Warum fallen Aktien, deren Gewinnschätzungen weiter angehoben werden, ...

Defensive Aktien mit hoher Marktkapitalisierung sind Favoriten für 2019

Gedämpfter Ölpreis durch Überangebot 2019

Kurze Laufzeiten bleiben für Rentenanleger das Segment der Wahl

 

Autor: Jens Herdack
Finanzmarkt aktuell per 30. November 2018
Jens Herdack,  CEFA, CIIA, Portfoliomanager

Foto Jens Herdack

Warum fallen Aktien, deren Gewinnschätzungen weiter angehoben werden, und was haben die Konjunkturzyklen diesseits und jenseits des Atlantiks damit zu tun? Warum bricht der Ölpreis ein? Wie geht’s weiter für Rentenanleger? Lesen Sie unsere Antworten in der aktuellen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“.

Defensive Aktien mit hoher Marktkapitalisierung sind Favoriten für 2019

In der aktuellen Korrektur am Aktienmarkt ist zuletzt häufiger ein auf den ersten Blick unverständlich anmutendes Phänomen aufgetreten: Aktien, die gute Ergebnisse lieferten und für die die Analysten ihre Gewinnschätzungen sogar weiter anhoben, verzeichneten teils zweistellige Kursverluste. Bei der Ursachenforschung stößt man schnell auf eine derzeit von vielen Finanzmarktakteuren geführte Diskussion um den Konjunkturzyklus. So argumentieren viele Analysten, dass sich die USA nach nun fast 10 Jahren Aufschwung im konjunkturellen Spätzyklus befänden. Für die USA lässt sich diese Argumentation durchaus nachvollziehen, da ein Spätzyklus historisch durch steigende Zinsen und eine geringe, weiter fallende Arbeitslosigkeit begleitet war. Das zuletzt gemeldete Lohnwachstum von 3,1% wäre hingegen etwas höher zu erwarten gewesen. Aber ohnehin ist der Ansatz der Zyklustheorie – wie alle Modelle – nur ein Erklärungsversuch. Tatsache ist, dass wir in Europa immer noch mit den Folgen der Finanzkrise und damit höheren Arbeitslosenraten kämpfen. Eine erste Leitzinsanhebung der europäischen Notenbank (EZB) wird inzwischen erst für das zweite Halbjahr 2019 erwartet, und von Lohnkostendruck kann ebenfalls keine Rede sein. Zudem ist es in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, von einem „normalen“ Konjunkturzyklus zu sprechen. Denn durch den massiven Eingriff der Notenbanken nach der Finanzkrise verlief die Konjunktur nicht nach einem theoretischen Zyklus. Zudem ist es auch einmalig in der Geschichte der USA, dass ein Präsident inmitten einer ohnehin schon sehr gut laufenden wirtschaftlichen Phase den Markt durch Steuergeschenke zusätzlich befeuert. Insofern könnte der Zyklus sogar eine nochmalige Verlängerung erfahren haben. Trotzdem wird über die Spätzyklusfrage am Markt spekuliert. Und aus vergangenen spätzyklischen Phasen kann u.a. abgeleitet werden, dass sich die Präferenz der Anleger in einem solchen Umfeld den Aktien von Unternehmen mit größerer Marktkapitalisierung und defensiven Branchen zuwendet. Einen solchen Richtungswechsel haben die Anleger recht plötzlich eingeleitet, weshalb zum Teil auch Aktien deutliche Korrekturen zeigten, für die man es aufgrund ihrer Gewinnsituation nicht erwartet hätte. Losgelöst von der eher akademischen Frage, wo wir uns im Konjunkturzyklus nun genau befinden, halten wir es für durchaus angeraten, Chancen für das vor uns liegende Jahr eher im Segment der defensiven Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung zu suchen. Denn dass der Aktienmarkt auch 2019 weitere Chancen bietet, ist aus fundamentaler Sicht sehr wahrscheinlich. Für US-Aktien wird nach einem über 20%igen Wachstum 2018 auch für 2019 ein solides Wachstum von über 10% erwartet, und auch die Bewertungen haben sich in der jüngsten Korrektur deutlich abgebaut. Für europäische Aktien wird ein Gewinnwachstum im hohen einstelligen Bereich erwartet. Und auch bei den Schwellenländeraktien, die im aktuellen Umfeld am stärksten korrigiert haben, sind die Schätzungen positiv. Sollte der Handelskonflikt der USA mit China in den Hintergrund rücken, schätzen wir das Segment als durchaus aussichtsreich ein.

Gedämpfter Ölpreis durch Überangebot 2019

Auch in einem anderen Markt ist ein deutlicher Wechsel der Erwartungshaltung zu beobachten gewesen: Einem starken Anstieg des Brent-Ölpreises in Richtung der 90-US-Dollar-Marke folgte ein dramatischer Sturz auf unter 60 US-Dollar. Sind die Gründe ebenfalls in einer Spätzykluszyklusüberlegung zu finden, die über den Weg eines erwarteten geringeren globalen Wachstums zu einer geringeren Nachfrage führt? Nur teilweise. Die bedeutenden Energieagenturen änderten zwar ihre Nachfrage-, aber eben auch ihre Angebotsprognosen für 2019. Aus einer mit Blick auf scharfe Iransanktionen erwarteten knappen Versorgung des Ölmarktes wurde ein Szenario eines deutlichen Überangebotes. Denn hatten die USA zunächst drastische Maßnahmen gegen den Iran angekündigt, mit denen man die iranischen Ölexporte auf Null reduzieren wollte, folgten dann nur sehr gemäßigte Restriktionen mit Ausnahmeregelungen für die wichtigsten Abnehmerländer. Zusätzlich meldeten die USA stark steigende Lager in Folge einer rekordhohen Schieferölproduktion. Diese Gemengelage lässt für 2019 nun eher gemäßigte Ölpreise erwarten.

Kurze Laufzeiten bleiben für Rentenanleger das Segment der Wahl

Mit Blick auf die rückläufigen Anleihekäufe und die Wiederanlageaktivitäten der EZB wird eine natürliche Gleichgewichtsbildung am Rentenmarkt sehr wahrscheinlich auch 2019 nur bedingt möglich sein. Ihre Käufe dürften aufgrund der schieren Größe der EZB-Bilanz weiter dämpfend auf den Markt wirken. Tendenziell sollte die Diskussion um den Start von Zinserhöhungen aber zu einem leicht steigenden Renditeniveau führen. Dieser Umstand lässt Papiere mit kurzen Laufzeiten damit weiterhin angeraten erscheinen, um Kursrückgänge bei zwischenzeitlichen Zinsanstiegenzu begrenzen.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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