Chancen am Rentenmarkt: Das Fenster schließt sich

Keine voreiligen Schlüsse ziehen

Seien Sie wählerisch! 

Keine Höhenflüge zu erwarten

 

Autorin: Hannah Thielcke
Finanzmarkt aktuell per 10. Februar 2023
Hannah Thielcke, Portfoliomanagerin

Hannah Thielcke

Wir blicken auf einen fulminanten Januar an den internationalen Kapitalmärkten zurück. Wie optimistisch wir in die Zukunft schauen, lesen Sie in der neuen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“.

Keine voreiligen Schlüsse ziehen

Auch wir befürchten mit Blick auf die Konjunktur nicht mehr das Schlimmste. Wie beim letzten Mal ausführlich berichtet, mehren sich erste Hoffnungsschimmer für die globale Konjunktur – allen voran die Vermeidung von Gasversorgungseinschränkungen in Europa und die blitzartige Abkehr Chinas von der Null-Covid-Politik. Doch bei allen positiven Nachrichten muss man auch immer zwischen den Zeilen lesen: So waren zuletzt Verbraucher- und Unternehmensstimmung in der Eurozone und den USA wieder positiver, befinden sich aber vor allem in der Eurozone absolut gesehen noch auf sehr niedrigem Niveau. Gleiches gilt auch für die zuletzt aus Deutschland gemeldeten Auftragseingänge für das verarbeitende Gewerbe. Wir sehen also eine leichte Aufhellung der Stimmung, jedoch keinen überbordenden Optimismus, wie er bereits am Kapitalmarkt eingepreist wird. Die letzten Äußerungen der großen Notenbanken Europas (EZB) und der USA (Fed) wurden ebenfalls am Markt sehr unterschiedlich interpretiert – es scheint, als würde gerade jede und jeder nur das hören, was sie oder er hören will.
Der Präsident der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, äußerte sich diese Woche erneut zu einer möglicherweise noch restriktiveren Geldpolitik, sollten sich Wachstum und Inflation nicht abschwächen. Anders als der Markt, der für die zweite Jahreshälfte 2023 bereits wieder Zinssenkungen eingepreist hatte, gehen wir von anhaltend restriktiver US-Notenbankpolitik bis ins nächste Jahr aus. Die EZB verkündete auf ihrer Sitzung ihren nächsten Zinsschritt und gab darüber hinaus Hinweise, dass der Blick auf Inflationsdaten und Wachstumsprognosen für ihr weiteres Vorgehen entscheidend sein wird. Am Markt wurde daraufhin eine weniger restriktive Geldpolitik seitens der EZB erwartet. Aus unserer Sicht ist diese Interpretation verfrüht, da insbesondere die Kernrate der Inflation und das Wachstum der Löhne weiterhin deutlich erhöht sind.

Seien Sie wählerisch!

Nachdem im letzten Jahr die Sorgen vor einer schweren Rezession groß waren und die Risikoprämien bei Unternehmensanleihen fast wieder Covid-Krisen-Niveaus erreicht hatten, griffen die Renten-Investoren beherzt zu. Dadurch gingen die attraktiven Risikoaufschläge so schnell wieder zurück, wie sie gestiegen waren, und viele Marktsegmente, die vor einigen Wochen noch im historischen Vergleich äußerst attraktiv waren, sind mittlerweile nur noch fair bepreist. Nach dieser starken Jahresanfangsrallye der Rentenkurse ist nun mehr Vorsicht geboten. Höhere Risiken einzugehen, lohnt sich aktuell nur noch vereinzelt, beispielsweise in Anleihen von Finanzinstituten, die noch attraktive Risikoaufschläge bieten. Gleiches gilt für in US-Dollar notierende Staatsanleihen der Schwellenländer, bei denen die Risikoprämien noch erhöht sind und eine hohe Rendite zu vereinnahmen ist. Konnte man vor einigen Wochen noch mit weit geöffnetem Portemonnaie einkaufen gehen, ist nun deutlich mehr Selektivität gefragt. Nichtsdestotrotz sind Anleihen im neuen Post-Negativzins-Zeitalter generell als sinnvolle Alternative zu Aktien weiterhin attraktiv und gehören wieder in ein ausgewogenes Portfolio.

Keine Höhenflüge zu erwarten

Die bisherige Unternehmens-Berichtssaison bestätigt zwar in gewisser Hinsicht die von uns vermutete Schwäche. Dennoch verlief sie bisher etwas besser als erwartet. Die Unternehmen geben weiterhin einen soliden Ausblick, konnten sich bisher einem starken Gewinnrückgang entziehen und rechnen bereits für 2024 wieder mit einer deutlich positiveren Entwicklung. Die andere Seite der Medaille ist, dass das Kursplus bisher nicht durch gestiegene Gewinnschätzungen untermauert wird. Wir bleiben vorsichtig optimistisch, empfehlen im aktuellen Umfeld jedoch, weiter wachsam zu bleiben.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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