Autor: Alexander Lokat
Finanzmarkt aktuell per 15. März 2019
Alexander Lokat, Portfoliomanager
„Time to say goodbye… Britain“, aber noch nicht jetzt. Die Briten können sich nicht (mit der EU) einigen, benötigen aber etwas mehr Zeit, denn die EU will man weiterhin verlassen. Die Chinesen planen das größte Steuerpaket ihrer Geschichte und wollen sich im Handelskrieg nicht geschlagen geben. Die Aktienmärkte wissen nicht so wirklich was sie wollen und bleiben deshalb weiterhin volatil. Wie wir die Brexit-Abstimmung(en) beurteilen, wie wir die chinesischen Steuerpakete einschätzen und wie unsere Aussicht für die Aktienmärkte ist, lesen Sie in dieser Ausgabe von Finanzmarkt aktuell.
Briten nach dem Abstimmungsmarathon – Es braucht mehr Zeit!
Nachdem die Aufregung am Vorabend des 12. März sehr groß war, als vermeldet wurde, dass Theresa May in Straßburg endlich ein Entgegenkommen in den Verhandlungen mit der EU erreicht hätte, war die Ernüchterung am nächsten Morgen umso größer. Wer sich den neuen Vorschlag genau durchgelesen hatte, hatte schnell gemerkt, dass hier kaum Änderungen zu den vorherigen Versionen vorgenommen worden waren. Die scheinbar reine Augenwischerei wurde prompt von den Marktteilnehmern erkannt und schnell wurde wieder Position bezogen, dass dieser Brexit-Vertrag nicht zustande kommen würde. Bestätigt wurde das durch die Abstimmung zum Austrittsvertrag am Dienstag, die erneut eine schmerzende Niederlage für die Premierministerin war. Am Tag darauf wurde deutlich, dass die Briten allerdings auch nicht ohne Vertrag aus der EU austreten wollen und das Parlament lehnte einen so genannten „no deal“-Brexit mehrheitlich ab. Die dritte Abstimmung am Donnerstag bescheinigte dann das, was viele Beobachter erwartet hatten. Die Briten wünschen einen zeitlichen Aufschub, um eine finale Lösung für den Brexit zu finden. Sollten sie selbst bis zum 20. März dem bisher ausgehandelten Vertrag zustimmen, würde man der EU eine Frist bis Ende Juni vorschlagen. Sollte keine Einigung zustande kommen, würde man eine Verlängerung über den Juni hinaus anstreben. Sofort meldete sich auch die EU zu Wort und stellte klar, dass man harte Bedingungen für eine Fristverlängerung stellen wird. Immerhin müssen alle 27 EU-Mitgliedsstaaten dem Antrag zustimmen. Die Briten sind also gezwungen, ihre Strategie noch einmal zu überdenken. Wir gehen weiterhin davon aus, dass man sich am Ende auf eine Lösung verständigen wird und es nicht zu einem „harten“ Brexit kommen wird.
China während des Volkskongresses: Stärkt die heimische Wirtschaft!
Zehn Tage dauert der nationale Volkskongress der Chinesen, der jedes Jahr stattfindet und mit 3000 Mitgliedern das größte Parlament der Welt darstellt. In diesen Tagen werden in der Regel die Weichen für die Zukunft der Volksrepublik China gelegt. Das Ergebnis bislang ist das größte Steuerpaket der Geschichte Chinas, welches unter anderem die Mehrwertsteuer senken und so den inländischen Konsum stärken soll. Ein Nebeneffekt könnte sogar sein, dass die Unternehmen einen Gewinnanstieg durch die Mehrwertsteuer erhalten, in dem sie nicht die komplette Absenkung der Steuer an den Bürger weitergeben. Solch eine Maßnahme zeigt deutlich, dass die Chinesen den Einfluss des Handelskrieges auf den Wandel ihres Systems hin zu einer mehr konsum- und dienstleistungsorientierten Gesellschaft nicht unterschätzen. Die im Rahmen des Volkskongresses veröffentliche Wachstumsprognose für 2019 von 6-6,5 Prozent offenbart zudem, dass die Chinesen längst nicht mehr die Wachstumsraten vorzeigen können wie noch vor beispielsweise fünf Jahren. Viel mehr: Ein Wachstum von nur 6 Prozent wäre das schwächste Wachstum seit fast drei Jahrzehnten. Wir sind der Meinung, dass China richtige Schritte unternimmt, um die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Neben den Unternehmen aus China könnten vor allem die asiatischen Schwellenländer von den fiskalpolitischen Maßnahmen in China profitieren. Allerdings sind die Pläne noch nicht umgesetzt, und bei den fundamentalen Analysen aus der Region sehen wir weiterhin nur schwache Entwicklungen bei den Gewinnschätzungen. Aus diesem Grund sollte die Entwicklung der Schwellenländer genau beobachtet werden.
Der Aktienmarkt im 1.Quartal – Es geht hoch und runter!
Und das können wir global so beobachten, wobei die amerikanischen Märkte weiterhin am stabilsten scheinen. Für uns sind zwar auch die USA derzeit der attraktivste Markt, unter anderem weil es der S&P 500 Index scheinbar schafft, seinen langfristigen Aufwärtstrend wieder zurückzuerobern. Doch Vorsicht! Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse steigen zeitgleich aus einem weniger erfreulichen Grund. Die Kurse entwickeln sich zwar positiv - aber bei gleichzeitig fallenden Gewinnerwartungen. Dass diese fallen, ist allerdings keine Eigenheit, die nur die USA betrifft – im Gegenteil: Global gesehen werden Gewinnerwartungen für die Unternehmen heruntergenommen. Zwar erzielen die meisten Unternehmen weiterhin steigende Gewinne, aber eben nicht mehr mit der bereits im Vorfeld angenommenen Wachstumsrate. Dies hat unterschiedliche Gründe: zum einen den Handelsstreit zwischen den USA und China, der Wirtschaftsströme auf der ganzen Welt belastet, zum anderen die sich eintrübende Weltkonjunktur. Die Angst vor fallenden Gewinnmargen ist für viele Marktteilnehmer ein kritischer Punkt und kann zu schwächeren Unternehmensausblicken führen. Dennoch steigen die Aktien in den USA weiter besonders stark. In Europa und vor allem Deutschland ist das Bild etwas durchwachsener. Zwar konnten die Aktienmärkte seit Jahresanfang ebenfalls deutlich zulegen, allerdings bedrückt weiterhin besonders die Stimmung aus dem Automobilsektor die Entwicklung. Darüber hinaus liegt auch noch die Entscheidung über Zölle seitens der Amerikaner wie ein Damoklesschwert über den Europäern und auch die Berichtssaison konnte keine weiteren positiven Impulse liefern. Ein erneuter Rücksetzer an den Kapitalmärkten ist derzeit daher durchaus möglich, welcher unserer Meinung nach ein interessantes Niveau für den Kauf ausgewählter Aktien sein könnte. Mittelfristig gehen wir von einer Stabilisierung der Weltwirtschaft aus, die sich positiv auf Unternehmensgewinne und Aktienkurse auswirken sollte.
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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