Versicherungslösungen – besser als ihr Ruf  

Nachgefragt
Oktober 2021

 

Sebastian Iring
Sebastian Iring ist Stellvertretender Direktor im Bereich Privatkunden. Zudem bildet das Thema Versicherungen einen Schwerpunkt seiner Expertise.

Sebastian Iring

Das Thema Versicherungen löst bei vielen Menschen wenig Begeisterung aus. Herr Iring, sind diese Emotionen berechtigt?

Der Einsatz von Versicherungslösungen ist sehr individuell und vielfältig, wenn man sich gegen existenzielle Risiken wie Wegfall der Arbeitskraft, Tod und Krankheit schützen möchte. Ich stimme Ihnen aber zu, dass im Zuge der langjährigen Diskussionen um den Reformbedarf staatlicher und privater Altersvorsorge, einhergehend mit veränderten Kapitalmarktbedingungen und abnehmender staatlicher Fürsorge, die Unsicherheit der Kunden zugenommen hat. Dadurch sinkt die Begeisterung, sich mit Versicherungslösungen zu beschäftigen. Aus meiner Sicht meist unberechtigt.

Welche Einsatzmöglichkeiten sehen Sie, und wie bewerten Sie diese?

Versicherungen sind entstanden, um einzelne Menschen über eine kollektive Risikoübernahme bei eintretenden Schadensfällen finanziell abzusichern. Über einen im Verhältnis zum Schadensfall kleinen regelmäßigen Beitrag können so finanzielle Risiken beherrschbar gemacht werden. Außerdem sind Versicherungen auch als Kapitalanlage für den Vermögensaufbau sinnvoll.

An welche Risiken denken Sie?

Nun, ich denke zum Beispiel an Haftungsrisiken im Alltag, Berufsunfähigkeit, das Versterben der Hauptverdiener einer jungen Familie und das Aufrechterhalten des individuellen Lebensstandards im Alter. Diese Risiken können über eine private Haftpflichtversicherung, eine private Berufsunfähigkeitsversicherung, eine Risikolebensversicherung und Altersvorsorgeverträge abgesichert werden. Der Gesetzgeber hat mit dem Alterseinkünftegesetz viele Anreize geschaffen, mit Versicherungslösungen Altersvermögen aufzubauen.

Warum beschäftigen Sie und die Bank sich überhaupt mit diesen Themen?

Wir beraten unsere Kundinnen und Kunden ganzheitlich. Basis der Beratung ist eine individuelle
Finanzplanung. Kern der Finanzplanung ist die Liquiditätsbetrachtung in den einzelnen Lebensphasen. Bei Vermögensübertragungen zu Lebzeiten ermöglicht die Vertragskonstruktion einer Versicherung eine Schenkung mit „Vetorecht“. Darüber hinaus eignen sich Versicherungen durchaus auch als Kapitalanlage.

Was favorisieren Sie?

Das kommt natürlich auf die individuelle Situation an. Als Geldanlage haben Versicherungen meist dann Vorteile, wenn man über einen längeren Zeitraum anlegen kann. So sind die Erträge einer Versicherung nur zur Hälfte steuerpflichtig, wenn sie mindestens zwölf Jahre läuft und der Bezugsberechtigte zum Ablauf mindestens 62 Jahre alt ist. Eine lebenslange Rente wird durch die ertragsanteilige Besteuerung begünstigt. In der Ansparphase innerhalb des Versicherungsmantels fallen keine Kapitalertragsteuern an. Ein langer Anlagezeitraum bietet die Möglichkeit, Illiquiditätsprämien zu vereinnahmen.

Welche Versicherungslösung wird Ihrer Meinung nach oft zu Unrecht schlecht dargestellt?

Ganz klar die Rürup-Rente. Für Selbstständige, Beamte und gut verdienende Angestellte mit hohem Grenzsteuersatz kann steuerbegünstigt und ohne Zwang auf eine Garantie Altersvorsorgevermögen flexibel, beispielsweise über Aktien, aufgebaut werden. Hier existiert nach wie vor eine große Unkenntnis, selbst bei manchen Steuerberatern, über die individuelle Förderquote. Ich halte die Basisrente für eine sinnvolle Ergänzung, um den individuellen Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten, ein Leben lang!

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