Autor: Marthel Edouard
Finanzmarkt aktuell per 11. Oktober 2024
Marthel Edouard, Portfoliomanager
China verkündet ein großes Konjunkturpaket und überrascht damit die Anlegerinnen und Anleger am Kapitalmarkt. Derweil legt die Kursrallye am Rentenmarkt eine Verschnaufpause ein, welche die Aktienmärkte schon hinter sich zu haben scheinen. Wie wir die Aussichten für die Kapitalmärkte einschätzen, lesen Sie in der neuen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“:
China überrascht mit einem großen Konjunkturpaket
Es war ein Paukenschlag, als der Präsident der chinesischen Notenbank Ende September das umfangreichste geldpolitische Maßnahmenpaket seit vielen Jahren ankündigte, vor allem um den seit Jahren kriselnden Wohnungsmarkt und die schwache Konsumnachfrage zu stabilisieren. Niedrigere Zinssätze sollen die Kreditvergabe der Geschäftsbanken verbessern und zielen zudem auf die Belebung der schwachen Kreditnachfrage privater Haushalte ab. Darüber hinaus sollen Unternehmen mittels zinsgünstiger Darlehen dazu bewegt werden, vermehrt Aktien zu kaufen. Das Kalkül all dieser Maßnahmen: Die finanzielle Entlastung können die Haushalte für vermehrte Konsumausgaben und Immobilienkäufe nutzen, womit das Ziel der Kommunistischen Partei von 5% Wirtschaftswachstum für dieses Jahr erreicht werden könnte. Ist das nun der große konjunkturpolitische Wurf, auf den die internationalen Investoren schon so lange gewartet haben? Wir sind skeptisch, denn die Konjunkturschwäche ist doch vor allem eine Vertrauenskrise der Verbraucherinnen und Verbraucher. Chinesische Haushalte halten einen Großteil ihrer Vermögen in Immobilien. Fallen die Immobilienpreise wie in den vergangenen Monaten aufgrund des Überangebots am Häusermarkt, sinkt die Konsumstimmung. An dieser Stelle hätte das Konjunkturpaket vor allem ansetzen müssen, macht es aber unserer Meinung nach nur unzureichend. Die beschlossenen Zinssenkungen entlasten zwar die Konsumentinnen und Konsumenten, dürften aber die Abwärtsspirale bei den Immobilienpreisen wohl kaum stoppen. Stattdessen wäre die Kombination aus umfangreichen Absicherungen von Immobilienkäufen gegen Verluste und staatliche Käufe von Überkapazitäten ein probates Mittel, um das Überangebot am Markt zu beseitigen und die Preise nachhaltig zu stabilisieren. So schafft man wieder neues Vertrauen. Es ist sehr fraglich, ob sich die chinesische Regierung in Zukunft zu einem großen Immobilieninvestor aufschwingen wird. Schließlich ist der Staat hoch verschuldet und kann somit nicht aus dem Vollen schöpfen. Doch wer weiß, vielleicht überrascht China den Kapitalmarkt erneut mit einem unkonventionellen Schritt. Bereits Ende Oktober könnte es soweit sein. Dann tagt der Nationale Volkskongress, der voraussichtlich weitere Konjunkturmaßnahmen beschließen wird. Welche das konkret sein werden, ist zurzeit aber noch völlig unklar.
Verschnaufpause am Rentenmarkt
Investorinnen und Investoren am Rentenmarkt konnten sich in den letzten Monaten über steigende Kurse freuen. Seit Ende Juni dieses Jahres sind die Anleihepreise, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, kontinuierlich gestiegen. Die sich gegenläufig entwickelnden Renditen waren entsprechend rückläufig. Lag beispielsweise die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen Mitte des Jahres noch im Bereich von 2,6%, so waren es Ende September nur noch rund 2,0%. Seit Anfang Oktober hat der Wind am Rentenmarkt allerdings gedreht, was viel mit den aktuellen Konjunkturdaten aus den USA zu tun haben dürfte. Diese waren zuletzt überraschend stark. Das Jobwachstum in den USA lässt nicht nach und hat im September mit 254.000 neu geschaffenen Stellen die Prognosen weit übertroffen. Angesichts solch positiver Wirtschaftsdaten ist es unseres Erachtens fraglich, ob die US-Notenbank Fed in den kommenden Monaten weiter schnell und kräftig die Leitzinsen senken wird. Das gleiche stellen wir in Bezug auf die EZB infrage. Wir gehen von zwei Zinssenkungen der EZB um jeweils 0,25%-Punkte bis Jahresende 2024 aus. Viele Marktteilnehmer hatten zuletzt mit deutlich mehr Zinsschritten der europäischen Notenbanker gerechnet. Diese Erwartungen wurden nun enttäuscht und angepasst. Die Auswirkungen dessen sind am Rentenmarkt ablesbar. Die Renditen stiegen zuletzt wieder an, und die Anleihekurse gaben entsprechend nach. Wir gehen jedoch davon aus, dass es sich in Bezug auf die Anleihepreise lediglich um eine Verschnaufpause handelt. Vor diesem Hintergrund ist es aus unserer Sicht attraktiv, die reduzierten Kursnotierungen nochmals für schrittweise Käufe bonitätsstarker Rentenpapiere auch mit längeren Laufzeiten zu nutzen.
Chancen auf eine erneut gute Berichtssaison der Unternehmen
Der eskalierende Nahostkonflikt sorgte in den letzten Wochen immer wieder für Nervosität an den Aktienmärkten. Derzeit ist schwer abschätzbar, wie sich die Situation weiterentwickelt. Das Risiko eines Krieges zwischen Israel und dem Iran ist hoch. Wir beobachten die Lage fortlaufend, bewerten täglich aufs Neue die potenziellen Auswirkungen eines möglichen Krieges auf die Aktienportfolien und behalten uns weitere Anpassungen vor. In den kommenden Tagen dürfte aber vermutlich erst einmal ein anderes Thema in den Fokus der Anlegerinnen und Anleger rücken: Es startet die Berichtssaison zum dritten Quartal 2024. Sie wird Aufschluss über den Geschäftsverlauf der europäischen und US-amerikanischen Firmen geben. Wenngleich die Erwartungshaltung der Investorinnen und Investoren zuletzt merklich vorsichtiger wurde, gehen wir davon aus, dass der Großteil der Unternehmen unverändert hohe Gewinnzuwächse berichten wird. Das sollte unseres Erachtens den Aktienkursen in den kommenden Wochen Unterstützung bieten. Daher empfehlen wir, am Aktienmarkt investiert zu bleiben. Als aussichtsreich erachten wir vor allem Aktien aus den Branchen Technologie, Gesundheit und Finanzen. Das Gewinnwachstum dieser Unternehmen dürfte mit am höchsten ausfallen, unterstützt von zum Teil kräftig steigenden Umsätzen und einem nachlassenden Kostendruck. Demgegenüber sind wir vorsichtig, was Aktien aus den Sektoren zyklischer Konsum und Grundstoffe wie etwa Chemie betrifft. Die Gewinne in diesen Branchen werden voraussichtlich rückläufig sein, weil sich die Verbraucher mit Ausgaben merklich zurückhalten und die zuletzt wieder gestiegenen Energiepreise die Produktion dieser Unternehmen verteuern.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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