China: Trendwende oder Strohfeuer?

Wann werden die Zinsen gesenkt?

Trendwende oder bloß Strohfeuer in China?

„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind“

 

Autor: Bastian Ernst
Finanzmarkt aktuell per 26. Januar 2024
Bastian Ernst, Portfoliomanager

Bastian Ernst

Die Aktienmärkte setzen ihre Kursrallye des vergangenen Jahres, getragen von steigenden Unternehmensgewinnen und der Hoffnung auf Zinssenkungen, fort. Gleichzeitig beginnt die chinesische Notenbank die schwächelnde Wirtschaft im Reich der Mitte zu stimulieren. Was dies für die Kapitalmärkte bedeutet, lesen Sie in der neuen Ausgabe von Finanzmarkt aktuell.

Wann werden die Zinsen gesenkt?

Dass die Phase historisch rapide steigender Zinsen hinter uns liegt und im Laufe dieses Jahrs erste Zinssenkungen erfolgen dürften, daran hegen Anlegerinnen und Anleger kaum mehr einen Zweifel. Unklar ist jedoch, wie schnell und in welchem Umfang die Zinsen gesenkt werden. Daher werden jegliche Andeutungen der Notenbankerinnen und Notenbanker mit Argusaugen verfolgt. Doch bisher geben diese keine eindeutigen Hinweise. Auf der jüngsten Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) verwies Christine Lagarde darauf, dass die Zinserhöhungen Wirkung gezeigt haben und die Inflation rückläufig ist. Sie wiederholte, dass Zinssenkungen ab dem Sommer möglich seien. Sie merkte jedoch an, dass es Konsens im EZB-Rat war, dass die Diskussionen hierüber noch verfrüht sind. Ähnlich sieht es jenseits des Atlantiks aus, wo die Federal Reserve auf die Wirksamkeit ihrer Geldpolitik hinwies, aber die Hoffnung auf allzu schnelle Zinssenkungen nicht erfüllte. Entsprechend kletterten die Anleiherenditen seit Jahresbeginn wieder ein Stück weit.

Trendwende oder bloß Strohfeuer in China?

Chinesische Aktien entwickelten sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich schwächer als ihre Pendants aus den entwickelten Ländern. Insbesondere US-amerikanische Aktien entwickelten sich merklich besser. Die Gründe hierfür sind vielschichtig, hervorzuheben sind jedoch die Probleme im chinesischen Immobiliensektor, eine ins Stocken geratene Konjunktur sowie Skepsis internationaler Investoren hinsichtlich der Investitionsbedingungen im Reich der Mitte. In dieser Woche kündigte die chinesische Notenbank indes an, zeitnah Lockerungen ihrer Geldpolitik vorzunehmen. Darüber hinaus wird am Markt über einen milliardenschweren Stabilisierungsfonds für den chinesischen Aktienmarkt spekuliert, den Chinas Staatsführung angeblich erwägt. Chinesische Aktien reagierten mit merklichen Kursgewinnen auf diese Nachrichten. Es muss sich jedoch erst zeigen, ob die Maßnahmen Früchte tragen und die Konjunktur sich wieder beleben kann. Insofern gilt es, die zukünftige Entwicklung eng zu begleiten. Eine Aufstockung chinesischer Aktien erscheint indes verfrüht.

„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind“

Zurzeit legen die Unternehmen wieder ihre Bücher offen und berichten über die Gewinnentwicklung im vierten Quartal 2023. Wie schon im dritten Quartal werden die Ergebnisse erneut durch wenige große Technologiekonzerne dominiert, die ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahr kräftig steigern dürften. Insbesondere Profiteure von der Thematik Künstliche Intelligenz sollten kräftige Gewinnzuwächse verzeichnet haben. Insgesamt erwarten Analysten jedoch, dass die Gewinne der US-Unternehmen nur geringfügig wachsen und die Gewinnmargen sogar leicht schrumpfen sollten. Wir schätzen dies etwas optimistischer ein. So sollten die US-Unternehmen ihre Margen halten können. Sowohl der US-Arbeitsmarkt als auch der private Konsum zeigen sich weiterhin enorm robust und stützen die Umsatzentwicklung der Unternehmen. Hinzu kommen rückläufige Rohstoffpreise, welche unseres Erachtens für eine Entlastung bei den Kosten sorgen und die Gewinnentwicklung unterstützen dürften. Dies sollte auch im Verlauf des Jahres zu einer merklichen Erholung der Unternehmensgewinne beitragen. Insofern schätzen wir Aktien mittelfristig weiter attraktiv ein. Gleichwohl sollten Anlegerinnen und Anleger die Risiken im Blick behalten, denn die Märkte sind bereits recht euphorisch gestimmt und Aktien werden entsprechend hoch gewichtet. Insbesondere während der starken Marktentwicklung zum Jahresende erhöhten Investorinnen und Investoren ihre Aktienquoten, um die Rallye nicht zu verpassen. Diese Euphorie sollte jedoch ein Warnzeichen sein, getreu einem bekannten Zitat des US-Investors Warren Buffett: „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und sei gierig, wenn andere ängstlich sind“. Zwischenzeitliche Kursrücksetzer dürften aufgrund der guten fundamentalen Lage jedoch gute Gelegenheiten darstellen, um Qualitätsaktien zuzukaufen.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

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Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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