Autor: Daniel Schär
Finanzmarkt aktuell per 29. November 2019
Daniel Schär, Direktor Leiter Portfoliomanagement
Ende gut, alles gut? Das Jahr 2019 nähert sich langsam seinem Ende, und man kann den Eindruck gewinnen, dass sich viele der Spannungsfelder, die die Kapitalmärkte während des Jahres in Atem gehalten haben, positiv auflösen. Ob dem wirklich so ist und wie wir die Situation an den Wertpapiermärkten einschätzen, lesen Sie in dieser Ausgabe von Finanzmarkt aktuell.
2019 – ein Jahr wie aus dem Drehbuch
Wäre das Jahr 2019 ein Film, hätte es das Potential, zum Blockbuster zu werden. Alles was dafür notwendig ist, findet man, wenn man das Jahr Revue passieren lässt. Der Beginn verlief für viele Marktteilnehmer vollkommen überraschend mit einer kompletten Kehrtwende der Notenbanken. Wurde von diesen zum Ende 2018 noch sehr restriktiv agiert und die lockere Geldpolitik der Vorjahre zurückgefahren, so stoppten US-FED, EZB und Co. diesen Trend zu Jahresbeginn 2019 aus Sorge vor einer stärkeren Abschwächung der Konjunktur und einer weiteren Kurskorrektur der Kapitalmärkte. Es folgte ein fulminanter Kursanstieg in den ersten Monaten des Jahres. Die beiden Bösewichte in der Story sind auch schnell ausgemacht. Mit Donald Trump und Boris Johnson haben wir zwei Protagonisten, die immer wieder überrascht, Komplotte eingefädelt und ihre Gegenspieler bis zum Äußersten gefordert haben. Den Spannungshöhepunkt erreichten wir im Spätsommer, als die globalen Konjunkturfrühindikatoren für die Industrie in den Rezessionsbereich rutschten, die Wahrscheinlichkeit eines Hard-BREXIT von vielen Analysten bei über 50 Prozent angesetzt wurde und die Handelsgespräche zwischen den USA und China stockten. Aktuell sieht es nun fast so aus, also ob wir ein Happy End bekommen könnten. Die Wirtschaftsdaten haben sich in den letzten Wochen stabilisiert, und in Großbritannien deutet sich zunehmend ein Wahlsieg für die von Boris Johnson angeführten Tories an. Die Annahme des auf dem Tisch liegenden BREXIT-Vertrages mit der EU wäre dann noch vor Weihnachten möglich. Die Politik von Donald Trump sorgt dafür, dass die Spannung bis zum Ende aufrechterhalten wird. Zwar ist eine Einigung mit den Chinesen im Handelskonflikt in Sichtweite, es gibt jedoch noch einige Unwägbarkeiten, die in letzter Minute ein Scheitern der Verhandlungen verursachen könnten. Am brisantesten sind sicherlich die verabschiedeten US-Gesetzte, die die Demokratiebewegung in Hongkong unterstützen sollen. Dieses Engagement wird von der chinesischen Regierung sehr kritisch gesehen. Es bleibt also bis zur letzten Minute des Jahres spannend.
Aktien bleiben die wichtigste Ertragskomponente
Die Aktienmärkte konnten in diesem Jahr deutlich zweistellig zulegen. Damit gehört das Anlagejahr 2019 zu einem der besten der letzten 10 Jahre. Das haben zu Jahresbeginn nur die Wenigsten in dieser Form erwartet. Spannend ist nun natürlich, wie es im kommenden Jahr weitergehen könnte. Die Dynamik der Aufwärtsentwicklung sollte sich unserer Meinung nach im kommenden Jahr nicht wiederholen lassen. Viele Märkte notieren auf Höchstständen, und die Stimmung unter den Investoren ist konträr zu dem Umfeld vor einem Jahr aktuell positiv. Die Ausgangsbasis ist somit eine andere, trotzdem sehen wir weiteres Potential für die Märkte. Die wichtigste Unterstützung kommt nach wie vor von Seiten der Notenbanken. Diese sind im Jahresverlauf zunehmend offensiver geworden, und zuletzt wurden sogar die monatlichen Anleihekaufprogramme wiederaufgenommen. Diese Entwicklung wird sich unserer Meinung nach im kommenden Jahr fortsetzen und positive Impulse für die Konjunktur entfachen. Der Welthandel ist 2019 entgegen aller Befürchtungen weder zum Erliegen noch zum Einbruch gekommen. Ein Handelsabkommen zwischen den USA und China, auch wenn es auf einen Kompromiss auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner hinausläuft, sollte für eine Belebung sorgen. Donald Trump möchte im November 2020 wiedergewählt werden, und er wird seine Chancen dafür durch gute Nachrichten steigern wollen. Die Unternehmensgewinne stagnierten in diesem Jahr und waren in einigen Ländern, wie beispielsweise Deutschland, sogar rückläufig. Die Kursgewinne dieses Jahres wurden also primär durch eine Ausweitung der Bewertungen erzielt. Trotz der gestiegenen Bewertungsniveaus sind wir von Übertreibungen noch weit entfernt. Vielmehr sind Aktien in einer Welt der Niedrig- und Negativzinsen eine der wenigen Anlageklassen, die noch nicht in überhöhte Bereiche hineingewachsen sind. So befindet sich beispielsweise die Dividendenrendite für internationale Aktien mit 2,5 Prozent auf dem historischen Durchschnitt. Auch die Unternehmensgewinne sollten 2020 wieder wachsen. Selbst wenn die Erwartungen an ein zweistelliges Wachstum nicht erfüllt werden können, so ist doch ein solider einstelliger Zuwachs möglich. Insgesamt bleiben Aktien für uns die wichtigste Ertragskomponente in einem gut aufgestellten Wertpapierportfolio.
2020 Potential für gutes Anlagejahr
Auch für Rentenanlagen wird es schwer, die gute Wertentwicklung des laufenden Jahres zu wiederholen. Die Risikoaufschläge für Unternehmens- und Schwellenländeranleihen sind im Jahresverlauf deutlich gesunken und haben für Kurszuwächse gesorgt. In einem Umfeld eines stabilen, wenn auch geringen Wirtschaftswachstums weisen diese Anlagesegmente in unseren Augen aber weiteres Potential aus. 2020 hat somit insgesamt die Voraussetzungen, ein gutes Anlagejahr zu werden, auch wenn es wahrscheinlich nicht an den Blockbuster-Erfolg des Jahres 2019 heranreichen kann.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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