Autor: Marthel Edouard
Finanzmarkt aktuell per 27. Mai 2022
Marthel Edouard, Portfoliomanager
Die Stimmung der Anleger an den internationalen Kapitalmärkten ist schlecht, und die Kursentwicklung ist kaum besser. Die Sorgen vor einem Abrutschen der globalen Konjunktur in die Rezession sind groß. Wie wir die Lage an den Märkten einschätzen, lesen Sie in der neuen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“:
Wieder einmal viel los im schweizerischen Davos
Nach zweieinhalb Jahren Pandemiepause versammeln sich in diesen Tagen wieder die globale Wirtschaftselite und zahlreiche Regierungsvertreterinnen und -vertreter beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Wie bei jedem der 51 Treffen zuvor soll es auch in diesem Jahr um die ganz großen Themen rund um Politik und Wirtschaft gehen. Es war zu erwarten, dass die Konferenz ganz im Zeichen des Ukraine-Krieges und seiner sicherheitspolitischen sowie wirtschaftlichen Auswirkungen stehen würde. Insofern durfte man gespannt sein zu erfahren, welche neuen Einschätzungen die anwesenden Notenbanker und Volkswirte zum Verlauf der globalen Konjunktur in diesem Jahr haben würden. Die Vertreter des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank erneuerten ihre Aussagen aus den vergangenen Wochen, wonach sie keine globale Rezession erwarten. Die Konjunktur sei robust und könne steigende Leitzinsen gut verkraften, so der Tenor in Davos. Wie eine Bestätigung dieser Aussagen musste einem die jüngste Veröffentlichung des wichtigen deutschen Konjunkturbarometers, dem Ifo Index, vorkommen. Der Ifo konnte im Mai überraschend zulegen und verzeichnete zudem den zweiten Anstieg in Folge. Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Konzerne scheint sich nach dem kriegsbedingten Stimmungstief im März wieder etwas zu verbessern. Das allein sollte noch keinen Anlass für einen übertriebenen Konjunkturoptimismus bieten, aber doch zumindest als Zeichen gedeutet werden, dass sich die Wirtschaft hierzulande trotz Inflationssorgen, Materialknappheit und Ukraine-Krieg als äußerst robust erweist. Eine gewisse Konjunkturabschwächung schließt das natürlich nicht aus, jedoch gibt es aktuell keine Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Rezession.
Anleihen tendieren weiter zur Schwäche
Die Rentenmärkte durchlaufen in diesem Jahr eine äußerst schwierige Marktphase. Daran hat sich auch in den vergangenen Wochen nichts geändert. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen Bundesanleihe hat sich nach einem kurzen Rücksetzer Mitte Mai zuletzt wieder über der psychologisch wichtigen Marke von 1% etabliert. Damit hat sich seit Jahresanfang ein deutlicher Renditeanstieg von rund 1,2%-Punkten vollzogen. Die sich gegenläufig entwickelnden Anleihekurse haben sich entsprechend stark abwärts bewegt. Hierbei lässt sich festhalten, dass die Kursentwicklung in diesem Jahr umso schlechter verlief, je länger die Laufzeit der betreffenden Anleihe ist. Im Gegensatz dazu konnten sich Rentenpapiere mit kürzeren Laufzeiten und Renditeaufschlägen, wie sie etwa im Segment der Unternehmensanleihen zu finden sind, vergleichsweise gut behaupten. Sie verzeichneten zwar auch Kursabschläge, diese fielen aber deutlich geringer aus als bei Langläufern. Aus unserer Sicht ist der Renditeanstieg am Markt schon weit fortgeschritten, zumal sich die Konjunktur aufgrund der restriktiver werdenden Geldpolitik in den USA und in Europa abschwächen sollte. Ein rückläufiges Wirtschaftswachstum spräche dann für einen nachlassenden Inflationsdruck, wieder fallende Anleiherenditen und infolgedessen steigende Anleihekurse am Rentenmarkt. Wir sehen den jüngsten Renditeanstieg bei Top-Bonitäten im Staatsanleihe- und Pfandbriefbereich als Chance, die Laufzeitenrisiken in den Portfolien in einem ersten Schritt etwas zu erhöhen. Im Gegenzug dazu halten wir eine Reduzierung der Segmente Wandelanleihen und Hochzinsanleihen für angebracht, die von einer Konjunkturabschwächung deutlicher in Mitleidenschaft gezogen werden dürften.
Aktien scheinen aus dem Gröbsten noch nicht raus zu sein
Der Kursverlauf an den Aktienmärkten in diesem Jahr passt zur Stimmung vieler Investoren: Beides ist auffallend schlecht. Seit Jahresanfang betragen die Kursabschläge in den USA und in Europa, je nach betrachtetem Aktienindex, zwischen 10 bis 20%. Nun sind Kursrückgänge eines solchen Ausmaßes bei Aktien keine Seltenheit, aber aktuell passt die schwache Kursbewegung nicht so recht zur starken fundamentalen Lage vieler Unternehmen. Ein Blick auf die europäische und US-amerikanische Unternehmensberichtssaison zum ersten Quartal 2022 zeigt im Jahresvergleich einen deutlichen Gewinnzuwachs im mittleren zweistelligen Prozentbereich. Und auch die Gewinnaussichten sind trotz aller Konjunkturunwägbarkeiten weiterhin gut. Die Konsensprognose geht für das Gesamtjahr 2022 von einem Gewinnanstieg bei den globalen Unternehmen des MSCI Weltindex von rund 11% aus. Wir erwarten insbesondere für Unternehmen aus den Branchen Energie, Gesundheit und Technologie ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum, was die entsprechenden Aktien attraktiv macht. Zudem sollten sich Aktien aus den genannten Bereichen als widerstandsfähiger im aktuellen Marktumfeld erweisen, welches von steigenden Teuerungsraten und einem hohen Druck auf die Gewinnmargen der Unternehmen gekennzeichnet ist.
Im Zuge der Kurskorrektur der letzten Wochen haben sich die Aktienbewertungen deutlich reduziert. Die relative Attraktivität von Aktien hat sich dadurch erhöht, und die Kursentwicklung könnte dadurch mittelfristig wieder nach oben zeigen. Kurzfristig bleibt den Aktienmärkten allerdings das Spannungsfeld aus restriktiver Geldpolitik und konjunktureller Unsicherheit erhalten. Erneute Kursschwankungen sollten damit in den nächsten Wochen vorprogrammiert sein.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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