Finanzmarktmärkte stehen im Bann der Notenbanken
Autor: Sören Wiedau
Finanzmarkt aktuell per 17. März 2017
Sören Wiedau, CEFA, Portfoliomanager
Die Finanzmärkte stehen im Bann der Notenbanken. Mit großer Spannung wurden die Zinsentscheidungen der amerikanischen Notenbank (Fed) sowie der europäischen Zentralbank (EZB) erwartet. Analysiert man die zuletzt veröffentlichen Konjunkturdaten, so fielen die Entscheidungen der Notenbanken nicht überraschend aus. Die amerikanischen Wirtschaftsdaten zeigen insgesamt ein freundliches Bild. Insbesondere der Arbeitsmarkt präsentierte sich von seiner starken Seite. Mit einem Plus von 235.000 neuen Stellen außerhalb der Landwirtschaft wurden die bereits hohen Erwartungen der Marktteilnehmer übertroffen. Die Arbeitslosenrate sank auf 4,7 Prozent, während sich gleichzeitig das Lohnwachstum erholte. Für eine positive Überraschung sorgte auch die US-Industrie. Hier konnten sich die Auftragseingänge gegenüber dem Vormonat verbessern. Rechnet man den volatilen Transportgütersektor aus den Daten heraus, so steigen die Auftragseingänge bereits seit mehreren Monaten und bestätigen damit eine spürbare Belebung der amerikanischen Industrie. Von Seiten der Stimmungsindikatoren glänzte der vielbeachtete ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe. Er stieg auf ein Niveau, welches er zuletzt im Jahr 2014 erreicht hatte. Vor dem Hintergrund der positiven Konjunkturdaten hob die US-Notenbank ihren Leitzins um 0,25% an. Außerdem geht sie noch von zwei weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr aus. Insgesamt bestätigen die Konjunkturzahlen unsere positive Einschätzung der amerikanischen Wirtschaft. Daher sollten unserer Erachtens auch zwei Zinserhöhungen gerechtfertigt sein.
In Europa fielen die Konjunkturdaten eher gemischt aus. Während sich in Deutschland die Industrieproduktion und der Außenhandel positiv entwickelten, sorgten die Auftragseingänge und die Einzelhandelsumsätze für Enttäuschung. Die vom ZEW erhobenen Konjunkturerwartungen konnten sich für Deutschland zwar verbessern, lagen aber unter den Erwartungen der Marktteilnehmer. Ein ähnliches Bild zeigt die Bewertung der aktuellen Konjunktur, auch diese stieg leicht an. Trotz der jüngsten Entwicklungen gehen wir weiter von einem moderat positiven Wirtschaftswachstum in Europa aus.
Im Gegensatz zur amerikanischen Notenbank hat die EZB ihre Geldpolitik unverändert gelassen. Sowohl der Leitzins als auch der Einlagesatz bleiben bei 0,0 bzw. -0,4 Prozent. Das Anleihekaufprogramm soll bis mindestens Ende Dezember 2017 oder – wenn nötig – auch länger fortgesetzt werden. Ab April werden die monatlichen Käufe der Anleihen von 80 Mrd. auf 60 Mrd. Euro reduziert. Insbesondere die politische Unsicherheit in Europa und vor allem die immer noch geringe Kerninflation (Inflation ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) stellen die Hauptgründe für die Entscheidung dar. Die Kerninflation in der Eurozone liegt mit 0,9 Prozent weit unterhalb des von der EZB angestrebten inoffiziellen Zielwertes von knapp unter 2 Prozent. Des Weiteren passte die EZB ihre Prognosen für das europäische Wirtschaftswachstum und die Inflation leicht nach oben an und sieht für die Zukunft geringere Abwärtsrisiken als bisher. Insgesamt fiel die EZB-Sitzung unspektakulär aus. Allerdings traten nach der Pressekonferenz Diskussionen unter Marktteilnehmern auf, die Notenbank könne noch in der Auslaufphase ihres Anleihekaufprogramms Anpassungen bei den Zinssätzen (z.B. Einlagesatz) vornehmen. Wir gehen davon nicht aus und erwarten ein vorsichtiges Agieren seitens der EZB. Die europäischen Rentenmärkte standen vor den Sitzungen der Notenbanken unter Druck. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen überschritt kurzfristig das erste Mal seit Anfang 2016 die Marke von 0,50 Prozent, fiel dann aber wieder zurück. Wir ziehen weiter Unternehmens und Schwellenländeranleihen aufgrund der attraktiveren Renditen den Bundesanleihen vor.
An den Aktienmärkten sorgten die Nachricht der amerikanischen Notenbank, in diesem Jahr lediglich zwei weitere Zinsschritte zu planen, sowie das Wahlergebnis in den Niederlanden für Kurssteigerungen. Das Umfeld für die Aktienmärkte bleibt weiterhin gut unterstützt. Eine positive Wirtschaftsdynamik, steigende Unternehmensgewinne, eine weiterhin expansive europäische Notenbank, ein schwacher Euro, geplante expansive Maßnahmen aus Amerika (Steuersenkungen, Deregulierungen, Fiskalpakete) sowie fehlende Alternativen zu Aktien sollten auch mittelfristig für anziehende Aktienmärkte sorgen. Kurzfristig sind einige Aktienmärkte schon weit gelaufen, und es macht sich eine „trügerische“ Sorglosigkeit breit. So sollte ein temporärer Rücksetzer in den Aktienmärkten nicht verwundern. Diese kann unserer Meinung nach aber als gute Kaufgelegenheit genutzt werden.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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