Frühlingszeit ist Dividendenzeit

Die Leitzinswende lässt noch etwas auf sich warten

Die Aussichten am Rentenmarkt sind besser als die Gegenwart

Die Aktienmärkte überzeugen mit starken Kursen und einem warmen Dividendenregen

 

Autor: Marthel Edouard
Finanzmarkt aktuell per 7. März 2024
Marthel Edouard, Portfoliomanager

Marthel Edouard

Die erwartete Leitzinswende erfordert weiter Geduld von den Anlegern, Anleihen konnten in 2024 noch nicht überzeugen und die Aktienmärkte schnuppern bedenkliche Höhenluft. Eine Einordnung der aktuellen Situation an den Kapitalmärkten lesen Sie in dieser Ausgabe von Finanzmarkt aktuell.

Die Leitzinswende lässt noch etwas auf sich warten

Mit Spannung blickten Volkswirte und Investoren in den letzten Tagen auf die Veröffentlichung der jüngsten Inflationsdaten, erhoffte man sich von diesen doch mehr Klarheit über den künftigen geldpolitischen Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-amerikanischen Fed. In der Eurozone stiegen die Verbraucherpreise im Februar um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Kernrate – ohne Energie und Lebensmittel – legte um 3,1 Prozent zu. Analysten hatten im Schnitt jedoch mit geringeren Werten gerechnet. Besonders die Teuerungsrate von Dienstleistungen blieb mit 3,9 Prozent unverändert hoch. Dass zudem die Arbeitslosenquote der Eurozone auch im Januar auf ihrem Rekordtief verharrte – was den Lohndruck hochhalten dürfte –, sollte die EZB darin bestärken, mit den ersten Leitzinssenkungen erst im Sommer zu beginnen. Schon am Donnerstag dieser Woche (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe von Finanzmarkt aktuell) wird die EZB auf ihrer turnusmäßigen März-Zinssitzung Farbe bekennen müssen. Für ausreichend Spannung an den Kapitalmärkten ist damit gesorgt.Mit Blick auf die US-Notenbank Fed gehen wir ebenfalls nicht von einer baldigen Zinswende aus. Die Fed fokussiert sich bei ihren geldpolitischen Entscheidungen primär auf die Preissteigerungen für Konsumausgaben ohne Energie- und Lebensmittelpreise. Diese fielen im Januar genauso aus wie von Analysten prognostiziert: Sie erhöhten sich um 2,8 Prozent auf Jahres- und um 0,4 Prozent auf Monatssicht. Damit sank die jährliche Inflationsrate zwar um 0,1 Prozentpunkte, der monatliche Preisanstieg war jedoch so hoch wie zuletzt im Januar 2023. Diese Zahlen hatte wohl auch Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank, im Hinterkopf, als er sich am vergangenen Mittwoch bei einer Anhörung vor dem US-Kongress sehr zurückhaltend zu baldigen Leitzinssenkungen äußerte. Für eine geldpolitische Lockerung benötige man noch größere Zuversicht in einen nachhaltigen Rückgang der Teuerungsrate, so die Aussage des obersten Währungshüters. Somit dürfte erst einmal klar sein: Die Zinswende in den USA kommt, aber wohl nicht so schnell, wie von manchem erhofft.

Die Aussichten am Rentenmarkt sind besser als die Gegenwart 

Die Rentenmärkte durchlaufen seit Anfang Januar eine schwache Marktphase. Daran hat sich auch in den vergangenen Tagen wenig geändert. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen Bundesanleihe ist nach einem kurzen Rücksetzer Ende Januar zuletzt wieder angestiegen und liegt aktuell bei rund 2,3 Prozent. Damit hat sich seit Jahresanfang ein spürbarer Renditeanstieg von rund 0,4 Prozentpunkten vollzogen. Die sich gegenläufig entwickelnden Anleihekurse haben sich entsprechend abwärts bewegt. Hierbei lässt sich festhalten, dass die Kursentwicklung in diesem Jahr umso schlechter verlief je länger die Laufzeit der betreffenden Anleihe war. Im Gegensatz dazu konnten sich Rentenpapiere mit kürzeren Laufzeiten und Renditeaufschlägen, wie sie etwa im Segment der Unternehmensanleihen zu finden sind, vergleichsweise gut behaupten. Sie verzeichneten zwar auch Kursabschläge, diese fielen aber deutlich geringer aus, als bei Langläufern. Aus unserer Sicht ist der Renditeanstieg am Markt schon weit fortgeschritten, zumal sich die Konjunktur aufgrund der restriktiven Geldpolitik insbesondere in Europa bereits stark abgeschwächt hat. Ein rückläufiges Wirtschaftswachstum spricht in den kommenden Monaten für weiter nachlassenden Inflationsdruck, wieder fallende Anleiherenditen und infolgedessen steigende Anleihekurse am Rentenmarkt. Weitere Unterstützungen dürften die Rentenkurse zudem durch die von uns erwarteten Leitzinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte erhalten.

Die Aktienmärkte überzeugen mit starken Kursen und einem warmen Dividendenregen

Frühlingszeit ist Dividendenzeit in Europa. Auch wenn bei vielen Unternehmen die genaue Dividendenhöhe erst noch auf den jeweiligen Hauptversammlungen beschlossen werden muss, scheint so gut wie sicher: Die Anleger können in diesem Jahr mit Rekordausschüttungen rechnen. Die erwarteten Dividendenzahlungen für 2024 liegen in Europa bei rund 433 Milliarden Euro und demzufolge knapp sieben Prozent über dem bisherigen Rekordjahr 2023. Setzt man die Dividendenzahlungen ins Verhältnis zu den Aktienkursen, so erhält man die Dividendenrendite. Diese dürfte für den europäischen Leitindex MSCI Europe in diesem Jahr bei ca. 3,7 Prozent liegen und für US-Aktien immerhin auch noch bei rund 2,4 Prozent.Die hohen Ausschüttungen in Europa werden möglich, weil viele Unternehmen trotz der Konjunkturschwäche hohe Umsätze verzeichnen und ihre Gewinne zuletzt deutlich steigern konnten. Besonders eindrücklich wird dies anhand der deutschen Unternehmen aus dem DAX Index deutlich. In diesem Jahr dürfte die deutsche Wirtschaft laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gerade einmal um 0,5 Prozent wachsen. Die Unternehmen des DAX generieren ihre Umsätze jedoch zu über 80 Prozent außerhalb Deutschlands. Die sinkenden Energiekosten – seit Anfang 2023 um mehr als 60 Prozent – sowie stabilen Wirtschaftsumfeld in den wichtigsten Exportländern der DAX-Unternehmen – stützen damit nachhaltig die Umsatz- und Gewinnentwicklung. Dies dürfte dann wohl auch erklären, warum das deutsche Leitbarometer in den vergangenen Wochen von einem Allzeithoch zum nächsten kletterte. Wir halten die mittelfristigen Gewinn- und Kursaussichten nicht nur für die deutschen Unternehmen aus den genannten Gründen für grundsätzlich gut, gehen aber kurzfristig von Kursrücksetzern an den Aktienmärkten aus. Rekordhohe Kurse, ambitionierte Aktienbewertungen und euphorische Stimmung bei den Anlegern mahnen unseres Erachtens kurzfristig zur Vorsicht.

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