Vom „perfekten Sturm“ zur „Sommerbrise“

Weichenstellung beim Notenbanker-Treffen in Jackson Hole?
Attraktivität von Unternehmensanleihen weiter hoch

 

Autor: Dr. Martin Zurek
Finanzmarkt aktuell per 23. August 2024
Dr. Martin Zurek, Portfoliomanager

Dr. Martin Zurek

Die heftigen Turbulenzen an den Aktienmärkten, die Anfang des Monats zu erheblichen Kursrückgängen führten, haben sich erstaunlich schnell beruhigt, und die Märkte konnten einen Großteil ihrer Verluste wieder aufholen. In der heutigen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“ beleuchten wir die Hintergründe dieser Entwicklung und geben Ihnen eine Einschätzung zur aktuellen Marktlage.

Vom „perfekten Sturm“ zur „Sommerbrise“

Nach dem starken Ausverkauf an den Aktienmärkten Anfang August, welcher insbesondere durch schwache US-Arbeitsmarktdaten ausgelöst wurde, erholten sich die Märkte überraschend schnell. Der S&P 500 legte eine sieben Tage andauernde Gewinnserie hin und zog laut einer Analyse der Bank of America Zuflüsse in Höhe von 5,5 Milliarden Dollar an. Diese Entwicklung half, einen Großteil der zuvor erlittenen Kursrückgänge aufzuholen. Auch der stark in Mittleidenschaft gezogene japanische Aktienmarkt, der in der ersten Augustwoche einen historischen Einbruch von 20 Prozent innerhalb von nur drei Handelstagen verzeichnet hatte, konnte sich erholen. Viele Anleger haben ihre spekulativen Yen-Carry-Trade-Positionen abgebaut. Diese Strategie basiert auf der Aufnahme von Krediten in Yen zu niedrigen Zinsen, um in höher verzinste Anlagen zu investieren. Der Rückgang dieser Positionen deutet darauf hin, dass das damit verbundene Risiko deutlich reduziert wurde. Trotz der jüngsten Erholung bleiben die Märkte jedoch in unseren Augen anfällig. Geopolitische Risiken wie die Spannungen zwischen den USA und China, der Krieg in der Ukraine sowie die Instabilität im Nahen Osten könnten weiterhin Druck auf die Finanzmärkte ausüben. Zudem bleibt die Zinspolitik der US-Notenbank ein entscheidender Unsicherheitsfaktor.

Weichenstellung beim Notenbanker-Treffen in Jackson Hole?

Die aktuelle Erholung der Aktienmärkte ist auch stark auf die Erwartungen der Investoren zurückzuführen, dass die US-Notenbank (Fed) im September eine Lockerung ihrer Geldpolitik einleiten könnte. In diesem Zusammenhang kommt der jährlich stattfindenden Konferenz der Notenbanker im amerikanischen Jackson Hole eine besondere Bedeutung zu. Während die Rede des Fed-Vorsitzenden bei diesem Treffen oft nur begrenzte Marktauswirkungen hat, könnte sie in diesem Jahr, in dem ein möglicher Richtungswechsel der Geldpolitik im Raum steht, eine entscheidende Rolle spielen. Im herausfordernden Jahr 2022, in dem die Inflation aus dem Ruder lief, lief es beispielsweise so. Damals nutzte Jerome Powell das Forum von Jackson Hole, um die Notwendigkeit einer straffen Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation zu betonen. Dies führte unmittelbar zu einem drastischen Kursrückgang an den Aktienmärkten. Auch in diesem Jahr, in dem noch drei Sitzungen mit möglichen Zinsentscheiden der Fed bevorstehen, blicken die Investoren gespannt auf Powells Rede. Befeuert durch die jüngsten Schwächesignale am US-Arbeitsmarkt besteht bei vielen Marktteilnehmern die Hoffnung, dass die Zinsen mehrmals gesenkt werden. Doch ob und wie schnell diese erfolgen könnten, bleibt unsicher und stellt ein erhebliches Risiko für die Märkte dar. Aktuell ist eine schnelle Lockerung der Geldpolitik bereits in den Kursen eingepreist. Sollte Powell jedoch signalisieren, dass die Zinssenkungen langsamer oder geringer ausfallen als erhofft, drohen erneut Kursverluste. Wir erwarten weiterhin zwei Zinssenkungen der US-Notenbank bis zum Jahresende und sind damit etwas skeptischer bezüglich der Zinsfantasie als die Mehrheit der Marktteilnehmer.

Attraktivität von Unternehmensanleihen weiter hoch

Wer im Oktober letzten Jahres Anleihen gekauft hat, als die Renditen von 10-jährigen US-Staatsanleihen bei 5 Prozent lagen, kann sich bei aktuellen Renditen von um die 3,8 Prozent über beachtliche Kursgewinne freuen. Der Rückgang der Renditen ist darauf zurückzuführen, dass Marktteilnehmer mit Zinssenkungen rechnen. Gleiches gilt auch für Bundesanleihen, die im laufenden Quartal deutliche Renditerückgänge und somit Kursgewinne realisieren konnten. Wir bevorzugen aktuell allerdings Unternehmensanleihen mit hoher Bonität. Diese werden weiterhin gestützt von positiven Gewinnentwicklungen bei gleichzeitig moderatem Verschuldungsprofil. Zusätzlich ist die Rendite auf historisch überdurchschnittlichem Niveau und bieten aus unserer Sicht, insbesondere bei mittleren bis längeren Laufzeiten, attraktive Investitionschancen.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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