US-Rendite markiert höchsten Stand seit 2007

US-Rendite markiert höchsten Stand seit 2007

US-Regierungsapparat vor dem Stillstand

Aktien reagieren mit Abgabedruck

 

Autor: Bastian Ernst
Finanzmarkt aktuell per 29. September 2023
Bastian Ernst, Portfoliomanager

Bastian Ernst

Sorgen vor einem neuerlichen politischen Streit um den US-Staatshaushalt sowie eine restriktiver als erwartet agierende Notenbank ließen die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen erstmalig seit 2007 wieder über die Marke von 4,50 Prozent klettern. Was dies für die Konjunktur sowie die Entwicklung an den Aktienmärkten bedeutet, lesen Sie in unserer neuen Ausgabe von Finanzmarkt aktuell:

US-Rendite markiert höchsten Stand seit 2007

Wie erwartet, beschloss die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) in der vergangenen Woche, ihren Leitzins unverändert in der Spanne 5,25 bis 5,50 Prozent zu belassen. Sie ließ sich allerdings die Tür für weitere Zinserhöhungen offen und bekräftigte erneut, dass die Zinsen längere Zeit hoch bleiben werden. Insbesondere die quartalsweise veröffentlichten Zinsprojektionen der einzelnen Notenbank-Mitglieder zeigen, dass die Mehrheit der Notenbankerinnen und Notenbanker eine weitere Zinserhöhung vorsieht. Zudem werden erste Leitzinssenkungen von den Notenbankerinnen und Notenbankern deutlich später gesehen als vom Markt bisher erwartet. In der Folge kletterten die Renditen sowohl jenseits des Atlantiks als auch hierzulande weiter nach oben. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) vermied, sich bei ihrer letzten Sitzung auf ein Ende der Zinserhöhungen festzulegen, und bekräftigte, dass die Zinsen für längere Zeit hoch bleiben werden. Die Sorgen vor einer sich hartnäckig festsetzenden erhöhten Inflation sind weiterhin hoch. Der jüngst kräftige Anstieg des Ölpreises könnte indes inflationsbeschleunigend wirken. Herbeigerufen wurde dieser Anstieg durch die Vorgehensweise Saudi-Arabiens, die freiwillige Produktionskürzung voraussichtlich bis in den Dezember fortsetzten zu wollen in Kombination mit sehr geringen Lagerbeständen in den USA. Dies wird verstärkt, weil nun auch an einem der wichtigsten Umschlagplätze in den USA die Lagerbestände an einem operativen Minimum angekommen sind.

US-Regierungsapparat vor dem Stillstand

Zum Anstieg der US-Staatsanleiherenditen trägt zudem die Sorge vor einem erneuten Stillstand des US-Regierungsapparates bei, dem sogenannten „Government Shutdown“. Am 30. September endet die jährliche Bewilligung des US-Haushalts. Sollten sich die Parteien nicht auf ein neues Haushaltsbudget einigen, müssen nicht notwendige Ausgaben gestoppt und weite Teile der Regierungsbehörden geschlossen werden. Eine solche Zwangsschließung kam in der Vergangenheit schon häufiger vor und würde pro Woche voraussichtlich 0,1-0,2 Prozentpunkte (annualisiertes) BIP-Wachstum kosten. Nach Beendigung eines solchen Stillstands könnte ein Teil dessen allerdings wieder aufgeholt werden, da einige Tätigkeiten bloß aufgeschoben würden. Der drohende Stillstand veranlasste die US-Ratingagentur Moody’s jedoch dazu, eine Herabsetzung der Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten in Betracht zu ziehen. Die USA könnten damit auch von der dritten großen Ratingagentur die Spitzennote AAA aberkannt bekommen, nachdem erst vor wenigen Wochen die Ratingagentur Fitch ihr Rating herabgesetzt hatte. Da die politischen Läger in den USA festgefahren sind, erscheint eine Einigung vor Monatsende unwahrscheinlich.

Aktien reagieren mit Abgabedruck

Die globalen Aktienmärkte setzten ihren jüngsten Rückgang indes fort. Die nachlassende Hoffnung auf ein baldiges Ende der Zinserhöhungen sowie baldige erste Zinssenkungen belasteten. Während jedoch im vergangenen Jahr die Sorge am Markt bestand, dass durch die Zinserhöhungen der Notenbanken eine schwere Rezession hervorgerufen werden könnte und Unternehmensgewinne einbrechen, besteht diese Sorge derzeit weitgehend nicht mehr. Insbesondere die US-Wirtschaft zeigt sich weiterhin erstaunlich robust. So erhöhte die Fed jüngst ihre Prognose für das US-Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr. Ein restriktives Agieren der Fed resultiert damit aus einer Position der wirtschaftlichen Stärke heraus. Dies sollte konjunktursensitive und günstig bewertete Unternehmen, wie zum Beispiel Banken, unserer Ansicht nach profitieren lassen. Daher haben wir kürzlich unsere Präferenz für Bankaktien erhöht. Im Gegenzug reduzierten wir taktisch den Technologiesektor, welcher nach der Euphorie um das Thema Künstliche Intelligenz relativ hoch bewertet ist. Langfristig bleiben wir aufgrund der strukturellen Wachstumstrends von Technologieaktien überzeugt. Im Rentensegment präferieren wir weiterhin Staatsanleihen und bonitätsstarke Unternehmensanleihen. Deren Renditen liegen auf historisch attraktiven Niveaus und sollten in Renten- sowie gemischten Portfolien entsprechende Berücksichtigung finden.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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