Autor: Jens Herdack
Finanzmarkt aktuell per 25. November 2022
Jens Herdack, CEFA, CIIA, Portfoliomanager
Seit Mitte Oktober kennen die meisten Aktienmärkte nur noch eine Richtung: nach oben. Was dahinter steckt, und warum die Zahl Minus 4,2 Prozent eine der spannendsten Veröffentlichungen dieser Woche darstellt, das wollen wir in der heutigen Ausgabe von Finanzmarkt aktuell für Sie erörtern:
Bärenmarktrallye oder finale Umkehr der Aktienmärkte?
So mancher Investor reibt sich verwundert die Augen. Die meisten Aktienindizes scheinen in den letzten Wochen nur noch eine Richtung zu kennen: nach oben. Dabei suggeriert ein Blick in die Tagespresse doch weiterhin Krisen in vielen Bereichen. So ist die Inflation weiter hoch, während das Konsumentenvertrauen gerade in Europa besonders schwach ausfällt. Auch beim Ukraine-Konflikt ist weiter keine Lösung in Sicht. Warum steigen die Aktienmärkte dann also? Generell ist den meisten Marktabschwüngen eine gewisse Investoren-Resignation gemein. Während am Anfang einer Abwärtsbewegung viele Investoren noch positiv gestimmt bleiben, weil sie von einer nur kurzen Marktkorrektur ausgehen, finden sich mit zunehmenden Verlusten immer weniger Optimisten. Dieser extreme Pessimismus bereitet dann den Boden für den folgenden Aufschwung. Denn wenn viele Investoren genervt verkauft haben, werden sie anschließend häufig von einem beginnenden Wiederanstieg der Märkte überrascht, den sie zunächst aber als nur kurzfristig abtun. Steigt der Markt dann weiter, setzt ein psychologischer Druck ein, der sie zurück in die Aktien treibt. Häufig reichen dafür erste Anzeichen aus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Situation zum Besseren wenden könnte.
Minus 4,2% - Negative Zahl mit positiver Wirkung
Ein solches vorsichtiges Zeichen könnte der in dieser Woche veröffentlichte monatliche Rückgang der deutschen Produzentenpreise um 4,2 Prozent sein. Die Produzentenpreise, also die Kosten, die Unternehmen für den Einkauf ihrer Produktionsmaterialien zahlen müssen, gelten als Vorläufer für die Konsumentenpreise, die die Unternehmen anschließend von ihren Kunden verlangen. Warum ist das so wichtig für die Finanzmärkte? Die Notenbanken versuchen genau jenen Konsumentenpreisanstieg – also die Inflation - zu bremsen und sind dafür bereit, einen konjunkturellen Abschwung zu riskieren. Mehr noch, der wirtschaftliche Abschwung ist dabei sogar ein entscheidender Mechanismus in der Wirkungskette, durch den die Inflation gesenkt werden soll. Wenn sich jetzt zeigen sollte, dass der Inflationsanstieg sein Top gesehen hat, dann müssten die Notenbanken nicht mehr so aggressiv agieren. Mithin können die Investoren dann antizipieren, dass sich die Märkte wieder erholen. Es ist aber noch nicht gesagt, dass der Abschwung der Aktienmärkte mit der aktuellen Bewegung beendet ist. Denn häufig sind Investoren auch etwas zu ungeduldig und wollen möglichst die Ersten sein, die eine wirtschaftliche Erholung erblicken. In vielen Fällen kommt es dann aber in der Folge doch noch einmal zu Kursrückgängen. Auch wir sehen die Zeit der heftigen Marktschwankungen noch nicht als beendet an.
Wenn die Ebbe kommt …
Denn noch wirkt die restriktive Notenbankpolitik. Mit Blick auf den aktuellen Skandal um die Kryptowährungsbörse FTX fällt mir dazu sofort ein legendärer Satz von Starinvestor Warren Buffett ein. „Erst wenn die Ebbe kommt, entdeckt man, wer ohne Badehose schwimmen gegangen ist.“ So passiert es derzeit bei vielen einst hochgelobten neuen Firmen, die in den letzten Jahren ohne sichtbare Krisen auf der Welle der von den Notenbanken bereitgestellten massiven Liquidität mitgeschwommen sind. Gerade im Segment der Kryptowährungen wurde bis vor Kurzem häufig gar nicht mehr die Sinnhaftigkeit von bestimmten Entwicklungen hinterfragt. Reine Fantasiewährungen ohne ökonomischen Nutzen wurden im Fahrwasser erstzunehmender Kryptowährungen mitgezogen. Nun zeigt sich immer häufiger, dass die Akteure in diesem Geschäft nicht immer ganz lauter unterwegs waren. Aktuell legt FTX, einst zweitgrößte Kryptohandelsbörse der Welt, eine der größten Pleiten der Finanzgeschichte hin, die sogar den Skandal um ENRON aus dem Jahr 2001 bei weitem übertreffen dürfte und weitere Akteure im Kryptowährungsbereich mit sich reißt. Es bleibt spannend zu sehen, wer es in diesem und auch in anderen Marktsegmenten am Ende noch mit Badehose wieder zurück an den Strand schaffen wird.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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