Autor: Oliver Borgis
Oliver Borgis ist Leiter Vermögensverwaltung der Weberbank.
Seitdem die Zeit des maßvollen Dosierens in der Geldpolitik vorbei ist, ist die Skepsis an der Nachhaltigkeit des Vorgehens der Notenbanken gestiegen. Dass sie massiv Geld ins Finanzsystem pumpen, während sich die Staaten verschulden, schürt Sorgen vor einer Überschuldung und Inflationierung des globalen Wirtschaftssystems. Bereits während der Finanzkrise ab 2007 wurde der Goldpreis durch die Hoffnung angefacht, das eigene Vermögen vor einer Entwertung des Geldes schützen zu können, und das wiederholt sich in der Coronakrise. Während Notenbanken Gold in Form von Barren in mächtigen Tresoren lagern, sind bei Anlegern goldunterlegte Zertifikate, sogenannte ETCs, beliebt. Sie sind schnell handelbar, und falls man doch lieber effektives Gold haben möchte, kann man es teils sogar zu geringeren Ankaufsspesen in echtes Gold umtauschen als beim Direkterwerb.
Zurzeit fließen derart viele Gelder in diese Anlageform, dass deren Emittenten zeitweise die Hälfte der weltweiten Produktion aufkaufen mussten. Noch häufiger als die Prognoseexpertise vermeintlicher Goldgurus wird die vorhandene Weltgoldmenge überschätzt. Alles jemals geförderte Gold füllt gerade einmal drei olympische Schwimmbecken. Das Besondere am Gold ist aber nicht nur die geringe Gesamtmenge, sondern die Tatsache, dass der Goldbestand jährlich um nur circa 1,5 Prozent zunimmt und somit weitaus langsamer wächst als die Geldmenge rund um den Globus. Und es hat den praktischen Vorteil einer hohen Wertdichte. 10 000 Euro in Gold bringen rund 200 Gramm auf die Waage, der gleiche Wert in Silber macht sich mit 12 Kilogramm schon erheblich unbequemer unter dem Kopfkissen.
Allerdings hat Gold die Schwäche, zu extremen Übertreibungen zu neigen. Es notierte in der Vergangenheit für lange Phasen sehr weit oberhalb der Herstellungskosten. Das liegt daran, dass das Angebot bei steigender Nachfrage nicht angepasst wird. Obwohl immer tiefer gegraben wird, enthält das Gestein nur noch einen Bruchteil des Goldes im Vergleich zu früher. Eine Obergrenze für den Goldpreis lässt sich mithin nicht aus den Schürfkosten ableiten. Diese liegen derzeit bei den Hauptproduzenten um 1200 US-Dollar pro Unze.
Übertreibungen sind zudem noch schwerer zu diagnostizieren als bei Aktien. Gold erwirtschaftet keine Erträge, und man kann sich daher nicht anhand von Verfahren wie der Diskontierung erwarteter Gewinne oder einem Kurs-Gewinn-Verhältnis einem fairen Wert nähern. Über die Jahrzehnte hinweg kennt der Verlauf des Goldpreises mithin immer wieder Phasen, in denen er die Inflation weit überkompensiert – allerdings um den hohen Preis langer Verlustperioden. Der Goldpreis schwankt viel stärker als Aktienindizes und kann genau das Gegenteil von Wertsicherung bedeuten.
Das jüngste Beispiel ist kein Extremfall, sondern exemplarisch: Während der Finanzkrise stieg der Goldpreis von 2007 bis 2012 auf fast das Dreifache und halbierte sich anschließend nahezu wieder, als klar wurde, dass der erwartete Inflationsschub ausbleibt. Entscheidend ist also stets, dass man einsteigt, bevor die Angst vor einem Inflationsschub um sich greift. Ist die Inflationserwartung bereits hoch und klettert nicht weiter, bröckelt der Goldpreis oftmals schon wieder ab. Bei dieser Art der Impfung des Vermögens sollte man also nicht warten, bis die Inflation bereits da ist, und den Wirkstoff Gold als Anteil am Vermögen nicht zu hoch dosieren.
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