Globale Aktienmärkte resistent gegenüber politischen Krisen

Vive la France oder Rien ne va plus?

God bless America – beim Versuch der Einigung …

„Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit“

 

 

Autor: Jens Herdack
Finanzmarkt aktuell per 10. Oktober 2025
Jens Herdack,  CEFA, CIIA, Portfoliomanager

Jens Herdack Portfoliomanager

In Frankreich schmeißt Premierminister Sébastien Lecornu nach nur 27 Tagen hin und stürzt das Land in die nächste Regierungskrise. In den USA können sich Demokraten und Republikaner im Kongress nicht auf einen neuen Haushalt einigen und lassen das Land deshalb – wieder einmal – in einen Government Shutdown laufen. Derweil steigt die Goldunze über die 4.000-US-Dollar-Marke, und die US-Aktienindizes markieren ebenfalls neue Höchststände. Wie das alles miteinander zusammenhängt, das erfahren Sie in der heutigen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“:

Vive la France oder Rien ne va plus?

Es ist erstaunlich, wie resistent sich die globalen Aktienmärkte gegenüber den immer wieder Schlag auf Schlag auftauchenden politischen Krisen zeigen. Jüngst verlor Frankreich nach nur einem knappen Monat seinen – zugegebenermaßen bereits bei seiner Ernennung als Wackelkandidaten feststehenden – Premierminister Sébastien Lecornu. Damit verfestigt sich die nun seit Jahren schwelende Regierungskrise in unserem Nachbarland, und es werden bereits Einschätzungen der „Unregierbarkeit“ Frankreichs laut. Trotzdem erreichte der französische Aktien Leitindex CAC40 in der zurückliegenden Woche einen neuen Höchststand. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sich das französischen Börsenbarometer damit seit Ende 2022 nun schon fast 20 Prozent schlechter entwickelt hat als der Euro Stoxx 50 Index, der die Wertentwicklung der wichtigsten Aktien in der Euro-Zone abbildet. Insbesondere die Aktien französischer Banken litten unter der jüngsten Eskalation, da ihr Geschäft traditionell mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes eng verwoben und ihre Bilanzen mit französischen Staatsanleihen prall gefüllt sind. Für ihr Engagement in französischen Anleihen erwarten Investoren inzwischen höhere Renditen als für vergleichbare griechische Papiere, was nichts anderes bedeutet, als dass sie ein Investment in französische Staatsanleihen als riskanter einschätzen. Insgesamt bleibt es aber für Rentenanleger ein nicht unattraktives Umfeld. Denn neben diesen Sonderthemen bieten europäische Staatsanleihen absolut gesehen ein nach wie vor interessantes Renditeniveau. Auch sind die Renditeaufschläge von Unternehmensanleihen zwar historisch niedrig, die Rendite vor dem Hintergrund der geringen Ausfallraten in unseren Augen aber attraktiv.

God bless America – beim Versuch der Einigung …

Jenseits des Atlantiks können die Aktienmärkte ebenfalls trotz Regierungskrise neue Höchststände erreichen. Hier steht der Streit der Demokraten mit den Republikanern im Kongress über einen neu aufzustellenden Haushalt im Vordergrund. Mangels Einigung befinden sich die USA deshalb nun seit dem 1. Oktober im sogenannten „Government Shutdown“, bei dem die meisten Staatsangestellten in den Zwangsurlaub geschickt werden. Dem Run an den Aktienmärkten tat auch dies keinen Abbruch. Die KI-Euphorie hält im Technologiesegment weiter an. Nach den riesigen Investitionen, die in den vergangenen Monaten bereits bekanntgegeben worden waren, informierten in dieser Woche weitere Firmen über Milliardeninvestitionen. Damit kommen verstärkt Diskussionen über eine Blasenbildung im Technologiesegment auf. Allerdings unterscheidet sich die aktuelle Situation deutlich von der meist herangezogenen Technologieblase Anfang der 2000er Jahre. Während die Tech-Unternehmen damals meist kein Geld verdienten, werden die heutigen Investitionen in künstliche Intelligenz von extrem profitablen Firmen angeführt. Vergleicht man die operativen Cash-Flows – also das Geld, welches die Unternehmen mit ihrem „normalen“ Geschäft verdienen – mit ihren Investitionen, so stellt man fest, dass letztere tatsächlich über die laufenden Einnahmen der Konzerne abgedeckt werden können. Zudem liegen die Verschuldungsquoten ebenfalls deutlich unter denen der damaligen Konzerne. Investoren sollten sich jedoch im Klaren darüber sein, dass die Bewertungen der Aktien inzwischen stark angestiegen sind. Wir sehen den Sektor trotzdem als einen der aussichtsreichsten an. Denn noch steht das Gewinnwachstum in einem akzeptablen Verhältnis zur Bewertung.

„Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit“

Der vom Gründer der US-Großbank JP Morgan „John Pierpont Morgan“ stammende Ausspruch „Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit.“ fasst die aktuelle Goldrallye recht gut zusammen. Nachdem der Goldpreis den Sommer über konsolidiert hatte, stürmt er nun seit Mitte August von einem Hoch zum nächsten. Dabei macht der Begriff des „Debasement-Trades“ bei den Investoren die Runde. Gemeint ist die Absicherungswirkung des Edelmetalls gegen die systematische Entwertung (Debasement) von Papiergeld. Somit legen sich wohl viele Investoren Gold in ihre Depots, um sich gegen die immer weiter steigende Verschuldung, insbesondere von Staaten, und die damit einhergehende Ausweitung der Geldmenge abzusichern. Daneben spielen aber auch die Notenbanken der Länder selbst eine große Rolle bei der Aufwertung der Feinunze. Denn mit dem Einfrieren der russischen Zentralbankreserven durch die westlichen Zentralbanken begannen viele Notenbanken, ihre Reserven aus dem US-Dollar in andere Investments zu verschieben. Eine Komponente ist dabei Gold. So lag der Anteil des Edelmetalls an den weltweiten Zentralbankenreserven 2015 noch bei ca. 10 Prozent, während er inzwischen auf fast 25 Prozent angestiegen ist. Auch Privatinvestoren griffen zuletzt wieder verstärkt nach mit Gold unterlegten Indexfonds. Wir bleiben ebenfalls bei unserer positiven Haltung. Allerdings sollten Investorinnen und Investoren damit rechnen, dass durch das jüngste Erreichen der psychologisch wichtigen Marke von 4.000 US Dollar der Goldpreis zunächst auch wieder konsolidieren könnte.

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