US-Dollar geht auf Talfahrt, aber Aktien und Renten ignorieren das Trump-Chaos

US-Politik: Chaos im Weißen Haus

US-Dollar: US-Dollar geht auf Talfahrt
Aktien und Renten: Aktien und Renten bisher unbeeindruckt

 

Autor: Jens Herdack
Finanzmarkt aktuell per 04. August 2017
Jens Herdack,  CEFA, CIIA, Portfoliomanager

Jens Herdack

Eigentlich hätten wir es wissen müssen. Denn schon in seiner Fernsehshow „The Apprentice“ war Donald Trump für seinen Satz „You are fired“ bekannt. Dass er in seiner Präsidentschaft allerdings nahtlos an sein dortiges Vorgehen anknüpfen würde, damit hatten dann doch die wenigsten gerechnet. Wie viele Mitarbeiter der US-Präsident nun bereits entlassen hat und wie sich das Chaos im Weißen Haus auf die Märkte auswirkt, das erfahren Sie im folgenden Kommentar.

Chaos im Weißen Haus – „You are Fired“ statt politische Meilensteine

An einen twitternden Präsidenten hatten sich die meisten inzwischen gewöhnt. Dass dieser allerdings mehr Zeit mit dem Wechsel seines Personals verbringen würde, als politische Weichenstellungen vorzunehmen, das hatten wohl selbst die schärfsten Kritiker so nicht voraus gesehen. Die Entlassungszahlen, die Donald Trump bereits im ersten Halbjahr seiner Präsidentschaft erreicht hat, haben die meisten seiner Vorgänger nicht einmal in mehreren Amtsperioden toppen können. Zunächst ging die kommissarische Justizministerin nach 10 Tagen, weil sie den Einreisebann für Muslime als unrechtmäßig ansah. Sicherheitsberater Michael Flynn hielt sich immerhin 23 Tage im Amt. Die stellvertretende Stabschefin Katie Walsh trat nach dem gescheiterten Versuch Obamacare durch eine Trump’sche Lösung zu ersetzen zurück. Die stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin K.T. McFarland schaffte immerhin 79 Tage Amtszeit. Das meiste Aufsehen erregte aber wohl die Entlassung des FBI Direktors James Comey, den Trump in einem Fernsehinterview zu allem Übel auch noch als Blender und Angeber diffamierte. Neben Kommunikationsdirektor Mike Dubke und Sicherheitsratsmitarbeiter Derek Harvey trat auch Pressesprecher Sean Spicer als Reaktion auf Trumps Ankündigung, Anthony Scaramucci zum neuen Kommunikationsdirektor zu machen, zurück. Letzterer wurde aber auch schon wieder nach 10 Tagen entlassen, nachdem er sich insbesondere durch die Verwendung extrem vulgärer Beleidigungen gegen Trumps Chef-Strategen Stephen Bannon hervorgetan hatte. Diese Entlassung hatte sich wohl John Kelly gewünscht, der seinerseits jüngst Reince Priebus als Stabschef abgelöst hatte.

Märkte mögen keine Unsicherheit – US-Dollar geht auf Talfahrt

Neben dem Personalchaos krankt die Regentschaft Trump an mangelnder Durchsetzungsfähigkeit der eigenen Wahlversprechen. Trotz republikanischer Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat hat es die Trump Regierung nicht geschafft, ihre Pläne auch nur annähernd umzusetzen. Die Gesundheitsreform ist erneut gescheitert. Dadurch fehlt es an der Refinanzierung für die geplante Steuerreform und der geplante steuerliche Grenzausgleich zur Abwehr ausländischer Waren scheint inzwischen auch gescheitert zu sein. Im Zusammenspiel mit dem zuletzt nochmal beschleunigten Personalchaos ging der US-Dollar deutlich auf Talfahrt. Auch wenn die Prognose von Währungsbewegungen aufgrund der vielen Einflussfaktoren schwierig ist, so orientieren sie sich mittelfristig doch grob an der Zinsdifferenz der betrachteten Länder. Steigt das Zinsniveau in einem Land relativ zum anderen an, dann sollte die Währung des zinsbevorteilten Landes zur Aufwertung tendieren. Eine deutliche Änderung der Zinsdifferenz zwischen Europa und den USA ist allerdings trotz gegenläufiger Zinspolitik der Notenbanken nicht in Sicht. Und trotzdem erhält man inzwischen bereits 1,18 USD für einen Euro, was einer diesjährigen Dollarabwertung von gut 12% entspricht. Ein Großteil der Abwertung ist demnach wohl auf die beschriebene erfolglose Präsidentschaft Trumps zurückzuführen. 

Aktien und Renten ignorieren das Trump-Chaos

Grundsätzlich sollte sich eine starke Wechselkursbewegung auch auf die Aktienmärkte auswirken. So erzielen die im amerikanischen S&P500 Index gelisteten Unternehmen ein Drittel ihrer Umsätze im Ausland. Wenn die Auslandswährungen dann aufwerten, werden die ausländischen Erträge in den in US-Dollar erstellten Bilanzen der Unternehmen mehr Wert und sollten per Definition die Ergebnisentwicklung der Unternehmen unterstützen. Umgekehrt würde europäischen Unternehmen eher Gegenwind vom Wechselkurs entgegen wehen. Da verwundert es nicht, dass diese eine solche Gefahr in der aktuellen Berichtssaison bereits häufiger thematisiert haben. Jedoch hält sich die Wechselkursbewegung noch im Rahmen. Sollte sich die US-Dollar Abwertung aber beschleunigen, so müssten wir diesem Fakt mehr Aufmerksamkeit schenken. Noch aber orientieren sich die Aktienmärkte an den guten Ergebnissen der aktuellen Berichtssaison und an den weiter steigenden Gewinnschätzungen für die nächsten Quartale. Dabei ist auffällig, dass insbesondere die US-Unternehmen in diesem Jahr mit deutlichen Kurssteigerungen aufwarten können, obwohl die Trump’schen Steuerreformpläne auf Eis liegen. Zur Erklärung hilft ein Blick auf die Entwicklung vor der Präsidentschaftswahl. Denn auch dort zeigten die US-Unternehmen eine erfreuliche Gewinn- und Margenentwicklung. Und somit ist der aktuelle Höhenflug der dortigen Aktien nur eine Fortsetzung der vor-Trump Entwicklung. D.h. die fehlende Steuerreform hat keinen zusätzlichen Schub entfaltet, aber im Umfeld einer soliden weltwirtschaftlichen Entwicklung kann auch eine Trump-Regierung den unterliegenden Gewinntrend nicht aufhalten. Ähnlich verhält es sich auch an den Rentenmärkten. Diese werden dies und jenseits des Atlantiks weiter hauptsächlich durch die Notenbankpolitik dominiert. Hier ist interessant, wie die US-Notenbank Fed auf die innenpolitische Unruhe und den schwachen US-Dollar reagieren wird. Immerhin könnte ein schwächerer US-Dollar mittelbar über teurere Importe die Inflation unterstützen und der Fed den benötigten Spielraum für eine Rückführung ihrer Bilanz verschaffen. Gleichzeitig stehen die USA erneut vor Erreichen ihres Schuldenlimits und müssen das Budget für 2018 verabschieden. Unter Obama hatte die Uneinigkeit der Parteien über eine Ausweitung des Schuldenlimits zum sog. „Government Shutdown“ geführt und für einige Unruhe am Markt gesorgt. Da Fed-Präsidentin Yellen zuletzt häufiger auf solche Risikofaktoren mit der Verschiebung von Entscheidungen reagiert hat, ist es also durchaus möglich, dass die Rückführung der Bilanz doch noch etwas nach hinten verschoben wird. In diesem Umfeld werden die Renditen der US-Staatsanleihen je nach Nachricht diesbezüglich schwanken. Die EZB bereitet den Markt hingegen auf ein sehr sehr vorsichtiges Vorgehen bei der Rückführung ihrer Anleihenkäufe vor. Somit bleiben die Renditen niedrig und reagieren ihrerseits nur tagesabhängig auf einzelne Nachrichten.

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