Stimmung an den Aktienbörsen zwiegespalten

Deutschland tritt auf der Stelle

Richtungssuche bei Staatsanleihen

Stimmung an den Aktienbörsen zwiegespalten

 

 

Autor: Dr. Max Hanisch
Finanzmarkt aktuell per 22. November 2024
Dr. Max Hanisch, Portfoliomanager

Foto Dr. Max Hanisch

Nach dem überraschendem Ampel-Aus könnte die deutsche Konjunktur nach vier Jahren Stillstand endlich vor einem Neustart stehen. Für Ungewissheit sorgt allerdings neben hausgemachten Problemen die künftige Ausrichtung der US-Handelspolitik. Wie die Märkte die aktuelle Gemengelage einordnen, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“:

Deutschland tritt auf der Stelle

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt konnte im dritten Quartal überraschend um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal wachsen – allerdings nur, weil man sich im Quartal davor verschätzt und die Wachstumsrate auf -0,3 Prozent herunterrevidiert hatte. Mit anderen Worten: Die Hürde, die es zu nehmen galt, lag niedriger, und die Meldung zum dritten Quartal war weniger positiv als sie erscheint. Im Gesamtjahr 2024 dürfte die deutsche Volkswirtschaft zum zweiten Mal in Folge schrumpfen. Es wäre erst das zweite Mal seit der Wiedervereinigung. Seit der Corona-Pandemie ist die deutsche Wirtschaft in Summe quasi nicht gewachsen, während sich die USA, aber auch viele Euronachbarländer, in der gleichen Zeit deutlich besser entwickeln konnten. Zurückhaltender Konsum, ausbleibende Investitionen – die Liste an Ursachen ist lang. Die politische Unsicherheit in Folge des Auseinanderbrechens der Ampel-Koalition ist in diesem Zusammenhang ebenfalls keine Hilfe. Vor diesem Hintergrund ruht viel Hoffnung auf den kommenden Quartalen: Eine neue handlungsfähige Regierung könnte große Herausforderungen wie die Energiekrise oder eine Antwort auf die Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten angehen. Sinkende Inflationsraten und steigende Reallöhne sollten den Verbrauchern mehr Zuversicht zum Konsum verleihen. Dringend benötigte Investitionen in die (digitale) Infrastruktur oder Bildung könnten Deutschland wieder auf einen langfristigen Wachstumspfad verhelfen. Nach vier Jahren Stagnation ist es an der Zeit, sich diesen Aufgaben entschlossen zu stellen.

Richtungssuche bei Staatsanleihen

Die Renditen für Staatsanleihen suchen derzeit nach Orientierung. In den USA notieren die zehnjährigen Staatsanleihen nur noch knapp über dem Niveau von vor der Wahl vor zwei Wochen. In Deutschland ist die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen bereits wieder unter dieses Niveau gesunken. Zu unklar sind aktuell das Ausmaß und die möglichen Folgen der künftigen US-Handelspolitik. Wer muss wann mit Zöllen rechnen? In welcher Höhe? Ein exportoffenes Land wie Deutschland, dessen wichtigster Handelspartner zudem auch noch die USA sind, würde von solchen Zöllen zunächst natürlich empfindlich getroffen. Die große Zahl an Handelspartnern könnte es uns aber auch ermöglichen, recht schnell neue Handelswege zu etablieren. Dafür ist eine stabile politische Führung, die verlässliche Rahmenbedingungen garantiert, unabdingbar. Ein Grund mehr, hoffungsvoll auf die nähere Zukunft zu blicken. Eine klarere Sicht könnte dann auch den Anleihemärkten mehr Halt bieten. Bis dahin bevorzugen wir gut bewertete Titel mit hoher Bonität und Laufzeiten im Bereich von fünf Jahren.

Stimmung an den Aktienbörsen zwiegespalten

Aktienanleger – bekannt für ihren Optimismus – fokussieren sich derweil auf die möglichen positiven Folgen der US-Wahl. Dazu zählen neben Deregulierungsvorhaben vor allem angekündigte Steuersenkungen. Davon profitieren zunächst natürlich primär US-Unternehmen bzw. solche Unternehmen, die einen signifikanten Teil ihrer Umsätze dort erwirtschaften. Entsprechend fielen die Kursgewinne nach Bekanntwerden des Wahlausgangs in den USA überproportional hoch aus. Über allen anderen Unternehmen schwebt nun auch trotz Optimismus‘ die Ungewissheit, wie sie von der künftigen US-Politik betroffen sein werden. Entsprechend verhalten entwickelten sich seitdem die Aktienkurse im Rest der Welt. Der deutsche Aktienindex DAX, aber auch europaweite Indizes wie der Euro-STOXX 50 notierten zuletzt wieder unter ihren Ständen von Anfang November. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung wird uns noch bis ins nächste Jahr hinein begleiten. Bis dahin wird jede Aussage zur künftigen Ausrichtung der US-Politik auf globaler Ebene genauestens verfolgt und bewertet werden. Wir bleiben bei unserer Empfehlung, US-Aktien überzugewichten.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

i