USA: Anhaltende Kursrekorde

Europa wählt rechts

Schockmoment bei französischen Staatsanleihen

Anhaltende Kursrekorde in Übersee

 

Autor: Jens Herdack
Finanzmarkt aktuell per 21. Juni 2024
Jens Herdack,  CEFA, CIIA, Portfoliomanager

Foto Jens Herdack

Die zwei Wochen seit unserer letzten Ausgabe brachten so viele bedeutende Ereignisse mit sich, dass die Zeit wie im Flug verging. Das Spektrum reichte von Wahlen bis hin zu neuen Höchstständen an den US-Aktienmärkten. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse für die Finanzmärkte lesen Sie im heutigen „Finanzmarkt aktuell“:

Europa wählt rechts

Nachdem die Europäische Notenbank mit einem ersten Zinssenkungsschritt Fakten geschaffen hatte, schufen die Wähler der EU-Staaten ihrerseits eben solche und gaben den politisch rechts zu verortenden Parteien einen deutlich größeren Stimmenanteil, als den gemäßigten Parteien lieb war. Die AfD wurde mit 16,5 Prozent zweitstärkste Partei der deutschen Europawahl. Auch in anderen Ländern der Europäischen Gemeinschaft schnitten Rechtspopulisten und Nationalkonservative sehr stark ab. Für die Finanzmärkte am bedeutendsten war jedoch das starke Ergebnis des französischen Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen. Denn während das schwache Ergebnis der deutschen Regierungsparteien bislang zu keinen finanzmarktrelevanten Konsequenzen geführt hat, löste Emmanuel Macron das französische Parlament auf und rief Neuwahlen aus. Zum Monatsende wird es demnach eine erste Tendenz und mit der Stichwahl am 7. Juli dann Gewissheit darüber geben, ob der in Umfragen aussichtsreich positionierte Rassemblement National die Wahl für sich entscheiden kann.

Schockmoment bei französischen Staatsanleihen

Diese Gemengelage führt zu einiger Verunsicherung an den Märkten. Insbesondere französische Staatsanleihen wurden mit einem deutlichen Anstieg der Risikoprämien im Vergleich zu deutschen Staatspapieren bestraft. In der Spitze handelten beispielweise 10-jährige französische Staatsanleihen mit einem Renditeaufschlag von fast 0,8 Prozentpunkten gegenüber deutschen Bundesanleihen. Das ist der höchste Aufschlag seit der Euro-Schuldenkrise. Französische Aktien und insbesondere Bankaktien kamen ebenfalls stärker unter Druck. Schließlich halten diese einen gehörigen Anteil französischer Staatspapiere in ihren Portfolios. Neben dem Wahlprogramm des RN, welches im Vergleich zu früher etwas gemäßigter erscheint, gab es einen kleinen Fingerzeig, dass die populistisch rechte Partei in Regierungsverantwortung zu einer gewissen Realpolitik gezwungen sein dürfte. So sah sich Marine Le Pen vor dem Hintergrund der Ängste an den Finanzmärkten genötigt, ein Chaos bei den Institutionen nach einem möglichen Wahlsieg des RN auszuschließen und sogar eine konstruktive Zusammenarbeit mit Emmanuel Macron in Aussicht zu stellen. Wir denken deshalb, dass die Reaktion der Finanzmärkte etwas übertrieben war und sich die Wogen hier in ähnlichem Maße wieder glätten sollten, wie sie es auch nach dem Rechtsruck in Italien im Jahr 2022 getan haben.

Anhaltende Kursrekorde in Übersee

Jenseits des Atlantiks ging die Party an den Aktienmärkten hingegen ungehindert weiter. Der US-Aktienindex S&P 500 konnte in diesem Jahr bereits über 30-mal ein neues Allzeithoch erklimmen. Die sogenannten Magnificent 7 (eine Zusammenstellung von marktdominierenden US-Technologieunternehmen) erreichten mit rund 32 Prozent beim Anteil ihrer Marktkapitalisierung am S&P 500 Index ein Allzeithoch. Das sind nochmal 12 Prozentpunkte mehr als Anfang 2023. Damit hat sich ihr Indexgewicht in nur vier Jahren verdoppelt, und die Konzentration der Spitzenwerte im S&P 500 Index hat weiter zugenommen. Die größten drei Aktien sind nun jeweils über 3 Billionen US-Dollar wert. Europäische Aktienindizes hatten hingegen eine harte Woche nach der Europawahl. Dabei drifteten die Kurse des S&P-500-Index und des MSCI-EMU-Index, der Aktien aus Staaten der Eurozone enthält, um ca. 6 Prozent auseinander. Belastend war auch, dass die EU am 12. Juni Sonderzölle für chinesische Elektroauto-Exporte nach Europa ankündigte. Gegenmaßnahmen von China werden nicht lange auf sich warten lassen. Es bleibt also spannend für Europas Aktienmarkt. Wir haben in diesem Zusammenhang die Abhängigkeiten der Autobauer in unseren Portfolios analysiert und diese durch Umschichtungen resilienter gegenüber chinesischen Maßnahmen aufgestellt. Auch in den USA ist in unseren Augen eine zwischenzeitliche Konsolidierung nach den starken Kursanstiegen insbesondere der Technologiewerte nicht unwahrscheinlich. Eine Überprüfung des Portfolios auf ein zu großes Gewicht in diesem Sektor ist in unseren Augen empfehlenswert.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

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Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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