US-Konjunkturdaten weiterhin erstaunlich stark.

Starke US-Konjunkturdaten

US-Zinsen testen die 5%-Marke

Aktien leiden unter gestiegenen Zinsen

 

Autor: Sören Wiedau
Finanzmarkt aktuell per 27. Oktober 2023
Sören Wiedau, CEFA, Portfoliomanager

Sören Wiedau

Die Kapitalmärkte stehen weiterhin im Spannungsfeld des Nahost-Konfliktes und der Furcht, dass weitere Länder – insbesondere der Iran – in die Auseinandersetzungen eintreten könnten. Zusätzlich wirkten sich die gestiegenen Zinsen negativ auf die Aktienmärkte aus. Jenseits der geopolitischen Risiken liegt das Augenmerk der Marktakteure auf der Berichtssaison zum dritten Quartal 2023. Wie wir die Aussichten für die Kapitalmärkte einschätzen, lesen Sie in der neuen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“:

Starke US-Konjunkturdaten

Die Konjunkturdaten aus den USA zeigen sich weiterhin erstaunlich stark. Die Industrieproduktion nahm im September zu und lieferte damit einen Wachstumsbeitrag zu dem positiven Konjunkturbild. Auch auf der Konsumseite läuft es weiter erfreulich. So steigen die US-Einzelhandelsumsätze den sechsten Monat in Folge und unterstreichen, dass der private Konsum eine der zentralen Säulen der US-Wirtschaft ist. Die Verbraucherinnen und Verbraucher konnten in den letzten Jahren ihre Sparquote steigern, um den wichtigen privaten Konsum weiter zu unterstützen. Trotz der guten Daten rechnen wir mit einer Eintrübung der amerikanischen Wirtschaft. Angesichts der schwächeren globalen Konjunkturaussichten, steigenden Zinskosten und der Verknappung der Kreditvergabe dürfte sich die amerikanische Konjunktur abkühlen. Eine tiefe Rezession erwarten wir für die USA allerdings nicht.

US-Zinsen testen die 5%-Marke

Die Zinsen an den Anleihemärkten setzten ihren Aufwärtstrend fort. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen überschritt kurzfristig zum ersten Mal seit der Finanzkrise die 5%-Marke. Vor allem die überraschend robuste US-Wirtschaft erschwert die Inflationsbekämpfung. Gleichzeitig sorgen sich die Marktteilnehmer über den steigenden Ölpreis. Dieser könnte im Fall einer weiteren Eskalation im Nahen Osten zu einem zusätzlichen Belastungsfaktor werden, der den Rückgang der Inflation verlangsamen könnte. Aktuell sind die Inflations- und Wirtschaftsausblicke zu unsicher, als dass diese Reaktionen der Notenbanken hervorrufen würden. Fed Präsident Powell betonte zuletzt, dass der Offenmarktausschuss behutsam vorgehen wird. Wir halten weitere Zinserhöhungen in den USA für weniger wahrscheinlich. Die Inflationsraten sollten trotz der gestiegenen Ölpreise in den nächsten Monaten weiter fallen. Im Zuge dessen wird sich die Erkenntnis weiter durchsetzen, dass der weltweite Zinszyklus ein Ende gefunden hat. Wir rechnen in der zweiten Jahreshälfte 2024 wieder mit fallenden US-Leitzinsen, was sich dann auch positiv auf den Anleihemarkt auswirken sollte.

Aktien leiden unter gestiegenen Zinsen

Die geopolitischen Spannungen werden an den Aktienmärkten aktuell von den Entwicklungen bei den US-Zinsen übertroffen. Die Aktienmärkte reagierten auf die gestiegenen Zinsen mit fallenden Kursen, wobei Technologieaktien besonders hart betroffen waren. Steigende Zinsen erhöhen auf der einen Seite die Finanzierungskosten für Unternehmen und können die Aussichten der Unternehmen trüben. Andererseits steht die Anlageklasse Anleihen immer mehr im Wettbewerb zu Aktien, welche bis vor nicht zu langer Zeit mit positiven Realrenditen als alternativlos galten. Von der US-Berichtssaison kamen zuletzt gemischte Zahlen. Bisher hat fast ein Viertel der S&P-500-Unternehmen ihre Zahlen vorgelegt. Dabei konnten zwar über 78% von ihnen die Gewinnerwartungen der Analysten übertreffen, aber die Ausblicke für das 4. Quartal 2023 fielen bisher eher ernüchternd aus. Auch die Auswirkungen des Nahostkonfliktes bleiben ein Belastungsfaktor und hängen davon ab, ob weitere Eskalationsschritte verhindert werden können. Insgesamt sollten Anleger in den nächsten Wochen mit einer erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten rechnen. Wir bevorzugen in diesem Umfeld eine defensive Positionierung, wobei Branchen aus den Bereichen Gesundheit, Basiskonsum und Energie übergewichtet werden sollten.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

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Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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