Dow Jones knackte die psychologisch wichtige Marke von 20.000 Punkten.

Konjunktur: Chancen und Risiken Trump’scher Wirtschaftspolitik

Aktien: US-Unternehmen bleiben interessant

Renten: Anstieg der Zinsen bietet Opportunitäten

 

Autor: Johannes Flieckenschildt
Finanzmarkt aktuell per 3. Februar 2017
Johannes Flieckenschildt, Portfoliomanager

Johannes Flieckenschildt

Wohin geht die Reise unter US-Präsident Donald Trump? Die Antwort auf diese Frage kann an einem wichtigen amerikanischen Aktienindex veranschaulicht werden. Der Dow Jones knackte Anfang letzter Woche die psychologisch wichtige Marke von 20.000 Punkten. Die positive Entwicklung des Indexes seit der US-Wahl hängt vor allem mit den Ankündigungen Trumps zusammen, den Binnenmarkt zu stärken. Die Pläne reichen von Abbau der Bürokratie über Infrastrukturprogramme bis hin zu einer umfassenden Steuerreform. Das wird von den Investoren positiv aufgenommen. An dieser Stelle aber die Beantwortung der Eingangsfrage zu stoppen, wäre zu kurz gegriffen. Denn Anfang dieser Woche wurden alle Reiter der „Trump-Welle“ erneut auf die Risiken aufmerksam gemacht – der Dow Jones tauchte wieder unter die 20.000er-Marke ab. Grund war eine Anordnung des US-Präsidenten, die Einreise bestimmter ausländischer Staatsbürger zu beschränken. Das lenkte den Fokus der Märkte wieder auf den Teil der Wahlversprechen Trumps, die nicht zu den wirtschaftsfreundlichen zählen. Dazu gehören bspw. die angekündigten protektionistischen Maßnahmen, die u. a. große US-Konzerne, die ihr Geld mit Importen in die USA verdienen, treffen würden. Daneben wäre aber auch China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, deren Exportanteil in die USA knapp 30% ausmacht, betroffen – ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für das Schwellenland. Denn dort hat sich das Wachstum seit der globalen Finanzkrise stetig verlangsamt und sich mittlerweile zwischen sechs und sieben Prozent eingependelt. Dieses Niveau ist zwar für westliche Maßstäbe hoch, konnte aber nur durch massiv angestiegene Schuldenniveaus gehalten werden. Vor diesem Hintergrund würde ein Handelskrieg mit den USA der „gehebelten“ chinesischen Wirtschaft deutlichen Schaden zufügen und dadurch auch dem weltwirtschaftlichen Wachstum einen Schuss vor den Bug geben.

Für unsere Portfolioaufstellung leiten wir daraus aktuell eine konservative Gewichtung der Schwellenländeraktien und ein Übergewicht für US-Aktien ab. Denn das Trump’sche „America First“-Prinzip sollte zunächst vor allem USUnternehmen nutzen. Diese Positionierung wird zusätzlich durch gute Gewinnentwicklung und steigende Margen der US-Unternehmen interessant. Innerhalb der Vielzahl von US-Unternehmen favorisieren wir vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen, da diese häufig auf den Binnenmarkt fokussiert sind und sich mehr noch als die multinationalen Konzerne über Steuerentlastungen freuen könnten. Außerdem erwarten wir, dass der US-Mittelstand auch der Empfänger eines Großteils der Staatsaufträge für Infrastrukturprojekte sein könnte. Aus Sicht eines deutschen Investors kommt noch die positive Aussicht für den US-Dollar hinzu, der maßgeblich von den steigenden US-Zinsen abhängt. Hier erwarten wir, dass die amerikanische Zentralbank Fed in diesem Jahr weiter an der Zinsschraube drehen wird. Konkret halten wir zwei bis vier Leitzinserhöhungen für realistisch. Nichtsdestotrotz bleiben wir aufgrund der oben genannten Risiken aufmerksam für jenen Punkt, an dem die negativen Folgen der protektionistischen Maßnahmen die positiven Folgen der fiskalischen Stimuli übersteigen. Für uns wäre dies das entscheidende Signal, um das Übergewicht in den USA wieder zurückzufahren.

Mit Blick auf die Rentenmärkte in Übersee und in Europa kann man sich der „Trump-Welle“ gleichermaßen nicht entziehen. Positive Konjunkturerwartungen haben die Inflationserwartungen in den USA, und, wenn auch schwächer, in Europa anziehen lassen. Die tatsächliche Inflation ist bereits hinterhergezogen. Ist das ein Paradigmenwechsel hin zu langfristig höherer Inflation und damit zu höheren Zinsniveaus? Aus unserer Sicht ist das zumindest für Europa grundsätzlich noch nicht der Fall, denn bei dem Inflationsanstieg lässt sich vieles auf die steigenden Energiepreise zurückführen. Dieser Sondereffekt sollte in den nächsten Monaten nachlassen und dadurch die Inflation in der Eurozone wieder sinken lassen. Das bedeutet aber auch, dass die aktuell gestiegenen Zinsen Chancen zum Einstieg in den Rentenmarkt bergen können. Denn wenn die Zinsen in Europa mit abnehmender Inflation im Verlauf der nächsten Monate wieder auf moderatere Niveaus zurückkommen, sollten die Anleihekurse wieder an Fahrt gewinnen. Die Europäische Zentralbank EZB macht jedenfalls derzeit keine Anstalten ihr Paradigma einer lockeren Geldpolitik in naher Zukunft zu überdenken und stützt dadurch ebenfalls die Kurse der Rentenpapiere. Auch wenn Donald Trump derzeit viel Einfluss auf die Märkte ausübt, die EZB wird er von diesem expansiven Kurs so schnell nicht abbringen, selbst wenn sein Wirtschaftsberater Peter Navarro jüngst die künstliche Stärke des Euros moniert hat.

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