„April, April, der weiß nicht was er will.”

Der Rentenmarkt –  Zinserhöhungen ade
Briten – Was nun?
Der Aktienmarkt – Es geht weiter hoch!

 

Autor: Björn Hallex
Finanzmarkt aktuell per 5. April 2019
Björn Hallex, CEFA / CIIA, Portfoliomanager

Björn Hallex

„April, April, der weiß nicht was er will.” Der in dieser Jahreszeit vielfach verwendete Satz für die sich schnell ändernden Wetterbedingungen könnte nicht besser auf die aktuelle Lage an den Kapitalmärkten passen. Signalisieren doch die Aktienmärkte einen schönen Sonnenschein, während die seit Jahresanfang beobachteten Gewinnschätzungen eher Gegenwind bringen. Zugegeben, was die gefühlt täglich stattfindenden Abstimmungen der Briten zum Thema Brexit als Eindruck hinterlassen, ist auch nicht eindeutiger und könnte einen Hagelschauer wahrscheinlicher werden lassen. Am Ende dürften die Notenbanken für etwas Wärme sorgen, damit das frösteln nicht wieder beginnt. Lesen Sie unsere detailierte Einschätzung zu den Kapitalmärkten in der aktuellen Ausgabe von Finanzmarkt aktuell.

Der Rentenmarkt –  Zinserhöhungen ade

Nachdem die langfristigen Zinsen in den USA deutlich gefallen sind, wird das Thema „Rezession“ wieder stärker diskutiert. Um es vorweg zu nehmen: Das sehen wir derzeit nicht. Dennoch sind die Erwartungen weiterer Zinsschritte seitens der Fed in den letzten Wochen deutlich zurückgegangen. Teilweise erwarten Marktteilnehmer eine Zinssenkung in diesem Jahr. Dies halten wir in dem aktuellen wirtschaftlichen Umfeld der USA für weniger wahrscheinlich. Sollte sich unser Basisszenario eines soliden Wirtschaftswachstum und einer Inflation oberhalb der Zwei-Prozent-Marke erfüllen, könnte die Notenbank eher unter Druck geraten und wieder auf den Pfad weiterer Zinsanhebung einschwenken. Den Abbau der Bilanz wird die Fed zumindest wie angekündigt zum Ende des 3. Quartals beenden. Auch die EZB hat ihren restriktiveren Pfad weiter in die Zukunft geschoben. Expansive Maßnahmen, zur Verbesserung der Kreditvergabe, wurden bereits beschlossen. Dabei deuten bereits einzelne Indikatoren in Europa auf ein schwächeres Umfeld hin. Deutschland markiert dabei das Schlusslicht bei den Erwartungen für das verarbeitende Gewerbe. Auch weicht die aktuelle Inflationsentwicklung vom Zielpfad der europäischen Notenbank ab. Geht der Blick weiter in Richtung Asien, so stellen wir auch hier ein verändertes Umfeld fest. Nachdem noch zum Jahresende 2018 Zinserhöhungen erwartet wurden, gehen wir nun von weiteren Zinssenkungen in den meisten asiatischen Ländern aus. Auch China nimmt nach den Beschlüssen des Volkskongresses den Fuß wieder auf das Gaspedal. Somit dürfte die globale Liquidität, die die Notenbanken weltweit zur Verfügung stellen, tendenziell wieder zunehmen. In Summe ergibt sich, dass wir keinen nachhaltigen Zinsanstieg in diesem Jahr erwarten.

Briten – Was nun?

Langeweile kommt nicht auf, wer die Berichterstattung zum Brexit genau verfolgt. In der Zwischenzeit konnte das Unterhaus auch keine Lösung für das bevorstehende Dilemma finden. Einigt sich das Parlament weder auf Mays Deal noch auf eine Alternative, droht ein Austritt ohne Abkommen. Möglich wäre aber auch eine erneute Verschiebung des Brexits. Doch dies wäre mit einer Teilnahme der Briten an der Europawahl Ende Mai verbunden und das will London unbedingt vermeiden. Zudem dürfte Brüssel einen triftigen Grund für einen neuerlichen Aufschub verlangen. Immer mehr wird daher auch über eine Neuwahl spekuliert. Als letzte Möglichkeit könnte Theresa May bleiben, den Austrittsantrag in letzter Sekunde zurückziehen. Dies würde sicherlich nur in Verbindung eines Rücktritts ihrerseits erfolgen. Somit bleibt zu wünschen, dass nicht jede Deadline durch eine neue Deadline ersetzt wird. Eine Lösung sollte nur erzielt werden können, wenn jedem Beteiligten klar ist, dass alle Karten auf dem Tisch liegen und das Spiel zu Ende geht. An den Kapitalmärkten dagegen wird das Thema weitgehend ausgeblendet. Mehr Bewegung erwarten wir, sobald eine Entscheidung sichtbar wird. Am stärksten dürften die Ausschläge bei einem harten Brexit sein.

Der Aktienmarkt – Es geht weiter hoch!

Was passiert, wenn die Dynamik bei den Gewinnschätzungen für die Unternehmen reduziert wird? Richtig, die Kurse steigen! Paradox, denn bisher sind die Erholungsbewegungen an den Aktienmärkten vorwiegend über eine Ausweitung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse erfolgt. Allerdings stützen eine Lösung im Handelsstreit zwischen China und den USA, nicht mehr so restriktive Notenbanken als auch die Maßnahmen des chinesischen Volkskongresses die Aktienmärkte und heben die Stimmung für ein weiteres Wachstumsumfeld für Unternehmen. Es ist auch immer ein Blick in die Zukunft. Trotz leichtem Margenrückgang auf hohem Niveau ist der Gewinntrend für amerikanische Aktien weiterhin intakt. In Europa könnte der derzeit schwächere EUR-USD-Wechselkurs für etwas Unterstützung in der anstehenden Berichtssaison sorgen. Was mit Blick auf die oben beschriebene Notenbankpolitik für das Währungspaar nach vorne heraus nicht mehr ganz vereinbar ist. Dennoch geht von dem zuletzt besser als erwarteten Einkaufsmanagerindizes ein positiveres Signal gerade für zyklische Branchen aus. Sollte die Weggabelung, an der wir uns derzeit befinden, uns nicht auf den Pfad eines rezessiven Umfeldes bringen, könnten Portfolios wieder deutlich offensiver ausgerichtet werden. Bis dahin empfiehlt sich weiterhin eine abwartende Haltung mit entsprechender Liquiditätsquote.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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