zuvor hatte sie als Leiterin eines internationalen Projekts auf sich aufmerksam gemacht: Die Absolventin der Technischen Universität Berlin hatte an der russischen Trägerrakete Sojus ein von ihr und ihrem Team entwickeltes System eingebaut und getestet. Den Weltraum zu entdecken sei ihr Kindheitstraum gewesen, sagt die Gründerin: „Wenn ich gefragt wurde, was ich später mal machen will, sagte ich: ‚Raumschiffe bauen‘.“ Viel belächelt, habe sie an diesem Ziel festgehalten, sagt Selvanathan. Sie studiert Licht- und Solartechnik, später werden Mikrowellen- und Hochfrequenztechnik ihre Schwerpunkte. Ihr erster Arbeitgeber ist das Ferdinand-Braun-Institut, darauf folgt das Raumfahrtunternehmen Exolaunch, für das sie an der Sojus-Rakete arbeitet.
Ihre nächste Station ist FTI Engineering im brandenburgischen Wildau, wo sie die Systeme von Businessjets mit künstlicher Intelligenz verknüpft. Dabei rückt der Plan des Gründens immer mehr in den Fokus. „Ich wollte wieder Hardware bauen“, sagt Irene Selvanathan, „dass es dann ein Rover wurde, war eher Zufall.“ Sie nimmt mit ihrem Start-up an einem Wettbewerb teil, der sich um die Entwicklung eines standardisierten Weltraumfahrzeugs dreht. Die Erfahrung aus jener Zeit treibt sie bis heute an: „Wir wollen einen Rover entwickeln, der den extremen Bedingungen auf fernen Planeten standhält.“ Das sind beispielsweise Temperaturschwankungen zwischen plus 80 und minus 180 Grad Celsius, wie sie auf dem Mond herrschen. Auch dass es dort keine Atmosphäre gibt, müsse bei der Entwicklung berücksichtigt werden. Überhaupt seien die Bedingungen auf dem Erdtrabanten viel extremer als auf dem Mars, sagt Irene Selvanathan. Deshalb wird am Hohenzollerndamm in Wilmersdorf, wo sich das Büro und das Labor von Neurospace befinden, in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin unter möglichst realistischen Bedingungen geforscht. Das Material Regolith ersetzt dabei den scharfkantigen Mondstaub, durch den sich der kleine Rover kämpfen muss. In der geringen Größe des Fahrzeugs sehe sie einen wichtigen Wettbewerbsvorteil, sagt Selvanathan: Sie ermögliche es mehr Unternehmen, sich mit einem eigenen Rover an einer Expedition in die Weiten des Weltraums zu beteiligen. Potenzielle Abnehmerinnen sind in erster Linie Universitäten und Raumfahrtbehörden. Nächstes Etappenziel sei es daher, die NASA für das Fahrzeug zu begeistern. Und dabei gibt sie Gas, auch beim kommenden Seed-Investment. Denn ihre Prognose lautet: „Wir brauchen noch drei Jahre, dann sind wir startklar für den Mond.“
Text: Redaktion BBE
Foto: © NEUROSPACE GmbH
Datum: Oktober 2022
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