Konjunktur: Überraschend gute US-Daten.

Showdown in der US-Politik und überraschend gute US-Konjunkturdaten

Große Nervosität am Rentenmarkt

Chancen auf eine gute Berichtssaison der Unternehmen

 

Autor: Marthel Edouard
Finanzmarkt aktuell per 13. Oktober 2023
Marthel Edouard, Portfoliomanager

Marthel Edouard

Eine erste Einigung im US-Haushaltsstreit hebt die Stimmung der Anlegerinnen und Anleger, wohingegen die Geldpolitik und geopolitische Themen die Marktstimmung belasten. Wie wir die Aussichten für die Kapitalmärkte einschätzen, lesen Sie in der neuen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“:

Showdown in der US-Politik und überraschend gute US-Konjunkturdaten

Eine erste Einigung im US-Haushaltsstreit am vorletzten Wochenende sorgte für Erleichterung unter den Anlegern. Ohne die erzielte Übereinkunft hätte die US-Regierung in wenigen Tagen wichtige Staatsausgaben stoppen müssen. Ein potentiell negatives Szenario für die US-Volkswirtschaft und die Kapitalmärkte, das mit dem erzielten Kompromiss vorübergehend ausbleibt. Allerdings dürfte die Freude der Anlegerinnen und Anleger nur kurz währen, handelt es sich doch lediglich um eine Einigung auf einen Übergangshaushalt, der bis zum 17. November dieses Jahres gilt. In den kommenden Tagen werden die politischen Grabenkämpfe in Washington also in eine neue Runde gehen.
Im Gegensatz zur politischen Lage präsentiert sich der US-Arbeitsmarkt weiterhin in äußerst robuster Verfassung: Das Jobwachstum in den USA hat im September mit 336.000 neu geschaffenen Stellen die Prognosen von 170.000 weit übertroffen. Zudem wurden auch die Daten für die beiden Vormonate kräftig nach oben revidiert. Die Arbeitslosenquote verharrte auf historisch betrachtet niedrigen 3,8 Prozent.
Angesichts solch positiver Wirtschaftsdaten sind wir optimistisch, dass eine US-Rezession in den kommenden Monaten ausbleiben wird.
In Bezug auf Europa bleiben wir hingegen Konjunkturskeptiker und interpretieren die jüngsten Wirtschaftsdaten als Bestätigung unserer Einschätzung. Der Einkaufsmanagerindex – der die Stimmung unter den Unternehmensverantwortlichen im Einkauf misst – deutet immer noch auf einen erheblichen monatlichen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit zum Ende des dritten Quartals hin. Zurückzuführen ist dies in erster Linie auf einen starken Rückgang im verarbeitenden Gewerbe. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone dürfte also noch eine Weile verhalten bleiben. Im Vergleich zu den Befürchtungen des Vorjahres, dass die hiesige Wirtschaftsleistung infolge der Energiekrise um über vier Prozent einbrechen könnte, erscheint der aktuelle Dämpfer aber gering.

Große Nervosität am Rentenmarkt

Investorinnen und Investoren am Rentenmarkt brauchten in den letzten Wochen starke Nerven. Die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen aus Deutschland und den USA setzten ihre Aufwärtstrends unvermindert fort. Die sich gegenläufig entwickelnden Anleihekurse mussten entsprechend deutliche Kursabschläge hinnehmen. Die Bewegung am Rentenmarkt war umso erstaunlicher, als die Inflation im September weiter nachgelassen hat – sowohl in den USA als auch in Europa. Eine nachlassende Inflation ist typischerweise verbunden mit steigenden Anleihekurse und nicht umgekehrt. Doch diesmal kam es anders, was viel damit zu tun haben dürfte, dass sich die Zentralbanker bei ihrer Inflationsbekämpfung noch nicht am Ziel angekommen sehen. Den jüngsten Pressemitteilungen der US-Fed und der EZB konnte man dann auch entnehmen, dass die Leitzinsen wohl länger auf den nun erreichten Niveaus verbleiben dürften, als allgemein erwartet wurde. Zudem ist damit zu rechnen, dass die milliardenschweren Anleihekäufe der Notenbanken in den kommenden Monaten zügig reduziert werden. Eine herbe Enttäuschung für all diejenigen, die schon ab Mitte 2024 wieder mit einer lockeren Geldpolitik gerechnet hatten.   
Für die Rentenmärkte gesprochen bedeutet dies unseres Erachtens, dass die Renditen für kurze Laufzeiten auf den aktuellen Niveaus verbleiben bzw. noch etwas steigen könnten. Der Großteil des Zinsanstiegs dürfte in diesem Segment aber hinter uns liegen. Das bislang erreichte Zinsniveau im kurzlaufenden Bereich halten wir jetzt schon für so attraktiv, dass sich selektive Käufe anbieten. In Bezug auf langlaufende Anleihen rechnen wir mit phasenweise auftretenden Kursschwankungen in den kommenden Wochen. Deshalb raten wir dazu, Kursschwächen zu nutzen, um schrittweise Positionen aufzubauen. Ungeachtet der Laufzeit halten wir zurzeit bonitätsstarke Anleihen für attraktiv. Emittenten derartiger Rentenpapiere bieten das nötige Maß an Ausfallsicherheit, welches in wirtschaftlich schwachen Zeiten besonders betont werden sollte.

Chancen auf eine gute Berichtssaison der Unternehmen

Der eskalierende Nahostkonflikt sorgte in den ersten Tagen des Oktobers für Nervosität an den Aktienmärkten. Derzeit ist schwer abschätzbar, wie sich die Situation weiterentwickelt. Das Risiko für die Aktienmärkte ist eine weitere Eskalation und ein denkbarer Flächenbrand in der Region unter direkter Beteiligung des Irans. Aktuell gehen wir nicht von diesem Szenario aus, beobachten die Lage aber fortlaufend.
In den kommenden Tagen dürfte aber vermutlich erst einmal ein anderes Thema in den Fokus der Anlegerinnen und Anleger rücken. Es startet die Berichtssaison zum dritten Quartal 2023. Sie wird Aufschluss über den Geschäftsverlauf der europäischen und US-amerikanischen Firmen geben. Wir gehen davon aus, dass die Unternehmen von unverändert hohen Gewinnen berichten werden, weil sich die Konsumnachfrage und die Gewinnmargen in den letzten Monaten stabil zeigten. Das sollte unseres Erachtens den Aktienkursen in den kommenden Wochen Unterstützung bieten, weshalb wir aktuell empfehlen, am Aktienmarkt investiert zu bleiben. Die Chancen auf eine Jahresendrallye stehen gut. Für aussichtsreich halten wir vor allem Aktien von Lebensmittelproduzenten, Supermarktketten und Kosmetikherstellern aufgrund ihrer krisenfesten Geschäftsmodelle und stabilen Gewinnentwicklungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Aus Ertragsgesichtspunkten sind auch Finanztitel und Energieaktien interessant, da sie attraktive Dividenden erwarten lassen und zudem meist günstig bewertet sind. Bei Technologieaktien sollte man nach der Kursrallye der letzten Monate immer mal wieder mit kurzfristigen Kursrücksetzern rechnen. Mittelfristig sehen wir aber weiteres Kurspotential, da viele dieser Werte eine unverändert hohe Nachfrage nach ihren Produkten rund um die Megatrends Digitalisierung, Cloud Computing und Künstliche Intelligenz erfahren.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

i