Eine der bekannteren Lebensweisheiten ist die, dass man nicht alle Eier in einen Korb legen soll.

Keine Regel ohne Ausnahme – keine Abwärtsspirale in Sicht
Unsicherheiten unterstützen die Rentenmärkte
Aktien steigen inmitten einer Abkühlung der Weltwirtschaft

 

Autor: Alexander Lukas
Finanzmarkt aktuell per 18. April 2019
Alexander Lukas, CFA

Alexander Lukas

Eine der bekannteren Lebensweisheiten ist die, dass man nicht alle Eier in einen Korb legen soll. Der Spruch, der vermutlich erstmals bereits vor über 400 Jahren in Cervantes‘ Don Quixote auftaucht, beschreibt das Prinzip der Risikostreuung. Denn fällt dieser eine Korb herunter, zerbrechen die Eier, und man steht mit leeren Händen da. Auch in der Finanzwelt ergibt es normalerweise Sinn, Geldanlagen (die Eier) auf verschiedene Anlageklassen (Körbe) aufzuteilen. Denn geht es der Wirtschaft gut, steigen in der Regel Aktien, und verzinsliche Wertpapiere fallen. Geht es der Wirtschaft schlecht, werden hingegen Anleihen wie zum Beispiel deutsche Staatsanleihen als sicherer Hafen gefragt, während Aktien tendenziell weniger von Interesse sind.

Keine Regel ohne Ausnahme – keine Abwärtsspirale in Sicht

Geht es der Wirtschaft nun gut oder schlecht? In diesem Jahr scheinen nämlich alle Anlageklassen gefragt zu sein. Wer in Aktien investiert hat, kann sich seit Jahresbeginn über zweistellige Kursgewinne freuen. Und auch der Renteninvestor hat bis dato einen Gewinn in den Büchern zu stehen. Öl ist sogar über 30 Prozent gestiegen. Schlagen wir die Tageszeitung auf, überkommt uns wiederum das Gefühl, dass eine Rezession kurz bevorsteht. Da müssten die Aktienmärkte doch eigentlich deutlich fallen. Dieses Gefühl täuscht aus unserer Sicht. Es stimmt zwar, dass die wirtschaftliche Aktivität global etwas an Dynamik eingebüßt hat. Eine Abwärtsspirale, an deren Ende eine Rezession steht, sehen wir aber nicht. Immer noch zeigt sich der US-Arbeitsmarkt stark, was gepaart mit den hohen Haushaltvermögen den Konsum stützt. Auch sollte sich das solide Wachstum in der US-Industrie fortsetzen. Auch auf dieser Seite des Atlantiks sehen wir Positives, wie die stabilen Einzelhandelsumsätze, wenngleich natürlich andere Themen für Unsicherheit sorgen. Während nämlich die Brexit-Kuh vorerst vom Eis ist und sich die USA und China im Handelsstreit annähern, schießt sich US-Präsident Trump auf Europa ein. Stein des Anstoßes sind vordergründig die Airbus-Subventionen, aber jedem sollte klar sein, dass der streitbare US-Präsident auf Stimmenfang im eigenen Land ist. Da eignet sich das neue, alte Feindbild Europa sehr gut. Insbesondere für die deutsche Wirtschaft bleibt zu hoffen, dass eine Eskalation abgewendet werden kann, da natürlich die von Trump angedrohten Zölle auf europäische Autos im Raum stehen. Diese Drohung stellt ein wirklich scharfes Damoklesschwert dar, denn die europäische Autobranche kämpft aktuell mit den Auswirkungen der Abgastests und sinkenden Absatzzahlen und steckt daher in einer Krise.
 
Unsicherheiten unterstützen die Rentenmärkte

Die Wirtschaftsdynamik kühlt sich weltweit ab, US-Präsident Trump nimmt Europa ins Visier und dann ist da noch Italien. Zur Erinnerung: Im letzten Jahr stritt Italien wochenlang mit Brüssel über das eigene Haushaltsdefizit. Am Ende gab Rom nach und senkte die erwartete Neuverschuldung von 2,4 Prozent auf 2,04 Prozent. Doch nun, nur wenige Monate später, reduzierte Italien seine Wirtschaftsprognose von einem Prozent Wachstum für 2019 auf nur noch 0,2 Prozent und hob gleichzeitig die geplante Neuverschuldung auf den alten Wert von 2,4 Prozent an. Was für eine Provokation inmitten der Brexit-Diskussionen! Es wundert uns daher nicht, dass sichere Häfen wie deutsche Staatsanleihen gefragt bleiben. In dieses Bild passt nicht, dass in diesem Jahr riskantere Rentenanlagen wie Unternehmens- oder Schwellenländeranleihen ebenfalls Kursgewinne verzeichneten. Unternehmensanleihen niedriger Bonität profitierten von diesem Trend in besonderem Maße. Wir erwarten keine Rezession, allenfalls eine Abschwächung der Dynamik und finden die wirtschaftliche Situation der Schwellenländer und die fundamentale Lage der Unternehmen in Summe gut. Daher sehen wir die aktuellen Risikoaufschläge immer noch als attraktiv an, so dass wir diesen riskanteren Rentenanlagen den Vorzug geben. Aus unserer Sicht ist das Risiko bei als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen hoch, dass Renditeanstiege zu Kursverlusten führen. Zur Erinnerung: Die Rendite für Laufzeiten unterhalb von 10 Jahren ist negativ.

Aktien steigen inmitten einer Abkühlung der Weltwirtschaft

Eine der großen Fragen in diesem Jahr ist, warum die Aktienmärkte weltweit so stark steigen. Möglicherweise war die scharfe Korrektur im vierten Quartal des letzten Jahres völlig übertrieben und wurde nun wieder ausgeglichen. Auffällig ist, dass Technologieaktien eine große Rolle dabei spielten. Der US-Technologieindex NASDAQ fiel in diesem Zeitraum rund 20 Prozent. Seit Weihnachten dann die Gegenbewegung, die den Index auf das vorherige Rekordniveau zurückhievte. Gleichzeitig scheint sich die Weltwirtschaft abzukühlen, und die erwarteten Unternehmensgewinne gehen zurück. Aktuell sehen wir hingegen immer noch eine solide und robuste Wirtschaftsentwicklung sowohl in den USA und Europa, aber auch in den Schwellenländern. Und auch die Delle bei den Unternehmensgewinnen könnte ihren Boden gefunden haben, was die Aktienmärkte aktuell antizipieren. Aus unserer Sicht ist nun entscheidend, wie die Firmenlenker bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen den weiteren Jahresverlauf einschätzen. Themen wie der Handelskonflikt, der Brexit und das allgemeine Wirtschaftsumfeld spielen dabei die zentrale Rolle. Gut möglich, dass in der Rückschau die zurückliegende Phase als zwar starke, aber völlig normale Korrektur in einem langfristigen Aufwärtstrend bezeichnet werden wird.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

i