Autor: Dr. Martin Zurek
Finanzmarkt aktuell per 25. April 2025
Dr. Martin Zurek, Portfoliomanager
Analog zum launischen Aprilwetter vollzogen die Kapitalmärkte viele Stimmungswechsel – ausgelöst durch neue Zölle, Unsicherheit und politische Kehrtwenden. Nach anfangs kräftigen Kursverlusten sorgten Signale der Entspannung aus Washington für eine erste Erholung. In dieser Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“ analysieren wir die Entwicklung relevanter Anlageklassen und zeigen, wo sich Chancen eröffnen.
Zölle, Zweifel, Zickzackkurs
Die US-Zollpolitik zeigt sich zunehmend chaotisch und unberechenbar. Am sogenannten „Liberation Day“ verkündete die US-Regierung überraschend umfassende Zölle auf nahezu alle Importe, was umgehend zu erheblichen Turbulenzen an den Finanzmärkten führte. Unter dem Druck der Reaktionen setzte die Regierung wenige Tage später die Maßnahmen für 90 Tage aus, allerdings nur für ausgewählte Partner wie die Europäische Union. Für China hingegen wurden die Zölle auf bis zu 145 Prozent erhöht. Zwar erklärte die Zollbehörde, zentrale Elektronikprodukte wie Smartphones, Laptops und Speicherchips seien vorerst ausgenommen, doch auch diese Entscheidung wurde kurz darauf wieder eingeschränkt. Dieses ständige Wechselspiel aus Ankündigungen, Ausnahmen und Rücknahmen erschüttert das Vertrauen der Märkte in die wirtschaftspolitische Verlässlichkeit der Vereinigten Staaten. Auffällig war, dass nicht nur US-Aktien unter Druck gerieten, sondern auch Staatsanleihen und der US-Dollar gleichzeitig nachgaben. Eine solche Entwicklung ist selten. In unsicheren Zeiten gelten US-Staatspapiere und die Landeswährung normalerweise als sichere Rückzugsorte. Dass auch diese Segmente verkauft wurden, zeigt die Tiefe des Vertrauensverlusts. Für zusätzliche Unruhe sorgten Trumps öffentliche Angriffe auf den Notenbank-Chef Jerome Powell. In den sozialen Medien hatte er dessen Verbleib im Amt infrage gestellt und eine sofortige Zinssenkung gefordert. Inzwischen hat Trump jedoch zurückgerudert und erklärt, er habe nicht die Absicht, Powell zu entlassen. Diese Kehrtwende sorgte für spürbare Erleichterung an den Märkten. Aktien, Anleihen und der Dollar stabilisierten sich. Auch im Handelskonflikt mit China signalisierte Trump Gesprächsbereitschaft und kündigte an, dass die finalen Zölle deutlich unter dem bislang kommunizierten Niveau liegen könnten. Diese Entwicklungen zeigen, wie sehr politische Kommunikation die Märkte derzeit beeinflusst. Es geht längst nicht mehr nur um Handelspolitik, sondern um das Vertrauen in die wirtschaftliche Führungsfähigkeit der Vereinigten Staaten. Die USA haben in der Vergangenheit im Durchschnitt ca. 1,5 Jahre bis zum Abschluss eines Handelsabkommens benötigt. Nun müssen Abkommen mit 90 Ländern gleichzeitig verhandelt werden. Es bleibt abzuwarten, wie realistisch diesmal schnellere Ergebnisse zu erzielen sind.
Börsen zwischen Unsicherheit und Chancensuche
In der zweiten Aprilhälfte folgte nach dem Ausverkauf an den Aktienmärkten eine gewisse Beruhigung. Erste Zeichen der Entspannung im Handelskonflikt führten zu kräftigen Erholungen an den Börsen. Der amerikanische S&P 500 Index verzeichnete mit einem Tagesanstieg von ca. 10 Prozent sogar den drittbesten Tag der vergangenen 75 Jahre. Dennoch sind die bisherigen Verluste noch nicht wettgemacht. Die meisten wichtigen Aktienindizes liegen im Jahresvergleich weiterhin klar im Minus. Die Schwankungsbreite bleibt hoch, und viele Investoren agieren vorsichtig, da unklar ist, wie es im Handelsstreit weitergeht und welche Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne noch zu erwarten sind. Wir teilen die Einschätzung, dass sich die Aktienmärkte vorerst unter hohen Schwankungen seitwärts bewegen dürften, bis mehr Klarheit über den weiteren Konjunkturverlauf besteht. Angesichts der erwarteten Konjunkturabkühlung sowohl in den USA, als auch in Europa, rechnen wir mit einer spürbaren Abschwächung des Gewinnwachstums vieler Unternehmen. Eine rasche Rückkehr zu den alten Höchstständen an den Aktienmärkten erscheint daher unwahrscheinlich. In diesem Umfeld dürften zahlreiche Firmen ihre Prognosen nach unten korrigieren und ihre Kostenpläne überarbeiten. Das könnte die Stimmung an den Börsen weiter belasten. Trotz der angespannten Lage sehen wir gezielte Chancen für langfristig orientierte Investoren. Die jüngste Abkühlung der Aktienmärkte hat überzogene Bewertungen etwas korrigiert und eröffnet Spielraum für selektive Zukäufe. Wir achten besonders auf solide Geschäftsmodelle und stabile Bilanzen. Anstatt breit aufzustocken, bevorzugen wir ein sorgfältiges Vorgehen mit Fokus auf Qualität und Werthaltigkeit. Eine breit aufgestellte Portfoliostruktur bleibt dabei ebenso entscheidend wie ein diszipliniertes Risikomanagement.
Achterbahnfahrt am Rentenmarkt
In den vergangenen zwei Wochen glich der Rentenmarkt einer Achterbahnfahrt. Besonders in Phasen zunehmender Konjunktursorgen suchen Investoren traditionell Schutz in sicheren Häfen wie Staatsanleihen. Das führt in der Regel dazu, dass deren Renditen deutlich sinken. So war es zunächst auch Anfang April nach den Zollankündigungen zu beobachten. In besonders schwankungsintensiven Marktphasen kann jedoch ein sogenannter „Dash for Cash“ einsetzen. Dabei liquidieren Marktteilnehmer selbst sichere Anlagen, um ihre Liquidität sicherzustellen. Dies führte zwischenzeitlich paradoxerweise zu einem kräftigen Anstieg der Renditen, obwohl sich die wirtschaftlichen Aussichten weiter verschlechterten. Bemerkenswert war zudem die unterschiedliche Entwicklung auf beiden Seiten des Atlantiks. Deutsche Bundesanleihen wurden als ultimativer sicherer Hafen stark nachgefragt und konnten sich teilweise von der Entwicklung der US-Staatsanleihen abkoppeln. Diese gerieten stärker unter Druck. In den USA belasteten nicht nur Konjunktursorgen, sondern auch die anhaltend hohe Inflation und Zweifel an der Tragfähigkeit der Staatsfinanzen das Vertrauen der Anleger. Besonders bei langlaufenden Papieren führte das zu einem deutlichen Anstieg der Renditen, der entgegen der üblichen Marktreaktion verlief. Bei Bundesanleihen hingegen spiegelten sich die Konjunktursorgen in rückläufigen Renditen wider. Dieser Trend hat sich im Verlauf des vergangenen Monats deutlich gezeigt und dürfte sich unserer Einschätzung nach weiter fortsetzen. Die Risikoprämien bei Unternehmensanleihen hatten sich zwischenzeitlich zwar ausgeweitet, befinden sich mittlerweile allerdings wieder auf deutlich niedrigeren Niveaus, die aus unserer Sicht die Risiken nicht adäquat vergüten. Wir bevorzugen daher weiterhin eine defensivere Positionierung mit Fokus auf kurze bis mittlere Laufzeiten und Emittenten mit hoher Bilanzqualität.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
Wir verwenden Cookies, die unbedingt erforderlich sind, um Ihnen unsere Website zur Verfügung zu stellen. Wenn Sie Ihre Zustimmung erteilen, verwenden wir zusätzliche Cookies, um zum Zwecke der Statistik (z.B. Reichweitenmessung) und des Marketings (wie z.B. Anzeige personalisierter Inhalte) Informationen zu Ihrer Nutzung unserer Website zu verarbeiten. Hierzu erhalten wir teilweise von Google weitere Daten. Weiterhin ordnen wir Besucher über Cookies bestimmten Zielgruppen zu und übermitteln diese für Werbekampagnen an Google. Detaillierte Informationen zu diesen Cookies finden Sie in unserer Erklärung zum Datenschutz. Ihre Zustimmung ist freiwillig und für die Nutzung der Website nicht notwendig. Durch Klick auf „Einstellungen anpassen“, können Sie im Einzelnen bestimmen, welche zusätzlichen Cookies wir auf der Grundlage Ihrer Zustimmung verwenden dürfen. Sie können auch allen zusätzlichen Cookies gleichzeitig zustimmen, indem Sie auf “Zustimmen“ klicken. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit über den Link „Cookie-Einstellungen anpassen“ unten auf jeder Seite widerrufen oder Ihre Cookie-Einstellungen dort ändern. Klicken Sie auf „Ablehnen“, werden keine zusätzlichen Cookies gesetzt.