Ist das schon die Jahresendrallye?

US-Konjunkturdaten zeigen sich widersprüchlich

Keine voreiligen Schlüsse ziehen

Ist das schon die Jahresendrallye?

 

 

Autorin: Hannah Thielcke
Finanzmarkt aktuell per 24. November 2023
Hannah Thielcke, Portfoliomanagerin

Hannah Thielcke

Das Jahresende ist in Sicht und viele Anleger richten den Blick bereits ins nächste Jahr. Der November hat jedoch wieder gezeigt: Keine voreiligen Schlüsse ziehen! Lesen Sie unsere Einschätzung dazu in der neuen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“:

US-Konjunkturdaten zeigen sich widersprüchlich

Die Konjunkturdaten aus den USA gaben zuletzt kein einheitliches Bild ab. Nachdem die US-Konjunktur lange stark positiv überrascht hatte, wurden die Erwartungen zuletzt vermehrt verfehlt. Insbesondere die Stimmung der Unternehmen und die Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe zeigen sich zunehmend pessimistisch. Auch die Inflationsdaten deuten auf eine Abkühlung der Konjunktur hin. So ging die Jahresänderungsrate der Preisentwicklung zuletzt schneller zurück als erwartet, und die Monatsänderungsrate verringerte sich sogar auf Null. Dies bestätigt unsere Einschätzung einer rückläufigen Dynamik der US- und der globalen Wirtschaft. Mit einer schweren Rezession rechnen wir jedoch weiterhin nicht. Grund dafür ist neben den resilienten US-Konsumenten ein vorsichtig optimistisches Bild in China. Trotz der strukturellen Herausforderungen insbesondere im Immobiliensektor hält die Wirtschaftsleistung sich überraschend stark, und die Zeichen für weitere staatliche Unterstützung im Immobiliensektor mehren sich. Die Wende sollte nun allmählich kommen und auch für eine Erholung der Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen sorgen. Ein weiteres Plus sind die sich verbessernden Beziehungen zwischen den USA und China. Nach ihrem letzten Treffen wollen Xi Jinping und Joe Biden sich nun wieder regelmäßig austauschen, und auch auf der Arbeitsebene findet nun wieder Austausch in vielen Bereichen statt. Die Hoffnungen, dass der globale Konjunktur-Motor im kommenden Jahr endlich wieder anspringt, sind aus unserer Sicht daher nicht unbegründet, auch wenn der Weg dahin noch holprig sein kann.

Keine voreiligen Schlüsse ziehen

Es bleiben aufregende Zeiten an den Märkten. Nachdem die zehnjährigen Renditen auf beiden Seiten des Atlantiks im Oktober neue Hochs erreicht hatten, gab es im November einen starken Rückgang zu verzeichnen. Grund dafür war der pessimistischere Konjunkturausblick verbunden mit rückläufigen Inflationserwartungen in den USA. Die Hoffnungen, dass dies die US-Notenbank (Fed) dazu bewegen würde, schneller als bisher erwartet Zinssenkungen vorzunehmen, überschlugen sich geradezu. So wurden die Erwartungen für eine weitere Leitzinsanhebung Anfang 2024 am Rentenmarkt komplett aus- und gleichzeitig mindestens eine zusätzliche Zinssenkung bis Anfang 2025 eingepreist. Diese Hoffnungen könnten jedoch verfrüht sein, wenn sich unser Bild einer widerstandsfähigen globalen Konjunktur weiter bestätigt.

Ist das schon die Jahresendrallye?

Der Zinsrückgang bei den US-Staatsanleihen war der Startschuss für eine „Rallye in Allem“. Die durch die Inflationsdaten angeregte Hoffnung auf eine weniger restriktive Fed beflügelte Risikoassets jeder Art und ließ dementsprechend auch die Aktienmärkte steigen. Vor allem zins- und konjunktursensible Sektoren konnten sich überdurchschnittlich entwickeln. Aus unserer Sicht sollte sich die positive Entwicklung an den Aktienmärkten mittelfristig fortsetzen. Die positiven Gewinnaussichten für das Jahr 2024 sowie fallende Zinsen sollten dabei Unterstützung geben. Gleichzeitig gingen auch die Risikoprämien bei Unternehmensanleihen über das gesamte Ratingspektrum zurück. Aus unserer Sicht kann diese Entwicklung sich jedoch durchaus wieder umkehren. Wir rechnen im nächsten Jahr mit einem weiteren Anstieg der Ausfallraten globaler Anleihen in Richtung fünf Prozent. Historisch gesehen sind dies zwar durchschnittliche Niveaus, bei einer schwächeren Konjunkturdynamik könnten sich die Ausfälle jedoch noch deutlicher erhöhen. Aus diesem Grund ist insbesondere am unteren Ende des Ratingspektrums erhöhte Vorsicht geboten.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

i