Mit „Money for Nothing“ hatten wir die letzte Anlagestrategie begonnen.

Konjunktur: EZB feuert aus allen Rohren

Renten: Unternehmensanleihen stärkste Profiteure der EZB Maßnahmen

Aktien: Reaktionen immer extremer

 

Autor: Jens Herdack
Finanzmarkt aktuell per 18. März 2016
Jens Herdack,  CEFA, CIIA, Portfoliomanager

Jens Herdack

Mit „Money for Nothing“ hatten wir die letzte Anlagestrategie begonnen. So unglaubwürdig es scheint, dass man Geld ohne Zinsen geliehen bekommt, so unglaublicher ist, was die Europäische Zentralbank (EZB) den Banken mit ihren letzten Entscheidungen nun anbietet: Banken sollen zukünftig sogar Zinsen erhalten können, wenn sie sich Geld von der EZB leihen. Konkret hat die Notenbank den Leitzins auf 0,00% abgesenkt und den Strafzins, den Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken auf 0,40% erhöht. Darüber hinaus können Banken die einen bestimmten Schwellenwert bei der Kreditvergabe erreichen zukünftig sogar bis zu 0,40% für das von der EZB geliehene Kapital erhalten. Für uns klingt ein solches Programm nicht nach Bekämpfung von Deflationsgefahren, wie sie die EZB mit Senkung ihrer Inflationserwartungen für die Eurozone auf 0,1% gezeichnet hat, sondern nach einer Maßnahme, um das nach wie vor angeschlagene Bankensystem der Peripherieländer zu stützen. Denn einerseits möchte sie durch den weiter erhöhten Strafzins die Banken zwingen, ihre Mittel zur Vergabe von Krediten zu nutzen. Gleichzeitig muss sie aber sicherstellen, dass Banken, die ohnehin angeschlagen sind, dadurch nicht in eine noch größere Schieflage geraten. Deshalb hat sie offensichtlich ein System ersonnen, welches besonders diejenigen Banken unterstützt, die viele Kredite ausgereicht haben. Denn diese werden nun durch die Umkehr des Zahlungsstroms von der EZB zur Bank direkt unterstützt. Darüber hinaus hat die EZB in ihrer Pressekonferenz darauf hingewiesen, dass Banken durch steigende Kurse der von ihr aufgekauften Anleihen profitiert haben und weiter profitieren werden. Denn zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen hat die EZB eine Ausweitung ihres Ankaufprogramms von 60 auf 80 Mrd. Euro pro Monat und eine Ausweitung auf nicht-Finanz-Anleihen angekündigt.

Was bedeuten die jüngsten Maßnahmen für Sie und uns? Nun, zunächst einmal müssen wir weiter mit einem Nullzinsumfeld leben. EZB-Präsident Draghi hat die Investoren auf eine sehr lange andauernde Phase extrem niedriger bzw. nicht mehr existenter Zinsen eingestellt. Durch die Kaufprogramme der EZB nimmt er den Investoren darüber hinaus weitere Investitionsmöglichkeiten. Nachdem die EZB die Anleiherenditen von Staatsanleihen und Pfandbriefen durch ihre Käufe immer weiter gedrückt hat, wird sie das gleiche nun auch bei Unternehmensanleihen tun. Das ist für uns zunächst einmal eine gute Nachricht, da unsere Mandate zum überwiegenden Teil in Unternehmensanleihen investiert sind, deren Kurse durch die EZB-Käufe bzw. deren Erwartung deutlich steigen. In letzter Konsequenz ist es aber eine weitere Hiobsbotschaft für die Zukunft, da nun auch die Renditen in diesem Segment sukzessive verschwinden werden. Letztendlich bleibt den Investoren wieder nur eine Ausweichbewegung in Unternehmensanleihen geringerer Bonität, um akzeptable Renditen zu finden. Wir sehen darüber hinaus auch noch Chancen in Anleihen der Schwellenländer, deren Renditeaufschläge noch auf interessantem Niveau verblieben sind. Bei allem müssen wir aber vermeiden, die Qualität der gekauften Anleihen zulasten der Sicherheit der Portfolios immer weiter abzusenken, nur um einen kleinen Zinsaufschlag zu erhalten. Mithin werden wir zukünftig mit noch niedrigeren Renditen leben müssen. Eine Beimischung von Aktien bleibt daher unseres Erachtens unumgänglich. Hier werden weiterhin gute Dividendenrenditen erzielt. Allerdings ist ein selektives Vorgehen gefragt, denn die Schwankungen der Aktienbörsen haben zuletzt wieder deutlich zugenommen. Allein am Tag der EZB-Pressekonferenz schwankte der DAX zwischen knapp 9.500 und fast 10.000 Punkten. Neben Notenbankmaßnahmen richtet sich der Blick der Investoren zu Recht auf die zuletzt weiter gesunkenen Ertragsschätzungen für die Unternehmen. Schwer greifbar zeigt sich auch immer noch die weitere Entwicklung in China. So berichten nicht wenige europäische Unternehmen über ein sehr herausforderndes Geschäftsumfeld im Land der Mitte. Auch wenn die Aktienmärkte sich zuletzt wieder sehr schnell erholt haben, halten wir eine vorsichtige Positionierung für angebracht.

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Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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