Es gab im ersten Halbjahr viele politische Themen, die die Finanzmärkte beschäftigten.

Handelskonflikte und Brexit-Verhandlungen sind die Top-Themen
Aktien sind inmitten einer Kursrallye
Rentenmärkte profitieren von Unsicherheiten und Zinssenkungs­erwartungen

 

Autor: Alexander Lukas
Finanzmarkt aktuell per 5. Juli 2019
Alexander Lukas, CFA

Alexander Lukas

Es gab im ersten Halbjahr viele politische Themen, die die Finanzmärkte beschäftigten. Im Vordergrund standen sicherlich der Brexit sowie die Handelskonflikte zwischen den USA und anderen Staaten. Gleichzeitig feierten sowohl Aktien- als auch Rentenmärkte Kursfeuerwerke. In dieser Ausgabe der Finanzmarkt aktuell wollen wir die ersten sechs Monate des Jahres Revue passieren lassen und einen Blick auf die nächsten Monate werfen. Denn es bleibt spannend.

Handelskonflikte und Brexit-Verhandlungen sind die Top-Themen

Das europäische Sorgenthema Nummer eins, der Brexit, ist zunächst etwas in den Hintergrund gerückt, nachdem sich die EU auf einen Aufschub bis Ende Oktober dieses Jahres eingelassen hatte. Noch zu Beginn des Aprils konnte sich das britische Parlament wiederholt weder auf den vorgeschlagenen Austritts-Deal noch auf eine Alternative einigen, und es drohte ein ungeordneter Austritt ohne Abkommen, der sogenannte No-Deal-Brexit. Doch mit dem Aufschub kam es letztlich sogar noch zu einer Teilnahme Großbritanniens an den Europawahlen sowie innenpolitischen Machtkämpfen darüber, wer die Nachfolge der Premierministerin Theresa May antreten solle. Im Ergebnis wurde eine Partei in Großbritannien stärkste Kraft und sitzt nun im Europaparlament, die sich für einen Brexit ohne Abkommen ausspricht und bei der konstituierenden Sitzung sogleich für einen Eklat sorgte. Spätestens im Oktober, wenn die Aufschubfrist näherrückt, wird das Thema die Presse wieder dominieren. Es ist gut möglich, dass die Verhandlungen zu keinem Ergebnis führen werden und das Vereinigte Königreich eine weitere Fristverlängerung bekommt. Auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China wird uns noch eine Weile begleiten. Er flammte im ersten Halbjahr deutlich auf, obwohl zuvor längst von einer klaren Annäherung der beiden Konfliktparteien die Rede war. Trump bediente sich wie so oft ein paar kurzer Tweets, die viele Beobachter auf dem falschen Fuß erwischten. Grundtenor der Aussagen war: Die chinesische Verhandlungsseite hätte bereits beschlossene Verhandlungspunkte wieder in Frage gestellt, worauf sich die USA nicht einlassen könnten, und man sehe sich jetzt gezwungen, die Zölle auf chinesische Importwaren nun erst einmal weiter anzuheben. Die chinesische Seite reagierte erwartungsgemäß mit Gegenzöllen und der subtilen Androhung, das Angebot an sogenannten Seltenen Erden zu verknappen. Bei diesen Rohstoffen, die in der High-Tech-Industrie unabdingbar sind, ist China mit Abstand weltgrößter Produzent. Das erste Halbjahr endete allerdings deutlich positiver, was den Konflikt zwischen den USA und China angeht. Die beiden Staatschefs Donald Trump und Xi Jinping trafen sich auf dem G20-Gipfel und redeten miteinander. Neuer Grundtenor: Die Verhandlungen gehen weiter.

Aktien sind inmitten einer Kursrallye

Die zwischenzeitliche Eskalation im Handelsstreit sowie die anschließende Beruhigung konnten nicht spurlos an den Kapitalmärkten vorbeigehen und sorgten für ein Auf und Ab der Kurse. Die Aktienmärkte zeigten sich weltweit aber sehr freundlich. Waren die ersten Monate des Jahres von den Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Weltwirtschaft, positiven Überraschungen vonseiten der Berichtssaison und der Annäherung im Handelsstreit geprägt, folgte die Katerstimmung im Mai. Als Auslöser der Aktienmarktkorrektur war eindeutig die Eskalation im Handelskonflikt auszumachen. Schwellenländeraktien büßten in besonderem Maße an Wert ein. Der Juni zeigte sich aber von seiner sonnigen Seite, und die Kurse stiegen weltweit an. Dafür verantwortlich waren einerseits die geldpolitisch lockeren Aussagen der Notenbanken als auch abermals ein nun optimistischer Tweet des US-Präsidenten zum Handelskonflikt und schließlich das Treffen mit dem chinesischen Amtskollegen Xi beim G20-Gipfel in Japan. Am Ende des ersten Halbjahres standen weltweit also dicke Pluszeichen auf den Kurstafeln. Die US-Märkte markierten Anfang Juli nun sogar neue Rekordwerte. Für die nächsten Wochen und Monate spielen mehrere Kräfte eine wichtige Rolle für die Aktienmärkte: Gibt es eine Einigung zwischen den USA und China, sollte das von den Aktienmärkten positiv aufgenommen werden. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass ein Handelsstreit zwischen den USA und Europa entflammt. Jede Eskalation dürfte die europäischen und insbesondere deutschen Aktien unter Druck setzen. Sollten die Verhandlungen mit China ins Stocken geraten und sich die Wirtschaft weiter abschwächen, stehen die beiden großen Notenbanken Fed und EZB bereit, weitere Lockerungsmaßnahmen durchzuführen. Ohnehin gilt es mittlerweile als sehr wahrscheinlich, dass die Fed als erste den Leitzins senken wird. Dem Anschein nach wird es ihr die EZB gleichtun, wenn im Herbst der amtierende Präsident Draghi den Staffelstab an seine mögliche Nachfolgerin Christine Lagarde übergibt. Wir rechnen damit, dass sich zuerst der Konflikt mit China lösen lässt. In diesem Umfeld sind wir weiterhin positiv gestimmt für die weltweiten Aktienmärkte und bevorzugen US-Aktien und Schwellenländeraktien.

Rentenmärkte profitieren von Unsicherheiten und Zinssenkungserwartungen

Angetrieben von den politischen Unwägbarkeiten einerseits und den Zinssenkungserwartungen andererseits setzten die Rentenmärkte ihren Aufwärtstrend fort. Positive Renditen sind im Bereich sicherer Anleihen, also zum Beispiel deutscher Staatsanleihen, kaum noch zu finden. Ein Beispiel: Aktuell müssen Laufzeiten von zwanzig Jahren und länger in Kauf genommen werden, möchte man mit einer deutschen Staatsanleihe noch eine positive Rendite erzielen. Spiegelbildlich sind die Kurse auf Rekordniveaus. Auf der Suche nach Rendite sind auch andere, riskantere Rentensegmente von den Anlegern gefragt. Daher können auch zum Beispiel Unternehmens- und Schwellenländeranleihen zulegen. Diese Renten erachten wir immer noch als attraktiv. Eine Einigung im Handelsstreit und möglicherweise ausbleibende Zinssenkungen könnten dem positiven Trend am Rentenmarkt allerdings ein jähes Ende bescheren. Daher meiden wir zum Beispiel deutsche Staatsanleihen und bevorzugen Unternehmensanleihen mit kurzen Restlaufzeiten und Schwellenländeranleihen aufgrund der attraktiven Risikoprämien als Ergänzung. Die Risikoprämien, die Anlegern im letztgenannten Segment gezahlt werden, sind zuletzt deutlich zurückgegangen, was zu Kursgewinnen geführt hat.

 

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