Autor: Jens Herdack
Finanzmarkt aktuell per 20. Dezember 2024
Jens Herdack, CEFA, CIIA, Portfoliomanager
Ein aufregendes Kapitalmarktjahr liegt hinter uns, und eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, den Duft von gebrannten Mandeln auf den Weihnachtsmärkten und die friedvolle Stimmung im festlich geschmückten Heim zu genießen. Doch so recht lassen uns die Kapitalmärkte noch nicht die Weihnachtsstimmung genießen. Welche für den Finanzmarkt essenziellen Themen noch kurz vor Jahresende unsere Aufmerksamkeit erhaschen wollen, das erfahren Sie in unserer Jahresendausgabe von Finanzmarkt aktuell:
„Wenn Trump in Europa anruft, ist grad niemand da …“
Man könnte die aktuelle Kluft zwischen Europa und den USA wohl nicht treffender beschreiben als mit den jüngsten Entwicklungen: Während Donald Trump noch vor dem offiziellen Start seiner Präsidentschaft durch unablässige Aktivität auffällt, verharrt Europa im Stillstand. So präsentierte sich der designierte US-Präsident in dieser Woche stolz mit dem Chef von Softbank, einem der größten Technologieinvestoren weltweit, um zu verkünden, dass Softbank 100 Milliarden US-Dollar in den USA investieren wird und damit die Schaffung von 100.000 Arbeitsplätzen anstrebt. Diesseits des Atlantiks freute sich hingegen Kanzler Olaf Scholz, dass ihm im Bundestag nicht das Vertrauen ausgesprochen und damit der Weg für Neuwahlen freigemacht worden war. Welch ein Kontrast! Dass Neuwahlen die Regierungsfähigkeit nicht unbedingt verbessern müssen, zeigte sich parallel dazu in Frankreich. Dort hat Präsident Emmanuel Macron nach dem Scheitern der Regierung unter Michel Barnier nun Francois Bayrou damit beauftragt, das schier Unmögliche zu schaffen und eine funktionsfähige Regierung auf die Beine zu stellen, die der Rassemblement National nicht erneut über die Klippe springen lässt. Zumindest die Ratingagentur Moody’s hält das für eher unwahrscheinlich und stufte die Kreditwürdigkeit Frankreichs nur wenige Stunden nach Bayrous Ernennung herunter. Laut ihr sei die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass die nächste Regierung das auf 6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gestiegene Haushaltsdefizit nachhaltig verringern werde. Die zwei größten Volkswirtschaften Europas bleiben also ausgerechnet zum Start der Trump-Administration führungsschwach.
Der MSCI-World-Index zeigt eine nie dagewesene US-Dominanz
Den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen folgend zeigt sich an den Aktienmärkten eine immer stärkere Dominanz der US-Aktien. So ist das Gewicht der US-Titel im den weltweiten Aktienmarkt repräsentierenden MSCI-World-Index inzwischen auf über 75 Prozent angewachsen. Westeuropa ist hingegen nur noch mit ca. 13 Prozent vertreten. Aber auch innerhalb des US-Marktes gibt es eine extreme Konzentration auf nur wenige Großkonzerne. So vereinen die größten 10 Aktien des Index nun schon 40 Prozent der Marktkapitalisierung auf sich, und 9 Firmen sind inzwischen in die Billionen-Liga aufgestiegen. Apple, Microsoft und Nvidia werden gar mit jeweils über 3 Billionen US-Dollar bewertet. Zum Vergleich: Alle Unternehmen des Deutschen Aktienindex DAX kosten derzeit zusammen nur ungefähr 2 Billionen US-Dollar. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit in Europa erwarten wir, dass sich diese Entwicklung auch im Jahr 2025 fortsetzen wird. So weisen die US-Unternehmen zwar eine hohe Bewertung auf, glänzen gleichzeitig aber auch mit einem deutlich größeren Gewinnwachstum.
Risiko lohnt sich bei Anleihen nicht mehr
Im Anleihensegment zeigen sich sehr unterschiedliche Entwicklungen. Da sind auf der einen Seite französische Staatsanleihen, deren Risikoaufschläge in Ermangelung einer stabilen Regierung und damit eines Haushaltsbeschlusses immer weiter angestiegen sind. Auf der anderen Seite sind die Aufschläge, die Investoren für das Eingehen größerer Risiken bei Anleihen von Unternehmen mit geringer Bonität erhalten, auf Dekadentiefstände gefallen. Damit werden die eingegangenen Risiken in unseren Augen nicht mehr adäquat entlohnt. Viele attraktive Möglichkeiten bieten sich somit also nicht. Allerdings ist das absolute Zinsniveau in allen Marktsegmenten immer noch auf einem attraktiven Niveau, welches sich Investoren über den Erwerb längerer Laufzeiten noch immer sichern können. Die jüngsten Äußerungen des Chefs der US-Notenbank, die er im Rahmen der Verkündung einer weiteren Leitzinssenkung um einen Viertelprozentpunkt traf, deuten allerdings darauf hin, dass uns das hohe Zinsniveau in den USA noch eine Weile erhalten bleiben wird. Die Währungshüter stellen die Beobachtung der nach wie vor erhöhten Inflation in den USA wieder stärker in den Vordergrund, was einen langsameren Zinssenkungspfad erwarten lässt, als die Marktteilnehmer bisher erwartet hatten.
Wir wünschen einen guten Jahresausklang
Nach den vielen aufregenden Ereignissen im Jahr 2024 hoffen wir, dass Sie nun etwas Zeit finden, für einen kurzen Moment die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen. Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins Jahr 2025. Vielen Dank, dass Sie uns Ihr Vertrauen schenken.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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