Autor: Björn Hallex
Finanzmarkt aktuell per 12. Mai 2023
Björn Hallex, CEFA / CIIA, Portfoliomanager
Was passiert, wenn Sie einem Jugendlichen erklären, dass sein Datenvolumen auf dem Smartphone ab sofort monatlich geringer ausfallen wird? Aus Beobachtungen lässt sich schlussfolgern: ziemlich schlechte Stimmung. Was das mit dem Finanzmarkt zu tun hat, lesen Sie im heutigen Finanzmarkt aktuell:
Wenn die Geldbörse schrumpft
Sie haben in den letzten Wochen und Monaten an dieser Stelle viel zum Thema Zinszyklen gelesen und über die Diskussion, wann der Gipfel der Leitzinsen in Europa erreicht ist. Eine nicht ganz leicht zu beantwortende Frage. So ist auf der einen Seite das Bruttoinlandsproduktes gerade für Europa besser ausgefallen als noch zum Jahreswechsel prognostiziert. Was den Pfad einer restriktiveren Geldpolitik stützt. Auf der anderen Seite sehen wir deutlich rückläufige Energiepreise, die die Gesamtinflationsrate zunehmend sinken lassen. Ein Hinweis auf ein Ende der Zinserhöhungen? Nicht ganz. Lassen wir die Energie- und Nahrungsmittelpreise aus der Betrachtung heraus, können wir feststellen, dass die sogenannte Kerninflationsrate in Europa in letzter Zeit weiter angestiegen ist. Zu erwarten war deshalb auf der letzten Notenbanksitzung, dass weitere Zinsschritte angekündigt werden. Überraschend war, dass zusätzlich weniger Rückflüsse aus den fällig werdenden Anleihen wieder angelegt werden und so die Liquidität schneller reduziert wird. Das Ziel der Notenbank? Die aktuelle Inflationsentwicklung deutlicher einzudämmen. Die Gefahr einer solchen restriktiven Geldpolitik ist, dass die Wahrscheinlichkeit für ein schwächeres Wirtschaftsumfeld wächst. Um im Bilde des Jugendlichen zu bleiben, bedeutet weniger Datenvolumen in der Übersetzung zum Kapitalmarkt, dass zukünftig weniger Liquidität zur Verfügung steht.
Bonitäten im Blick
Sorgt die Notenbank damit für schlechte Stimmung beim Anleger? Nein, denn nach der Phase des zinslosen Risikos bieten sich nun wieder deutlich mehr Anlagealternativen an. Zusätzlich gibt es mehr Möglichkeiten zur Streuung der Chancen und Risiken von gemischten Portfolien. Eine mögliche attraktive Alternative finden wir am Rentenmarkt. Vor dem Hintergrund des Wechselspiels zwischen Wirtschaftsabschwächung und Liquiditätsentzug gehen wir kurzfristig von einem seitwärts tendierenden Rentenmarkt aus, bevor sich eine der beiden Seiten durchsetzen wird. Erste Prämisse dabei ist der Fokus auf gute Bonitäten. Diese finden wir vorwiegend bei europäischen Staatsanleihen, supranationale Emittenten wie der Europäischen Investitionsbank, europäischen Pfandbriefen und Unternehmensanleihen. Zweite Prämisse ist das Nutzen von Opportunitäten. So sind Bankanleihen in Relation zu Unternehmensanleihen zuletzt nochmals attraktiver geworden. Hintergrund sind die wieder verstärkt in die Diskussion geratenen regionalen Banken in den USA, die die Risikoprämien und damit die Rendite von Bankanleihen ausgeweitet haben.
Was ist der Treiber des Aktienmarktes?
Muss der Aktienmarkt für den Rest des Jahres nun abgeschrieben werden? Jetzt, wo die Freude der relativen Outperformance des europäischen Aktienmarktes überwiegt? Nicht zwangsläufig. So ist die Stimmung unter institutionellen Investoren weiter sehr skeptisch. Schlagwörter wie „Aktien untergewichtet“ und „Cash übergewichtet“ können vernommen werden. Diese gelten häufig als Kontraindikatoren nach dem Motto: „Wer seine Aktien bereits verkauft hat, kann Sie zukünftig nicht mehr verkaufen“. Aber auch die aktuelle Berichtssaison hat den Aktienmarkt positiv unterstützt. So konnten vor allem die europäischen Unternehmen die Prognosen der Analysten deutlich übertreffen. Dennoch mahnt das Wirtschaftsumfeld und damit der Ausblick auf die Margenentwicklung, die Bewertung und technische Indikatoren nicht zu überschwänglich zu sehen. Mehr denn je gilt: Qualität ist Trumpf. Fokus auf etablierte Geschäftsmodelle, saubere Bilanzen und Preissetzungsmacht wird weiter maßgeblich für den Anlageerfolg bleiben. Denn eines zeigt die aktuelle Berichtssaison auch: Die guten Zahlen werden von einigen wenigen Unternehmen getragen. Wir finden solche Unternehmen vor allem in den Sektoren Pharma, Luxusgüter und Technologie.
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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