Die Politik und die Notenbanken sind weiter die wichtigsten Impulsgeber an den internationalen Kapitalmärkten.

Volkswirtschaft: Notenbanken werden restriktiver

Renten: Schwankung bleibt hoch

Aktien: Amerikanische Aktien weniger attraktiv

 

Autor: Daniel Schär
Finanzmarkt aktuell per 2. Juni 2017
Daniel Schär, Direktor Leiter Portfoliomanagement

Daniel Schär

Die Politik und die Notenbanken sind weiter die wichtigsten Impulsgeber an den internationalen Kapitalmärkten. Wir haben historisch in unserer Publikation selten so häufig über Wahlen gesprochen wie in den vergangenen 12 Monaten. Der Blick nach vorn lässt Ähnliches erwarten. Vor fast einem Jahr stimmten die Briten für den BREXIT, und in der kommenden Woche wird erneut gewählt werden. Diesmal jedoch das Parlament. Premierministerin Theresa May hatte die Neuwahlen überraschend einberufen, um sich für die anstehenden Verhandlungen mit der EU ein starkes Mandat zu sichern. Der Coup scheint jedoch nicht aufzugehen, und gemäß Umfragen droht den Konservativen sogar der Verlust der absoluten Mehrheit. Das wäre bitter und schwächt die Verhandlungsposition gegenüber der Europäischen Union. In Italien könnten in diesem Herbst ebenfalls Neuwahlen anstehen. Die großen Parteien haben sich auf eine Reform des Wahlrechts geeinigt. Das könnte den Weg für Wahlen freimachen. Es droht jedoch Ungemach, da nach aktuellen Umfragen die eurokritische Fünf-Sterne-Bewegung als deutlicher Gewinner aus dem Urnengang hervorgehen wird. In den USA setzt Donald Trump weiter alles daran, in der Beliebtheitsskala noch tiefer zu rutschen. Der Einsatz eines Sonderermittlers zur Untersuchung seiner Russlandkontakte und der Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen sind die jüngsten Meilensteine. Auch auf Seiten der Notenbanken bleibt es spannend: Auf der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der nächsten Woche dürfte der Druck auf Notenbankpräsident Mario Draghi zunehmen. Weder die jüngst mit 1,4 Prozent gemeldete Inflationsrate für die Eurozone noch die aktuelle Wirtschaftsentwicklung lassen auf einen durchschlagen Erfolg des gigantischen Anleihekaufprogramms der EZB schließen. Unserer Meinung nach rückt die Zeit näher, über die Reduzierung der monatlichen Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen zu diskutieren. Die US-Notenbank wird im Juni sehr wahrscheinlich ihren Zinserhöhungspfad fortsetzten und die zweite Anhebung des Leitzinses in diesem Jahr beschließen. Wir erwarten in diesem Jahr noch einen weiteren Zinsschritt.

Den Rentenmärkten fällte es in dem derzeitigen Spannungsfeld schwer, einen klaren Trend zu etablieren. Geringe Inflationssorgen sind zwar positiv, andererseits sollten die möglicherweise geringeren Notenbankkäufe der EZB einen negativen Effekt haben. Folglich bleibt in unseren Augen die Schwankung der Anleihenkurse hoch. So mussten Anleger in 10-jährigen deutschen Staatspapieren in diesem Jahr mit Schwankungen von 2,3 Prozent leben.

Gerade für deutsche Anleger, die amerikanische Aktien halten, ist die Schwäche des US-Dollar unerfreulich, sinkt doch so der Wert der Anlagen in Euro gerechnet. Und selbst wenn man die Währungseffekte außer Acht lässt, sehen wir auf dem amerikanischen Aktienmarkt derzeit weniger Opportunitäten als in Europa und den Schwellenländern. Das hat auch mit den Bewertungen zu tun, die in den USA bereits auf hohen Niveaus sind. Anders ausgedrückt: Amerikanische Aktien sind derzeit teuer. „Teuer“ meint hier das Verhältnis von Aktienkurs zum erwarteten Gewinn. Schaut man den Gesamtmarkt in Europa an, ist der zwar auch nicht günstig bewertet, aber es finden sich hier einige interessante Titel, insbesondere innerhalb des deutschen Leitindexes DAX. Zudem mindert man bei Investitionen in den europäischen Aktienmarkt die Risiken, die vom Enttäuschungspotential der US-Regierung ausgehen. Gerade die Nachrichten rund um die Entlassung des FBI-Chefs James Comey und die Russlandkontakte des Trump-Wahlkampfteams dominieren derzeit die Schlagzeilen und sorgen immer wieder für Rückschläge am US-Aktienmarkt.

Die Aktienmärkte in den Schwellenländern bieten eine weitere interessante Alternative zum US-Markt. Dabei ist es aber ratsam, etwaige Minenfelder zu umschiffen. In China beispielsweise sehen wir, dass die Aktien auf dem Festland in den vergangenen Wochen enorm unter einer Welle von neuen Regularien gelitten haben, die die Behörden zur Eindämmung der Schattenbankenaktivitäten eingeführt haben. Hätte man vor einem Monat in die größten festlandchinesischen Aktien investiert, hätte man rund 5 Prozent Verlust gemacht. Dagegen hat der Aktienindex, der einen Großteil der Hongkonger Börse abbildet, gut 1,6 Prozent zugelegt. Grund für die Divergenz ist der Status Hongkongs als Sonderverwaltungszone, die relativ unabhängig von der strengen Regulierung auf dem chinesischen Festland ist.

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