Die Finanzmärkte standen in dieser Woche ganz im Zeichen der Notenbanken.
Autor: Johannes Flieckenschildt
Finanzmarkt aktuell per 15. Juni 2018
Johannes Flieckenschildt, Portfoliomanager
Die Finanzmärkte standen in dieser Woche ganz im Zeichen der Notenbanken. Die Fed hat erwartungsgemäß die Leitzinsen angehoben, und die EZB lieferte Signale, die auf eine geldpolitische Zeitenwende hindeuten. Beide Themen erwarten Sie in dieser Ausgabe der „Finanzmarkt aktuell“.
Eurozone: EZB stellt Weichen für restriktiveren Pfad
Der größte Schock nach den Wahlen und den Regierungsverhandlungen in Italien ist von den Anlegern vorerst verdaut worden. Die Regierung aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung steht. Zudem beruhigte der neue italienische Finanzminister Giovanni Tria die Finanzmärkte, indem er versicherte, dass ein Austritt aus der Eurozone nicht zur Debatte stehe. Es bleibt jedoch eine Restunsicherheit hinsichtlich der von der neuen Regierung in den kommenden Monaten vorgestellten Pläne zur Haushalts- und Europapolitik. Die größte Gefahr besteht darin, dass sich das Urteil der Investoren über Italiens Staatsfinanzen deutlich verschlechtert und im Zuge dessen zunehmend die Fähigkeit der europäischen Institutionen, die Wirtschaft der Eurozone zu stützen, in Frage gestellt wird. Insofern gab der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi letzten Donnerstag die Pressekonferenz zu den Ergebnissen der EZB-Ratssitzung in einer schwierigen Gemengelage. Neben den mit Spannung erwarteten Kommentaren zur Situation in Italien stand maßgeblich die Frage im Zentrum, wie lange die EZB noch plant, Anleihen von europäischen Staaten und Unternehmen zu kaufen. Beides, die Italien-Situation und die Anleihekäufe, stehen in engem Zusammenhang, drückt doch ein Ende der Anleihekäufe Vertrauen der EZB in die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone aus. Und die EZB lieferte. Sogar einen konkreten Termin. Im Dezember dieses Jahres werden die Anleihekäufe beendet. Damit könnte Renteninvestoren in Europa auf Sicht der kommenden Jahre ein schwieriges Umfeld von tendenziell steigenden Renditen ins Haus stehen.
USA: Fed erhöht die Leitzinsen erneut
Dieser Prozess der Normalisierung der Geldpolitik, wie er in der Eurozone gerade stattfindet, ist in den USA schon vor einigen Jahren gestartet worden. Schon 2013 kündigte der damalige US-Notenbank-Vorsitzende Ben Bernanke an, die Anleihekäufe zu reduzieren. Heute reduziert die Fed bereits ihre Bilanz und hat die Leitzinsen sukzessive von 0,25 Prozent im Jahr 2015 auf nunmehr 2 Prozent angehoben. Die jüngste Anhebung am vergangenen Mittwoch war bereits die Zweite in diesem Jahr, und wir gehen davon aus, dass zwei weitere Anhebungen um 0,25 Prozentpunkte im Verlauf des Jahres folgen werden. Das alles ist möglich und notwendig, weil sich die Verbraucherpreise in den USA mit einer relativ hohen Jahresveränderungsrate von 2,8 Prozent zeigen und sich der US-Arbeitsmarkt in Richtung Vollbeschäftigung bewegt. Neben der guten wirtschaftlichen Entwicklung hat in den vergangen zwei Wochen vor allem US-Präsident Trump für Schlagzeilen gesorgt. Am vergangenen Wochenende ließ er seine Handelspartner auflaufen, als er über den Kurznachrichtendienst Twitter überraschenderweise seine Unterhändler anhielt, die Abschlusserklärung des G7-Gipfels, die sich gegen Protektionismus ausspricht, nicht zu unterzeichnen. Für den globalen Handel ein Rückschlag, der sich aber in eine Reihe von schlechten Nachrichten aus den letzten Monaten einreiht, so dass die Finanzmärkte abgebrüht reagierten. Schließlich konnte Trump in dieser Woche auch einen historischen Erfolg feiern. Das mit Spannung erwartete Treffen zwischen dem US-Präsidenten und dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-Un in Singapur führte zu einer Vereinbarung zur nuklearen Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel. Sicherlich ist die Umsetzung noch mit Unsicherheit behaftet, jedoch war es ein wichtiger Schritt zur Entspannung in der Region.
Aktienmarkt: Wer profitiert von steigenden Zinsen?
Die Aktienmärkte zeigen sich in diesem Jahr deutlich schwankungsreicher als im vergangenen Jahr. Dass der oben beschriebene Rückgang der geldpolitischen Unterstützung der Zentralbanken dabei auch eine Rolle spielt, ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Dass sich der US-Aktienmarkt aber trotz höherer Leitzinsen in den Jahren zuvor so positiv entwickelt hat, hängt auch damit zusammen, dass das Vorgehen der Fed behutsam war und gut an die Finanzmärkte kommuniziert worden ist. Es bleibt zu hoffen, dass dies der EZB auch gelingt. Für die Zukunft ist aber zu erwarten, dass es in Folge des global abnehmenden geldpolitischen Stimulus immer wieder zu Stress an den Aktienmärkten kommt. Insbesondere kapitalintensiven Unternehmen, die im deutschen Leitindex Dax stark vertreten sind und in den vergangenen Jahren von den günstigen Finanzierungskosten profitiert haben, könnten jetzt schwierigere Zeiten bevorstehen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Profiteure von höheren Zinsen, wie beispielsweise Finanztitel, die bei höheren Zinsen tendenziell im Kurs steigen.
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