Autorin: Hannah Thielcke
Finanzmarkt aktuell per 9. Februar 2024
Hannah Thielcke, Portfoliomanagerin
Wie wir die jüngsten Entwicklungen rund um Konjunkturdaten und die Bewegungen am Kapitalmarkt einschätzen, lesen Sie in der neuen Ausgabe von Finanzmarkt aktuell.
Die Musterschülerin
Die US-amerikanische Konjunktur straft bereits seit letztem Jahr alle Kritiker Lügen. Zuletzt kamen erneut frische Daten zum US-Arbeitsmarkt, der sich weiterhin mit überraschender Stärke präsentiert. Pessimisten warten nun schon seit über einem Jahr auf eine Eintrübung der Konjunkturdynamik und Schwäche am Arbeitsmarkt, was der US-Notenbank (Fed) eine Lockerung der geldpolitischen Zügel erlauben würde. Die anhaltende Stärke deutet darauf jedoch nicht hin und bewegt uns dazu, unsere Konjunkturprognosen anzuheben. Wir erwarten nun, dass die US-Wirtschaft auch in diesem Jahr über ihrem langfristigen Wachstumstrend liegen sollte. Das bedeutet auch, dass die Fed sich alle Zeit nehmen und mit Zinssenkungen behutsam umgehen kann. Zwischenzeitliche Spekulationen am Markt, dass eine erste Zinssenkung schon im März erfolgen könnte, sind aus unserer Sicht übertrieben. Wir rechnen nach wie vor mit einem ersten Schritt frühestens im Sommer. Auf unserer Seite des Atlantiks gehen wir ebenfalls von einem ersten Zinsschritt seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) frühestens im Sommer aus. Die Gründe dafür sind jedoch ganz andere. Wir sehen weiterhin wenig Anzeichen für eine Konjunkturbelebung und beobachten gleichzeitig insbesondere in der Kerninflation hartnäckig hohe Zahlen. Die EZB schaut hierbei insbesondere auf die starke Lohnentwicklung, die Sorgen vor weiteren Zweitrundeneffekten aufkommen lassen. Zusammengenommen sollte die EZB aus unserer Sicht daher auch behutsam bei Leitzinssenkungen vorgehen und eher später als verfrüht agieren.
Etwas wackelige Beine
Nach einem Jahrzehnt expansiver Geldpolitik steht die globale Wirtschaft und Teile des Bankensystems jedoch auf etwas wackligen Beinen. Das zeigt der in den letzten Tagen verstärkt aufgekommene Stress bei US-Regionalbanken, der nun vermehrt auch nach Europa schwappt. Dabei werden Erinnerungen an letztes Jahr wach, als die Sorgen rund um die Silicon Valley Bank Nervosität an den internationalen Kapitalmärkten hervorrief. Durch gemeinsame Anstrengungen konnten die Aufsichtsbehörden die Situation innerhalb kürzester Zeit unter Kontrolle bekommen. Nun stehen Kredite für Gewerbeimmobilien und in dem Bereich besonders exponierte US-Regionalbanken im Mittelpunkt der Sorgen. Mit dem stark sinkenden Wert dieser Immobilien in den letzten Jahren geraten viele Gesellschaften in Schieflage und in Probleme ihre Kredite zu bedienen. Banken müssen nun hohe Abschreibungen tätigen und Kreditausfälle hinnehmen. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone sollten insbesondere die großen und kapitalstarken Banken diese Probleme allerdings gut meistern können. Zwar dürfte die Profitabilität der betroffenen Banken teilweise vermindert werden, jedoch sollte die Solvabilität gewährleistet bleiben. Trotzdem betrachten wir diesen Teil des Marktes weiterhin mit Argusaugen, um Anzeichen für systemische Risiken frühzeitig zu erkennen. Aktuell schätzen wir die Lage als beherrschbar ein und die Aufsichtsbehörden überwachen die Situation genau, um gegebenenfalls unterstützend einzugreifen. Die Stabilität der Wirtschaft sollte nicht gefährdet sein.
The sky is the limit
Die Berichtssaison ist nach wie vor in vollem Gange. Die großen US -Technologiekonzerne scheinen keine Grenzen zu kennen und stellten erneut mit ihren veröffentlichten Zahlen alles in den Schatten. Deutlich zweistelliges Umsatzwachstum und weiterhin hohe Margen lassen alle anderen Unternehmen vergleichsweise blass aussehen. Dennoch zeigten die Berichte in den USA: Alle Branchen konnten die Erwartungen übertreffen und die Unternehmen stehen in der Breite sehr solide da. Die Stimmung an den Aktienmärkten, insbesondere in den USA, ist demnach auf den ersten Blick geradezu euphorisch. Auf den zweiten Blick fallen jedoch zum Beispiel Small Caps auf, die einen schlechten Jahresstart erwischt haben und aus unserer Sicht insbesondere von dem weiter starken Konjunkturbild unterstützt werden könnten. Dies gilt ebenso für nicht-Technologiewerte im S&P 500, die bisher trotz guter Ergebnisse nicht so stark von der Rallye profitieren konnten.In Europa sieht das Bild etwas anders aus. Hier enttäuschten vor allem Telekommunikations-Unternehmen, zyklische Konsumwerte und Unternehmen aus dem Grundstoffsektor. Auch unser Konjunkturbild liefert an dieser Stelle keinen positiven Impuls. Nichtsdestotrotz befindet sich auch der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 auf einem Höhenflug, wie wir ihn seit über zwei Jahrzehnten nicht gesehen haben.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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