Autor: Marthel Edouard
Finanzmarkt aktuell per 24. Mai 2024
Marthel Edouard, Portfoliomanager
In Europa kommt das Wachstum langsam zurück, und die Leitzinswende steht kurz bevor. Derweil verdienen die Unternehmen prächtig. Eine Einordnung der aktuellen Situation an den Kapitalmärkten lesen Sie in dieser Ausgabe von Finanzmarkt aktuell.
In Europa stehen die Zeichen auf Wachstumserholung und auf sinkende Leitzinsen
Die Wiederbelebung der europäischen Wirtschaft setzte sich im Mai fort. Ein vielbeachteter Einkaufsmanagerindex für den Euroraum – der die Stimmung unter den Verantwortlichen im Einkauf der Unternehmen misst – konnte den siebten Monat in Folge zulegen. Zuvor hatten schon die Daten zum Wirtschaftswachstum im ersten Quartal dieses Jahres mit einem Wert von +0,3 Prozent positiv überrascht. Selbst in Deutschland ging es endlich wieder leicht um +0,2 Prozent aufwärts. Zwar deutet weiterhin wenig auf einen starken Anstieg der europäischen Wirtschaftsleistung hin, aber zumindest das Konjunkturtief des Winterhalbjahres sollte nun durchschritten sein. Mit Spannung blickten Volkswirte und Investoren in den letzten Tagen auch auf die Veröffentlichung der jüngsten Inflationsdaten; erhoffte man sich von diesen doch mehr Klarheit darüber, wann die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-amerikanische Fed mit ihren Leitzinssenkungen beginnen würden. In der Eurozone stiegen die Verbraucherpreise im Februar um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit liegt die Teuerungsrate mittlerweile in komfortabler Reichweite des Inflationsziels der EZB von 2%. Kein Wunder also, dass EZB-Präsidentin Lagarde vor ein paar Tagen bekräftigte, man hätte die Inflation unter Kontrolle. Somit ist klar: Die EZB wird wie erwartet bei ihrer nächsten Sitzung am 6. Juni die Leitzinswende einleiten und den Referenzsatz von 4,5% auf voraussichtlich 4,25% reduzieren. Doch schon stellt sich die Frage, wie schnell weitere Zinsschritte folgen werden. Hierfür spielen die Entwicklung der Löhne und Gehälter und die daraus resultierende Gefahr von Zwei- und Drittrundeneffekten eine große Rolle. Eine zweite Zinssenkung bereits im Juli – wie von einigen Investoren erwartet – halten wir für unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte die EZB über den Sommer weitere Daten abwarten, um anschließend im September einen zweiten Zinsschritt in Erwägung zu ziehen. Die europäischen Währungshüter werden dabei sicherlich auch die Geldpolitik der US-Notenbank Fed im Blick behalten, um sich nicht zu stark davon abzukoppeln. In den USA rückt die Leitzinswende unser Meinung nach zwar auch näher; sie dürfte aufgrund der immer noch hohen Inflation von zuletzt 3,4 Prozent aber wohl frühestens im September beginnen.
Zinsen am Rentenmarkt sichern, bevor sie wieder fallen
Investorinnen und Investoren am Rentenmarkt haben in diesem Jahr bislang das Nachsehen. Die Renditen der richtungsweisenden 10-jährigen Staatsanleihen aus Deutschland und den USA sind in den letzten Wochen kontinuierlich gestiegen und liegen rund 0,6%-Punkte höher als noch zu Jahresbeginn. Die sich gegenläufig entwickelnden Anleihekurse verzeichneten dementsprechend deutliche Kursabschläge. Rentenpapiere mit kürzeren Laufzeiten und mit Renditeaufschlägen, welche vor allem im Segment der Unternehmensanleihen zu finden sind, konnten sich vergleichsweise gut behaupten. Für die kommenden Monate erwarten wir ein freundliches Bild am Rentenmarkt. Die Aussicht auf Zinssenkungen diesseits und jenseits des Atlantiks dürfte die Gemüter an den Anleihemärkten beruhigen und den Renditeanstieg nachhaltig bremsen. Deshalb sollten sich Anlegerinnen und Anleger unserer Ansicht nach die aktuell attraktiven Renditeniveaus am Rentenmarkt durch den Kauf von Anleihen mit mittleren Laufzeiten von bis zu 10 Jahren sichern. Die von uns erwartete Konjunkturerholung sollte zudem für eine stabile Nachfrage nach Anleihen mit Renditeaufschlägen sorgen. In diesem Segment halten wir vor allem europäische Unternehmensanleihen mit guter bis sehr guter Bonität und mittleren Laufzeiten für aussichtsreich.
Aktienmarkt – von schwarzen Zahlen und guten Aussichten
Die Aktienmärkte scheint derzeit wenig aufhalten zu können. Die Kursschwäche europäischer und US-amerikanischer Aktien im April ist aus heutiger Sicht als kurze Verschnaufpause in der seit nunmehr sieben Monaten andauernden Kursrallye zu werten. Es gibt derzeit aber auch in der Tat viel Positives über Aktien zu berichten: Neben den verbesserten Konjunkturdaten aus Europa und den attraktiven Dividendenausschüttungen der letzten Wochen sind dies vor allem die starken Ergebnisse der Unternehmensberichtssaison für das erste Quartal 2024. In den USA und in Europa konnten rund 70% der Unternehmen die Erwartungen der Analysten an das Gewinnwachstum zum Teil deutlich übertreffen. Bemerkenswert hierbei ist auch, dass die überraschend gute Gewinnentwicklung nicht auf einzelne Unternehmen oder Branchen beschränkt war, sondern in der Breite der Unternehmen überzeugte. Das aktuelle Marktumfeld einer verbesserten Konjunktur, eines starken Arbeitsmarktes und eines nachlassenden Kostendrucks bei den Unternehmen erweist sich als kraftvoller Motor der Gewinnentwicklung. Und: Die Aussichten sind kaum schlechter, weil wichtige Konjunkturindikatoren nach oben deuten und die kommenden Zinssenkungen der Zentralbanken die Wirtschaft und die Verbraucher entlasten dürften. Kein Wunder also, dass für das Jahr 2024 mit einem Zuwachs der Unternehmensgewinne von 9,5 Prozent in den USA und 3,6 Prozent in Europa gerechnet wird. Auch deshalb halten wir an unserer mittelfristig positiven Einschätzung für die Aktienmärkte fest. Die Risiken für die Kursentwicklung sollten Anlegerinnen und Anlegern aber nicht ausblenden: So könnten die zahlreichen geopolitischen Krisen und auch der wieder aufflammende Handelskonflikt zwischen den USA und China kurzfristig für Verstimmung sorgen.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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