In den ersten Wochen des Jahres hat der Euro seinen Höhenflug gegenüber dem US-Dollar fortgesetzt.

Dollar-Schwäche oder Euro-Stärke?

Die US-Steuerreform beflügelt die Gewinnschätzungen für das Jahr 2018

EZB-Spekulationen belasten Renten

 

Autor: Alexander Lukas
Finanzmarkt aktuell per 19. Januar 2018
Alexander Lukas, CFA, Portfoliomanager

Alexander Lukas

In den ersten Wochen des Jahres hat der Euro seinen Höhenflug gegenüber dem US-Dollar fortgesetzt. Im Zuge dessenlegte auch der Goldpreis zu. Unterstützt durch die US-Steuerreform stiegen die Aktienkurse auf breiter Front, währenddie Kurse von länger laufenden Staatsanleihen in z.B. Deutschland und den USA fielen. Die Erwartungen an die EuropäischeZentralbank spielten dabei eine nicht unerhebliche Rolle.

Dollar-Schwäche oder Euro-Stärke?

Bereits im vergangenen Jahr verlor der US-Dollar gegenüber anderen Währungen an Tauschwert. Der sogenannte Dollar-Index, ein Währungskorb aus verschiedenen Dollar-Wechselkursen, fiel im Jahr 2017 um fast zehn Prozent. Zu Beginn dieses Jahres setzt sich die Talfahrt fort. Besonders sichtbar wird diese Bewegung im Wechselkurs zum Euro: Die Gemeinschaftswährung stieg von 1,05 US-Dollar pro Euro zu Beginn letzten Jahres auf nunmehr 1,225 und somit um fast 17 Prozent. Haben wir nun eine Dollar-Schwäche oder eine Euro-Stärke? Das ist natürlich eine Frage der Perspektive. Während im letzten Jahr das Chaos im Weißen Haus zumindest zum Teil für eine Dollar-Schwäche verantwortlich gemacht werden konnte, spricht mehr und mehr nun auch für eine Euro-Stärke. Auslöser war hier vor allem, dass die Europäische Zentralbank (EZB) schon kurzfristig ihre Formulierungen hinsichtlich der Ausrichtung der Geldpolitik anpassen könnte, wie aus dem Protokoll ihrer Dezember-Sitzung hervorgeht. Die Marktteilnehmer interpretierten das als mögliche Straffung der Geldpolitik bereits ab September 2018, indem die EZB die Anleihenkäufe zu diesem Zeitpunkt abrupt stoppt. Eine erste Zinserhöhung wäre dennoch erst im Folgejahr zu erwarten. Aus unserer Sicht sprechen die besseren Argumente aber dennoch für einen wieder stärkeren US-Dollar, da in den USA die Wirtschaft dynamischer wächst und das Zinsniveau höher ist, da die amerikanische Notenbank schon längst den Zinserhöhungspfad eingeschlagen hat.

Die US-Steuerreform beflügelt die Gewinnschätzungen für das Jahr 2018

Wirtschaftswachstum und Steuerreform sind die tragenden Säulen der Aktienrally – zumindest in den USA, wo in diesem Jahr erneut Rekordstände erreicht wurden. Jeder US-Aktienindex, der Rang und Namen hat, erreichte im Jahr 2018 bereits ein Allzeithoch: S&P 500, NASDAQ, Dow Jones Industrial und Dow Jones Transportation sowie Russell 1000 und Russell 2000. Einziger Wermutstropfen ist aus Sicht eines Anlegers in Deutschland der schwächere US-Dollar, dem ein Teil der Gewinne wieder zum Opfer fielen. Das zähe Hin und Her in puncto Steuerreform hatte kurz vor Weihnachten ein Ende gefunden, und prompt schossen die Gewinnschätzungen der Analysten für die US-Unternehmen in die Höhe. Für das Jahr 2018 wird mittlerweile mit einem Gewinnwachstum von fast 17 Prozent gerechnet, also rund drei Prozentpunkte mehr als noch vor Jahreswechsel. Das gibt dem US-Aktienmarkt kräftigen Rückenwind. Hierzulande, in Japan und auch in den Schwellenländern stiegen die Kurse ebenfalls in den ersten Wochen des Jahres, aber bei faireren Bewertungen als jenseits des Atlantiks. Der bessere Wirtschaftsausblick und das globale Wachstum, das fast überall zu verzeichnen ist, sind hier die treibenden Kräfte vor allem für exportorientierte Unternehmen. Für die anstehende Quartalsberichtssaison, in der die Unternehmen nicht nur das Jahr 2017 resümieren, sondern auch einen Blick auf das neue Jahr werfen, sind insbesondere zwei Themen interessant. Für die US-Unternehmen: Welchen erwarteten Effekt hat die Steuerreform tatsächlich? Für Unternehmen in der Eurozone: Wird der starke Euro zunehmend zum Belastungsfaktor?

EZB-Spekulationen belasten Renten

Des einen Freud‘, des anderen Leid‘. Während der Euro von der Veröffentlichung des EZB-Protokolls weiter profitierte, fielen an den Rentenmärkten die Kurse. Eine erwartete Straffung der Geldpolitik bedeutet steigende Renditen und somit fallende Kurse von Rentenpapieren. Das gilt zumindest für Anleihen mittlerer und längerer Laufzeiten. Das kurze Ende der Zinsstrukturkurve ist nämlich wie festgenagelt, da von Leitzinserhöhungen noch in diesem Jahr kaum ein Marktbeobachter ausgeht, was auch unserer Erwartung entspricht. Das positive Wirtschaftsumfeld, aber mehr noch die zu Beginn eines jeden Jahres üblichen Neuemissionen langlaufender Anleihen, brachten dem Rentenmarkt auch in den USA in den vergangenen Tagen weiteren Gegenwind. Dass sich im Rententeil eines Portfolios eine hohe Diversifikation besonders auszahlen kann, bewiesen Schwellenländer- und Wandelanleihen. Erstere zeigen üblicherweise im Sog von US-Staatsanleihen ähnliche Bewegungen, den jüngsten US-Renditeanstieg machten sie allerdings nicht mit. Wandelanleihen entwickeln sich gewöhnlich im Gleichklang mit den Aktienmärkten und starteten demzufolge auch positiv in das Jahr.

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