In den letzten Wochen waren der Ölpreis und die Notenbanken das beherrschende Thema.

Konjunktur: moderates Wachstum setzt sich fort

Renten: EZB gibt Details für den Kauf von Unternehmensanleihen bekannt

Aktien: Ernüchternde Quartalszahlen

 

Autor: Thorsten Hampe
Finanzmarkt aktuell per 6. Mai 2016

Thorsten Hampe

In den letzten Wochen waren der Ölpreis und die Notenbanken das beherrschende Thema. Zuletzt hatte die amerikanische Notenbank (FED) die Zinsen wie erwartet unverändert gelassen, aber in ihrem Statement den Fokus weg von globalen Risiken hin auf die inländische Entwicklung gelegt. Für eine Zinserhöhung auf der kommenden Sitzung bedarf es einer Verbesserung der US-Wirtschaft sowie eines Ausbleibens von Finanzmarktturbulenzen. Allerdings kann auch die Unsicherheit wegen des Referendums über den Verbleib des Vereinigten Königreiches (Brexit) in der EU am 23.Juni eine Zinserhöhung im Juni gefährden. Der Konsum bleibt in den USA weiterhin die tragende Säule und wird gestützt von einem hohen Vermögensstand der privaten Haushalte, einer moderaten Inflation sowie solidem Stellenaufbau. Das Wachstum der US-Wirtschaft sollte sich nahe dem Potentialwachstum zwischen 2-3% bewegen. In Europa hingegen führen die Sorgen um das globale Wachstum zu niedrigen Erwartungen an das eigene Wachstum. Neben den Problemen der rohstoffexportierenden Schwellenländer kommen die Unsicherheiten wegen eines möglichen Brexits und die erneuten Diskussionen über die Hilfsprogramme für Griechenland hinzu. Grundsätzlich behalten wir unser positives Bild für Europa bei, erwarten aber nur ein moderates Wachstum. Vor diesem Hintergrund ist die Bewegung des US-Dollars bemerkenswert. Aufgrund der besseren wirtschaftlichen Entwicklung und des höheren Zinsniveaus der USA gegenüber Europa, war eine anhaltende Stärke des US-Dollars zu erwarten. Seit Dezember verliert der US-Dollar aber kontinuierlich an Wert gegenüber dem Euro und auch anderen Währungen. Die beschriebenen Unsicherheiten sind vielleicht auch der Grund dafür, dass mit Gold unterlegte Produkte wieder eine anziehende Nachfrage verzeichnen und Gold mit dem Verlassen des dreijährigen Abwärtstrend wieder positive Kaufsignale aufzeigt.

Zurzeit öffnen die Unternehmen wieder ihre Bücher, laden zu den Hauptversammlungen ein, zahlen Dividende und berichten auch über das erste Quartal 2016. Eine bis dato durchwachsene Berichtsaison, ein stärkerer Eurokurs sowie die Angst vor einem Brexit haben zuletzt die Aktienmärkte belastet. Vonseiten der Unternehmensgewinne dies- und jenseits des Atlantiks kommen zurzeit keine positiven Impulse, die Berichte sind von Ergebnis- und Umsatzrückgängen geprägt. Solange bei den Konjunktur- und Unternehmensdaten keine eindeutige Erholung zu sehen ist, bleibt die weitere Kursentwicklung anfällig für Korrekturen und der Erholungstrend fragil. So konnte der DAX die 10.000er- Marke nicht verteidigen und auch dem amerikanischen Aktienmarkt fehlten die Impulse, um die Allzeithochs im Dow Jones Industrial 30 und S&P 500 zu überwinden. Die Schwellenländer weisen hingegen aktuell eine relative Stärke auf. Trotz verhältnismäßig schwacher Fundamentaldaten profitieren die Aktienmärkte sowohl von der Stabilisierung der Rohstoffpreise als auch der chinesischen Wirtschaft sowie von der Hoffnung auf einen politischen Machtwechsel in Brasilien. Zudem bauen Investoren ihre Untergewichtung in den Schwellenländern ab, was wiederum die Aktienmärkte dort unterstützt.

Die EZB hat nun ihrer Ankündigung, dass sie künftig auch Unternehmensanleihen kaufen wird, Details für dieses Kaufprogramm folgen lassen. Die EZB plant den Kauf von Unternehmensanleihen über die nationalen Notenbanken Deutschlands, Italiens, Frankreichs, Finnlands, Belgiens und Spaniens. Die Anleihen müssen dabei ein Mindestrating von BBB- von wenigstens einer Ratinggesellschaft und eine Laufzeit zwischen 6 Monaten und 30 Jahren aufweisen. Der Emittent muss seinen Sitz in Europa haben. Banken sind als Emittent ausgeschlossen, wohingegen Versicherer und Autobanken erlaubt sind. Sind die genannten Voraussetzungen erfüllt, können bis zu 70% einer Emission gekauft werden. Erwartet wird ein monatliches Volumen zwischen 5 bis 15 Mrd. Euro, welches ab Juni platziert werden soll. Insgesamt erhöhte die EZB ihr monatliches Kaufvolumen von 60 Mrd. Euro auf 80 Mrd. Euro. Wir erwarten, dass diese Maßnahme zu ähnlichen Verzerrungen bei Unternehmensanleihen führen wird, wie bereits zuvor bei einigen Staatsanleihen. Zu diesen Verzerrungen zählen die niedrige Liquidität am Anleihemarkt und das niedrige Renditeniveau, welches bis in den Negativbereich reicht. Neben der guten fundamentalen Lage der Unternehmen und dem Mangel an liquiden Alternativen, ist das beschriebene EZB-Kaufprogramm eine weitere Stütze für Unternehmensanleihen. Im Hinblick auf die fundamentale Lage der Unternehmen sowie im historischen Vergleich sind die aktuellen Risikoaufschläge als attraktiv zu bewerten. Somit ist ein weiterer Rückgang der Risikoprämien wahrscheinlich, soweit sich die Konjunktur in Europa weiter aufhellt und negative Ereignisse ausbleiben.

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