Autor: Alexander Lokat
Finanzmarkt aktuell per 17. August 2018
Alexander Lokat, Portfoliomanager
Von Sommerloch ist in diesem Jahr wenig zu spüren, gibt uns doch die Politik diesmal jede Menge neue Impulse. In den Blickpunkt gerät aktuell die Türkei, deren Situation sich mehr und mehr zuspitzt. Ein handfeste Währungs- und Zahlungsbilanzkrise deutet sich an. Was die massive Währungsabwertung der türkischen Lira bedeutet und wie der Renten- und Aktienmarkt darauf reagiert haben, lesen Sie in dieser Ausgabe von Finanzmarkt aktuell.
Volkswirtschaft: Zölle als Trump(f)- Karte im politischen Zwist
Und da war er wieder – der Moment, in dem Donald Trump alle überrascht. Nach den sich zuletzt hochschaukelnden politischen Anfeindungen zwischen den USA und der Türkei und damit verbundenen wechselseitigen Sanktionen, zog Donald Trump am 10. August die nächste Karte: Er verdoppelte die bereits bestehenden Zölle auf Importe von Stahl und Aluminium aus der Türkei. Eigentlich sollte diese Entscheidung wirtschaftlich keinen massiven Einfluss auf die Türkei haben, weil der Anteil der Stahl- und Aluminiumexporte in die USA relativ zu den Gesamtexporten gering ist, wäre da nicht das Problem der Türkei, trotz stetigen Wirtschaftswachstums fundamental vor einigen Herausforderungen zu stehen. Das Land importiert regelmäßig mehr als es exportiert und muss dies durch ausländische Kreditgeber und Investoren finanzieren. Das geht in der Regel so lange gut, bis das Vertrauen in die heimische Wirtschaft und Währung sinkt. Seit dem Putschversuch vor zwei Jahren ist die Türkei von politscher Unsicherheit geprägt. Zuletzt wurde durch die Errichtung der Präsidialherrschaft zusätzlich noch die Unabhängigkeit einzelner wichtigen Institutionen in Frage gestellt. Und genau jetzt ist die türkische Notenbank wegen fehlender Souveränität ins Kreuzfeuer geraten. Marktteilnehmer vermissten, dass man dem Verfall der Währung z.B. durch geeignete Zinserhöhungen effektiv entgegensteuert und sich somit unabhängig und kontrovers zur Meinung Erdogans positioniert. Eine Konsequenz aus den US-Zöllen ist der Boykott von US-Elektronikprodukten. Ob das hilft oder eher noch mehr Öl ins Feuer gießt, ist fraglich. Faktum ist, seit Jahresanfang hat die türkische Lira nun fast 40 Prozent an Wert gegenüber dem US-Dollar verloren. Die hohe Verschuldung in Auslandswährung wird daher für türkische Unternehmen zu einem Problem, denn durch die Abwertung der Lira steigen die Rückzahlungsverpflichtungen. Bei der ganzen Aufregung um die Türkei ging fast unter, dass das deutsche Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal anzog und uns ein positives Signal für die inländische Entwicklung gab. Unserer Ansicht nach sollte das Wirtschaftswachstum sowohl in Deutschland als auch in Europa weiterhin moderat zulegen. Allerdings sind die Auswirkungen des Verfalls der türkischen Lira auch aufgrund der zahlreichen Verflechtungen der internationalen Handelspartner untereinander schwer analysierbar, so dass derzeit mit einer gewissen Unsicherheit am Kapitalmarkt gerechnet werden muss.
Rentenmarkt: Renditen der entwickelten Länder geben nach
Diese Unsicherheit an den Kapitalmärkten spiegelte sich auch in den Renditen der 10-jährigen deutschen und amerikanischen Staatsanleihen wieder, die zuletzt nachgaben. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die aktuelle Situation in der Türkei eben doch ein Szenario ist, auf das die Marktteilnehmer reagieren. Zur Verdeutlichung: Der Risikoaufschlag der fünfjährigen türkischen Staatsanleihen gegenüber den deutschen weist derzeit ein Niveau wie auf dem Hoch der Finanzkrise von 2009 auf. Auch andere Regionen der Schwellenländer wie Südafrika oder Lateinamerika konnten sich dem Anstieg der Risikoprämien zuletzt nicht entziehen. Für die Schwellenländer ein erneuter Rückschlag, denn der anhaltenden Protektionismus der Amerikaner belastet bereits. Unter der Annahme, dass sich die politische Lage nicht weiter verschlechtert, gehen wir dennoch mittelfristig davon aus, dass die Renditen der deutschen Bundesanleihen wieder moderat ansteigen.
Aktienmarkt: Berichtssaison nahezu komplett beendet – Japan überrascht
Die Berichtssaison in den USA, Europa und Japan befindet sich aktuell in den letzten Zügen. Die Ergebnisse waren gemischt. In den USA haben die Unternehmen unsere Erwartungen erfüllt und meist sogar nochmal übertroffen. Daher würden wir den amerikanischen Unternehmen aufgrund der brillanten Ergebnisse mit ca. 25 Prozent Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr die Schulnote „eins“ geben. Und auch in die Zukunft blickend sehen wir die USA derzeit als den stabilsten und attraktivsten Markt an. Charttechnisch gibt auch der S&P 500 ein wesentlich besseres Bild als der deutsche Aktienindex DAX ab, bei dem es sich ein bisschen eingetrübt hat. Ein Grund dafür ist auch, dass die deutschen Unternehmen insgesamt nicht so deutlich überraschen konnten wie die Konkurrenz aus den USA. Zusätzlich lastet derzeit die angespannte Situation der Türkei auf Europa, was zuletzt die Kurse unter Druck setzte. Besonderes Augenmerk ist dabei auf vereinzelte Banken aus Frankreich oder Spanien gerichtet, die durch ihr direktes Engagement in der Türkei auffallen. Abseits der in den Nachrichten dominierenden Meldungen über europäische und amerikanische Unternehmen konnten vor allem die japanischen Unternehmen besonders gute Ergebnisse berichten und alle Erwartungen übertreffen. Die japanische Wirtschaft ist nach einem kurzen Rückschlag im ersten Quartal wieder auf Wachstumskurs, und die Unternehmen verdienen weiterhin Geld. Wir glauben, dass gerade der japanische Aktienmarkt noch einiges an Überraschungspotential für die zweite Jahreshälfte zu bieten hat, sollte sich das globale Umfeld nicht weiter eintrüben.
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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